Myrddin
schluchzend in die Arme, drückte sich fest an ihn und weinte ihren Schmerz und ihre Freude heraus. Sie weinte, weil sie ihren Freund, den sie ertrunken wähnte, vor sich sah – und sie weinte vor überwältigendem Glück.
„Patty … mein großes Mädchen! Bist du endlich doch gekommen …“, seufzte Myrddin und holte tief Atem.
„Ja … William …“, schniefte sie. Und das war schon alles, was sie sagen konnte, bevor neue Tränenströme aus ihr herausbrachen.
Myrddin sah zu Hörn und den Wölfen und nickte ihnen freundlich zu, als wolle er um Verständnis für den Zustand des Menschenmädchens bitten. Brian klammerte sich an ihn und wollte sich in Myrddin und in ihrer eigenen Scham vergraben.
„Komm, Patty. Beruhige dich …! Ich habe hier einige Freunde, die du kennenlernen sollst“, sagte er und streichelte ihr nasses Haar. „Iiiigiiit …! Du bist ja ganz kalt und naß …“, spaßte er und sie gluckste schniefend.
„Ja …! Du auch …!“ schluchzte Brian.
„Und wie … Das stimmt …! Und ist das nicht schön? Gerade so, als wären wir beide aus dem Nordmeer gestiegen“, freute er sich.
„Ja, es ist toll, William …“, sagte sie weinerlich und mußte niesen, doch hielt sie den Mann wie einen Baumstamm umklammert.
Myrddin stellte Brian die Tiere vor und das Mädchen war beeindruckt. Er erzählte ihr in groben Zügen von seiner Arbeit und sie berichtete ihm, was ihnen widerfahren war.
Als sie sich getrennt hatten, waren sie von der Küstenwache aufgegriffen worden. Das Rettungsschlauchboot hatte diese alarmiert. Wegen der Kleidung, die sie im Boot gefunden hatten, glaubten Brian und Tralee, daß Myrddin es nicht bis an die Küste geschafft habe und auf See vor der Küste ertrunken sei, worin die Küstenwache sie bestärkt hatte. Es sei ein tragischer Unfall gewesen, hatten sie gedacht, obgleich es Tralee zuerst als gerechte Strafe für ihn empfunden hatte. Ihre Haltung sollte sich erst nach einigen Tagen geändert haben. Man hatte Tralee in Arrest genommen, bis Brian den Vorwurf der Entführung aufklären konnte. Und danach wurden die Ermittlungen in dem Mordfall Palluck von der Kriminalpolizei in Edinburgh übernommen. Man stellte fest, daß Palluck bereits tot gewesen sein mußte, bevor sein Schädel zertrümmert worden war. Bishop hatte nach langen, intensiven Verhören gestanden, den Schädel von Palluck eingeschlagen zu haben, und sie wurde daraufhin in eine geschlossene psychiatrische Anstalt eingewiesen. Gegen Crumlin wurde ein Dienstaufsichtsverfahren eingeleitet.
Tralee war voll rehabilitiert worden, und es hatte in Edinburgh tatsächlich einen Anwalt gegeben, der sie über ihre neuen Vermögensverhältnisse aus dem Nachlaß von Jeremiah Palluck aufgeklärt hatte.
Ihre kleine Schwester sei wieder auf den Shetlands bei ihrem Onkel Rhys, sagte Brian, und sie selbst sei mit Tralee auf dem Weg nach London, um sich mit einem Bankier zu treffen. Tralee wäre der festen Überzeugung, daß Myrddin ertrunken sei, und sie mache sich heute selbst dafür selbst verantwortlich. Sie meinte, daß sie noch nicht einmal den letzten Willen von Palluck erfüllt habe, der sie nur darum gebeten hatte, Myrddin sicher nach Nothumberland zu bringen.
„Und die SOUNDLVOVE, Patty?“ fragt er.
„Schrott …! Totaler Maschinenschaden. Da hast du ganze Arbeit geleistet. Sie ist noch auf der Werft und kriegt ’ne neue Maschine. Und William, wir sind jetzt stinkreich! Glaubst du’s? Ich kann es immer noch nicht glauben. Und wenn du Leslie den Brief nicht gegeben hättest und wir nicht von den Shetlands aufgebrochen wären … wir hätten es niemals erfahren.“
„Das freut mich für euch.“
„Was glaubst du, was die Polizei für Augen gemacht hat, als ich ihr erzählt habe, wie wir von den Shetlands los sind. Die hätten mir fast den Hosenbandorden 1. Klasse verliehen … oder mich in die Klapse gesteckt. Na ja … jedenfalls kannst du jetzt mit uns kommen. Wir bleiben alle zusammen, William. Und wenn ich volljährig bin, kann ich selbst entscheiden, was mit der Knete passiert … und zumindest bis dahin bleiben wir alle zusammen, okay!“
„Das wird nicht gehen, Patty. Ich habe andere Pläne“, bedauerte Myrddin.
Sie saßen umringt von Akita, Pacis und Hörn und Myrddin erklärte Brian, daß seine lange Reise ein Ende gefunden habe.
Brian wurde immer stiller und traurig. Sie hatte einen ertrunken geglaubten Freund wiedergefunden und sollte in die sternstrahlenden Augen eines Ertrinkenden
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