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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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sehen, da sie ihn gleich wieder verlieren sollte? Myrddin sah sein Leben beendet, oder sich erfüllen, wie er es meinte? Was war das für ein Unsinn eines Mannes, der nicht ehrlich zu ihnen gewesen war – dem man seine Ehrlichkeit aber auch nicht geglaubt hätte?
    „So wird es sein, Patty. Ich werde hier noch bis zur Abendvorstellung bleiben und dann will ich alleingelassen werden.“
    „Warum, William? Liegt dir nichts an uns? Haßt du uns so sehr für das, was wir dir angetan haben? Leslie ist echt verzweifelt, weil sie dich nicht richtig verstanden hat …“
    „Heee … Lady …! Mir reicht’s jetzt! Ich fahre jetzt und will mein Geld …!“ rief plötzlich jemand in das Zelt.
    Der Taxifahrer, der die ganze Zeit gewartet hatte, wollte nach Coventry zurückfahren, und Brian überlegte einen Augenblick, ob sie nicht alle zusammen noch Coventry fahren sollten, um Tralee zu überraschen. Doch Myrddin erklärte sich nicht bereit, seine Tiere zu verlassen. So zahlte Brian den Fahrer aus, gab ihm dazu noch zwanzig Pfund Sterling Trinkgeld, und dienernd verschwand der Taxifahrer, der noch in Erwägung gezogen hatte, vielleicht doch noch etwas zu warten. Aber Brian schickte ihn auf den Weg. Sie wollte bei Myrddin bleiben und nachts ein anderes Taxi bestellen.
    „Doch, Patty … mir liegt sehr viel an dir und Leslie – und an dir liegt mir noch viel mehr als an Leslie. Und trotzdem habe ich meinen Weg zu gehen, und der wird sich nicht mit deinem vertragen, glaube ich.“
    „Aber warum denn nicht, William? Wir haben dich einmal verloren, und das war echt schlimm. Ich kann dir den ganzen Zirkus kaufen … und einen zweiten dazu … wenn das der Weg ist.“
    „Glaubst du, daß ich mich um Geld in Manegen sorge oder daß sich meine Pläne durch dein Geld erfüllen lassen?“ fragte er lächelnd. „Glaubst du wirklich, daß ich mich um einen maroden Zirkus schere? Nein, Patty, meine Dinge sind andere. Schau dir den Hirsch und die Wölfe an … für sie trage ich Verantwortung …“
    „Na gut … dann machen wir eben eine Zoo auf, okay. Aber bitte bleib doch bei uns … bei mir … Oder ich kann dich auf Lebenszeit als mein Privatdozent engagieren. Das ist doch ’ne gute Idee, finde ich …“
    „Mag schon sein. Aber es geht nicht. Ich werde gehen, weil ich gehen muß, Patty. Ich habe die Zeit kennengelernt“, meinte er und grinste. „Und deine Fibel mit den Schimpfworten habe ich noch bei mir. Leider habe ich sie nicht gebraucht. Die Menschen waren hier ganz harmlos und freundlich.“
    „William, sag mir doch bitte, was du tun willst, und dich kann dir zumindest helfen. Bitte …!“ bat Brian, die sich nicht mehr für ihr Handbuch der Kraftausdrücke interessierte.
    „Willst du mir wirklich helfen, Patty? Denk darüber gut nach, was du mir antwortest. Wenn du mir helfen möchtest, muß das nicht bedeuten, daß dir die Hilfe gefällt, die ich von dir wünsche“, meinte Myrddin nachdrücklich.
    „Klar helfe ich dir. Ganz egal, was es sein wird“, sagte sie entschieden. Myrddin stand auf, bat sie, einen Augenblick zu warten, und verschwand aus der Manege.
    Der Seher lief zu Ganapathys Wohnwagen, öffnete schnell die Tür, da es in Strömen regnete, holte unter seinem Kopfkissen das in Leder eingeschlagene Buch hervor, nahm seinen Eschenstab und lief durch den Regen in das Zelt zurück, wobei der Clown ihn beobachtete.
    Ganapathy hatte am Fenster von Eaves’ Wohnwagen gesessen und konnte die grauen Schatten der Nacht durchaus noch unterscheiden. Myrddin drehte sich um, lachte ihn an, obwohl er wußte, das Ganapathy sein Lachen nicht sehen konnte, und ging dann zu Brian und seinen Tieren.
    Als Myrddin kam, drehte sich die junge Brian zu ihm um, und er wußte nicht, wie er beginnen sollte, als er sich wieder zu dem hübschen sommersprossigen Mädchen zwischen seinen Tieren gesetzt hatte. Sie war für ihn in diesem Moment nicht das Mädchen, nicht die junge Frau und nicht eine Millionenerbin. Sie war Kind, Mädchen, Frau und Greisin zur gleichen Zeit. Brian war in diesem Moment alterslos. Myrddin sah in ihr die Zeit ihres Lebens, blickte durch ihre Alter wie durch Glas, und sie überraschte sein verlegenes Gebaren, das sie von ihm nicht kannte.
    Einen Augenblick stand er dann da, hatte sein Lederpaket mit einem Arm auf den Bauch gedrückt und hielt seinen Holzstab in der anderen Hand. Er stand wie ein Jugendlicher vor ihr, der seine Briefmarkensammlung seiner Freundin zeigen wollte – und auf erstaunliche

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