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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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die freundliche Akita konnte ihn nicht aufmuntern. Leidend hing seine Hand aus dem Boot, die sie manchmal anstupste oder leckte, wofür sie einen gequält lächelnden Blick erhielt.
    Melchor lief vornweg, Pacis und Samael liefen zu beiden Seiten Hörns und Carus streifte ärgerlich weit hinter dem Boot her. Was für einen Weg hätte er in den Bergen schon zurückgelegt haben können, wäre er nur rechtzeitig losgelaufen. Stattdessen liefen sie auf das offene Meer hinaus, das zugefroren war, fort von Schweden, und begleiteten einen launischen Irren, der seine Zeit überlebt hatte. Ihm gefiel die Reise ganz und gar nicht. Ihm gefiel auch die Entscheidung Melchors nicht. Man würde schon sehen, wie Verderben schmeckte, dachte er gehässig und vertrieb sich die Zeit, indem er groben Gedanken über den apathischen Merlin nachhing, den er als schwächliches, verweichlichtes Männchen sah.

VII
    Sie waren bis spät in die Dunkelheit der Nacht gelaufen. Die Küste Norwegens war mit dem Horizont verschmolzen und Merlin orientierte sich an den Gestirnen. Seine Verfassung hatte sich verbessert – und er war wieder unter den Lebenden, wie Akita Melchor mitteilte.
    Carus folgte der Gesellschaft in größerem Abstand, um seinen Groll zu verbergen, während Melchor sich schon mehrere Male zu Merlin hatte zurückfallen lassen, um unausgesprochen eine Rast für sie zu erbitten. Der Zauberer war jedoch von den prangenden Sternen so begeistert und verzückt, daß er den erschöpften Zustand der Tiere nicht sah, denn für Hörn hatte er gesorgt. Und was die Grauwölfe zu leisten vermochten, konnte er aus eigener Erfahrung nicht einschätzen. Vor Stunden schon, irgendwo in den weiten Eisöden, ließ er den Kurs ändern. So wanderten sie bereits geraume Zeit in den Südosten, hatten den Großen Bären im Rücken und Merlin hatte Akita erklärt, daß sie sich nun an den Walfisch und Orion halten würden. Den Walfisch nannte Merlin Cetus und er erzählte eine alte Geschichte von dem Seeungeheuer, dem Andromedar geopfert werden sollte, die dann jedoch von einem Perseus vor dem Tod gerettet worden sein sollte. Deshalb läge Cetus an den mächtigen Gestaden des Flusses Eridanus in der Sonne, erzählte er ihr und deutete auf die Gestirnsbilder.
    Akita war es einerlei, denn sie trabte wie alle anderen Wölfe auf langen Reisen gleichsam in Trance dem Leittier folgend, bis der Führer zu einer Rast anhalten würde. Und so tat es auch Melchor, der ein weiteres Mal zu Merlin herankam und ihn nun keuchend um eine Ruhepause bat, bevor er sich wieder in den Sternenbildern ergehen konnte, die die Wölfe mit ganz anderen Augen sahen.
    „Natürlich, Melchor … Jederzeit. Wann und wo immer ihr es nur wollt!“ antwortete Merlin aufgeweckt und besorgt darüber, ob sich die Wölfe schon verausgabt haben könnten. Auf ein Zeichen von Melchor wurden die Wölfe langsamer und kamen hechelnd zum Stehen. Ihre Flanken bebten, ihre Köpfe waren gesenkt und ihre Zungen hingen aus ihren Mäulern.
    Hörn, der den fernen Geruch von torfigen Hochmooren in der Nase hatte und in dessen Ohren bereits schreiende Möwen über der Küste Schottlands flogen, blickte bedauernd zu den verausgabten Wölfen, die dampfend um ihn herumstanden – mit vereisten Masken, als wären sie dem bitteren Zorn klingender Eiskristallhöhlen entronnen. Und Carus hielt sich abseits in der Dunkelheit.
    Sie alle standen in der überirdischen Weite eines in sich geschlossenen blauschwarzen Gewölbes, magisch funkelnd und schimmernd, in dem der Mond auf einem Irrweg zu sein schien, da er gerade helleuchtend an eine goldene Druidensichel am Himmel erinnerte.
    Merlin sprang ausgeruht von seiner HAMAMELIS, kramte in den Vorräten und fand den Stockfisch, den er für die Wölfe gesucht hatte. Zum Glück hatte er die Vorräte angelegt. Er selbst nahm sich etwas Trockenobst aus einem andern Sack und ging zu den keuchenden Wölfen, die sich nach und nach erholten.
    „Eßt etwas, Freunde. Es ist noch mehr da … soviel ihr wollt. Und du, Samael … du kümmerst dich um Carus. Offensichtlich hat er schlechte Laune und meidet mich deswegen. Also bringe du ihm bitte etwas Fisch. Ich werde derweil warmen Kräutertee machen, der euch zur Ruhe kommen lassen wird“, sagte er und warf den Wölfen den Trockenfisch zu. Samael sah verängstigt zu Melchor und der wendete sich sofort an Merlin. Seine Sorge betraf das Feuer für das Heißgetränk. Wollte man etwas erwärmen, brauchte man Feuer. Und Feuer wurde an

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