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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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zu unterschätzen, weil er verspielt und komisch wirkt und sich in Sonderbarem ergeht. Zuweilen legt er es darauf an. Aber würde ihn jemand wahrhaft herausfordern, hätte dieser alte Mann Fähigkeiten, die mit bloßer Zauberei nicht zu beschreiben sind. Merlin ist der Träger unfaßbarer Energien. Und da er dies weiß, beunruhigt ihn wahrhaft viel weniger als euch.“
    „Mein Freund Hörn“, warf Pacis ein, „das ist für uns schwer verständlich. Wir kennen Schamanen in Sibirien, die große Fertigkeiten besitzen und diese auch zu zeigen in der Lage sind. Man verehrt sie und man huldigt ihnen. Auch sie können als Menschen mit den Tieren sprechen, worin ich also noch keine außerordentliche Begabung sehen möchte. Jedoch würden wir ihnen nicht die Führung einer Familie anvertrauen, da ihre Qualitäten andere sind. Ihre Erfahrungen und ihr Wissen sind schätzenswert, aber nicht die richtige Antwort auf plötzlich mögliche Situationen. Ich will mit dir nicht darüber streiten, wer größeren Zauber und gewaltigere Macht unter den Menschen besitzt. Jedoch braucht ein Führer nur ein bestimmtes Maß an Intelligenz. Was er vor allem braucht, sind Stärke und unbedingte Entscheidungsbereitschaft, die das grenzenlose Vertrauen seiner Gefährten sichern. Diese Eigenschaften sind geboten, da es ansonsten Zank gäbe, der eine Familie spaltet. Ein fabelhafter Sänger mag ein schöner, kluger Wolf sein, mit dem man eine unvergeßliche Zeit verbringen kann. Deshalb verdient er aber nicht das Vertrauen, das ich Melchor entgegenbringe.“
    „Was ich euch sagen kann, ist wenig und wird euch sicherlich nicht überzeugen können. Ich weiß, daß in Merlin das Wesen dieser Welt ruht. Es nistet in ihm der Sturm und die Wolken sind seine Kinderstube. Er hat Macht über den Nebel und sieht das Antlitz aller Wesenheit. Ich traue Merlin als Seher. Ich traue ihm als Zauberer. Ich traue ihm als Mensch und ich traue ihm als Führer. Deshalb halte ich ihm die Treue, wie er seinen Gefährten die Treue hält.“
    „Gut gesagt, Hörn. Aber woher wissen wir das? Wir hören die Geschichten von Sar Merodak und sehen nur diesen alten, freundlichen Mann mit seinen Anwandlungen, die uns zudem noch nicht einmal betreffen“, meinte Carus spitz.
    „Zweifelst du an seiner Freundschaft zu euch, Carus?“ fragte Hörn wachsam, dem die Richtung nicht gefiel, in die das Gespräch abzugleiten schien.
    „Ich weiß nicht. So will ich es nicht sagen …“
    „Laßt euch eine Geschichte erzählen, die Merlins Liebe und Treue zu seinen Freunden beschreiben und verdeutlichen soll. Vielleicht kennt ihr sie bereits.
    Merlin hatte sich verliebt … und zwar in die Dame Nimue, die Große Priesterin vom See, von den Inseln Avalon, die vor geraumer Zeit in den Nebeln versanken. Merlin war so unsterblich verliebt, daß er weder scheu noch kluger Vorsicht war. Nimue – oder Vivien, wie er sie heute nennt – war das Abbild aller Schönheit, aller Fraulichkeit, der Inbegriff des Weiblichen schlechthin und sie, die viel klüger war, als er meinte, erwiderte seine Zuneigung, obwohl sie viel jünger war als er. Nimue erlag Merlins Werben und oft teilten sie das Lager. Oft trennten sie sich auch, verschwitzt die Geschlechter einander dargeboten, und schon verzehrte er sich vor Sehnsucht nach dem nächsten Mal, bei dem sie sich lieben würden. Der jungen Nimue gefiel es anfänglich, doch sie fühlte sich mit zunehmender Zeit von ihm bedrängt. Blind in das grundlose Wasser dieser Frau gefallen, nahm Merlin die Veränderung nicht wahr. Und so konnte sie die Einzige bleiben, die ihm jemals ein Versprechen abrang. Er sollte ihr versprechen, niemals einen Zauber über sie zu legen. Und das versprach Merlin und er schwor es ihr in ihren Worten, niemals einen Zauber über sie zu legen, der sie ihm zu Willen machen würde.
    Nimue lernte von Merlin, der sich ihr ganz hingab, ihr viele Geheimnisse offenbarte und ihr Türen zu Königshöfen aufschloß, zu denen sie zuvor keinen Zugang gefunden hatte. Sie reisten zusammen durch Britannien, sogar bis auf das Festland, und als sie eines Tages von dem Festland zurückkehrten, landeten sie in Cornwall.
    Gemeinsam wollten sie in den Norden reiten.
    Nimue, Merlins nun überdrüssig geworden, hatte einen schlimmen Schlag gegen ihn geplant, der unter anderen Umständen grausam geendet hätte.
    Merlin, der ihr des Weges einen gewaltigen Felsen zeigen wollte, über dem Zauberhaftes gelegen haben sollte, wurde von ihr durch eine besondere

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