Myrddin
müssen – und dann zurück auf die Shetlands fliegen“, sagte sie. „Ich habe genügend Geld, um jeden Preis für die Vorstellung zu bezahlen, wenn es das ist. Bitte …“, bat die Kleine und Eaves schaute bedauernd in Ganapathys Richtung. Der Clown stand auf, kam an die Tür und sagte:
„Was bist du für ein Mädchen, das abends aus Coventry kommt, genug Geld für zwei Eintrittskarten bei sich hat, nach London fahren muß, zu den Shetlands fliegen will und uns mit diesen Geschichten beim Abendbrot stört?“
„Und was bist du für ein komischer Mann, der das alles weiß und sich trotzdem von einem Mädchen bitten lassen muß … hmmm?“ entgegnete sie ihm ärgerlich und Ganapathy schaute sie sich näher an. Er mußte über ihr Sommersprossengesicht und über ihre feurig roten Haare lachen und sagte dann, daß sie hereinkommen solle. Obwohl sie einwilligte, erklärte sie, daß sie nicht viel Zeit habe, da ein Taxi auf sie warten würde, das sie zurück nach Coventry bringen sollte.
„Das ist ja eine Geschichte, kleines Fräulein. Du kannst das Geld wohl zum Fenster hinauswerfen, was?“ schmunzelte Ganapathy. „Nur um einen Clown zu sehen, der gar keiner ist, kommst du den ganzen Weg her …? Wie heißt du denn?“
„Ich heiße Patty Brian. Und Sie?“ schoß es aus ihrem Mund.
„Ja, frage mich ruhig, wie ich heiße … Maynard, Maynard Ganapathy … der berühmte Clown Ganymed.“
„Dann können Sie mir doch Karten geben, bitte. Es ist wirklich wichtig für mich“, sagte Brian, als hänge wahrhaft viel in ihrem Leben daran, einmal den Clown sehen zu können.
„Was macht es so wichtig für dich, Patty Brian?“ fragte Ganapathy forschend. „Was, glaubst du, kann dir der Clown geben, daß du solch einen weiten Weg in Kauf nimmst, Mädchen?“
„Es ist eigentlich gar nicht der Clown. Ein guter Freund von mir ist gestorben, und Leslie, meine Freundin, und ich wollen ihm irgendwie gerecht werden. Und da habe ich von dem Zirkus gehört und mir gedacht, daß wir ihn in guter Erinnerung behalten, wenn wir ihn auf diese Weise für uns begraben …“, erklärte Brian sehr ernst.
„Was du sagst, klingt erstaunlich reif und menschlich, aber auch unverständlich für mich. Du willst einen Clown sehen, um einen Menschen zu bestatten? Das mußt du mir schon noch ein bißchen erklären“, bohrte Ganapathy.
„Ja … er war auch ein Artist und ist ertrunken“, meinte Brian zu ihm.
„Es gibt so viele Artisten, nicht wahr …“, erwiderte Ganapathy gedankenversunken. „Das ist ein sonderbar schöner Wunsch von dir, und trotzdem haben wir keine Karten, soweit ich gehört habe. Doch ich würde dir gerne helfen. Komm doch einfach am Sonntag, und ich sehe, was sich machen läßt. Was meinst du? Ist das ein Wort?“ fragte er.
„Ja … schon. Nur, ich hätte gerne die Karten. Meine Freundin weiß nämlich gar nicht, daß ich hier bin. Und ich wollte sie mit den Karten überraschen. Es geht ihr nämlich nicht so gut, weil sie sich die Schuld an dem Tod von unserem Freund gibt“, druckste Brian.
„Na … die Geschichte wird ja immer spannender. Ich kann dir aber keine Karten geben, so gerne ich das auch wollte, glaub mir“, erwiderte der Clown. „Aber deine Idee ist wundervoll. Vielleicht können wir die ganze Vorstellung in memoriam deines Freundes machen – für einen gestorbenen Artisten, einen Kollegen, in Gedenken an einen Namenlosen, einen Unbekannten. Einen schöneren Nachruf kann sich kein Artist wünschen, als daß sich ein kleines Mädchen an ihn erinnern möchte“, und er dachte an sich selbst, an sein Alter, und hoffte, auch eine junge Freundin wie Brian zu haben, wenn er einmal sterben sollte, die ihn ehren würde, indem sie die Lebenden betrachtete. Und je mehr Ganapathy über die Idee Brians nachdachte, desto großartiger fand er sie. „Das werden wir machen! Wir widmen unsere Vorstellung einem toten Artisten. Bis vor kurzem hat auch uns noch niemand gekannt … und heute so etwas. Es ist eine zauberhafte und romantische Vorstellung …! Versprochen, Kleine. Komm du mit deiner Freundin am Sonntag und wir machen eine Laudatio auf die unbekannten Artisten dieser Welt, die niemals beachtet werden zu früh von uns gegangen sind“, begeisterte sich der Clown. „Du hast einen guten Gedanken in mich gesetzt, Patty. Wie hieß dein Freund, damit wir seinen Namen stellvertretend für alle nennen können?“ fragte er das Mädchen.
„Myrddin … William Myrddin“, sagte sie.
„William
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