Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
Vom Netzwerk:
werden hier nicht warten. Hätte er Verständnis für unsere Lage, würde er uns doch nicht wegen eines Buches mitten auf dem Eis liegenlassen, oder …? Und wer weiß, ob er überhaupt zurückkommen wird. Er wird Verderben über uns bringen“, nutzte Carus die allgemeine Stimmung für seine Meinung aus. Melchor dachte nach und sah Hörn an sich vorübergleiten, leichtfüßig wie ein Strauß trabend, und niemand, der ihn gesehen hatte, hätte in ihm einen uralten Hirsch vermuten können. Wie leicht hatte er sie alle im Lauf überholt, war noch einen großen Kreis getrabt, als wäre der bevorstehende Weg nicht weit genug, und hatte sich dann wieder an ihrer Seite eingefunden, obwohl sie selbst in ihrem schnellsten Jagdsprint dahingeflogen waren, dem kein Murmeltier hätte entfliehen können, wie er meinte.
    „In meinem ganzen Leben habe ich keinen Hirsch wie Hörn gesehen, der uns hätte fortlaufen können“, sagte Melchor versonnen.
    „Ach was … wir waren nur noch nicht richtig warmgelaufen … und in der eisigen Kälte des Winters lassen sich die Sinne leicht trügen. Das wäre doch nicht das erste Mal, daß wir Sonderbarem begegnen, Melchor. Komm und lasse uns aufbrechen, bevor er zurückkommt“, drängte Carus ihn weiter.
    Akita sah den hellodernden Schein gegen den Morgenhimmel zuerst, und als die anderen ihn bemerkten, konnten sie Rauch und Qualmwolken in den Himmel steigen sehen. Ein kaum sichtbarer Feuerball flackerte unruhig auf Nordkvaloy. Er flackerte dort auf der Insel, wo sie Merlins Höhle vermuteten. Bevor der Rauch von einem leichten Wind erfaßt in den Westen getrieben wurde, stieg er lotrecht auf. Gebannt schauten sie auf das ferne Schauspiel, bevor sich unter ihnen wieder Uneinigkeit breitmachte.
    Akita, Pacis und Melchor wollten hinlaufen und nachsehen, was geschehen war, doch Carus und Samael sträubten sich. Sie wollten auf dem Eis abwarten. Melchor erklärte, daß sie über das Gebirge gelaufen seien, weil sie Merlins Hilferuf gehört hätten. Sie seien für diesen alten Mann um ihr Leben gerannt, gleich, wie wunderlich er ihnen auch gegenwärtig erscheinen möge. Und jetzt, da er vielleicht Hilfe brauche, könnten sie sich unmöglich verweigern, denn deshalb seien sie gekommen. Und er erinnerte Carus daran, wie man ihn gefunden hatte und was wohl aus ihm geworden wäre, hätte man ihn damals nicht aufgenommen. Und schließlich seien sie keine „Hundlinge“, sondern Wölfe.
    Es lief ein Riß durch das Rudel von Melchor. Stärkerer Rauch entwickelte sich und kleine Explosionen waren zu hören, die den grauen Qualm blasig über die Insel zucken ließen. Zweifellos war es ein Feuer. Und zweifellos war Hilfe vonnöten. Melchor sprang seiner inneren Stimme folgend auf und bat dann seine Gefährten um Begleitung, die er sofort von Akita und Pacis erhielt, während Samael und Carus weiterhin warten und die Ereignisse auf sich zukommen lassen wollten.
    Kaum, daß sich die drei Wölfe auf den Weg gemacht hatten, sahen sie Hörn heranrennen. Hinter ihm saß ein geknickter Mann im Boot, der Tränen in seinen Augen hatte. Melchor jedenfalls war erleichtert. Und Erleichterung auch in Akita, die glücklich zu Merlin sprang, da sie sich auf ein Abenteuer freute und die Reden von Carus und Samael in seiner Abwesenheit beängstigend fand.
    Den beiden wartenden Wölfen gefiel es nicht, daß Hörn mit Merlin schon zurückkam, bevor man Melchor vielleicht doch noch hätte überzeugen könne, wieder nach Schweden zu ziehen, ohne als „Hundling“ abgestempelt zu werden. Sie wußten nur zu gut, daß mit dem Erscheinen des Sonderlings die Diskussion über ihre weitere Reise zu ihrem Nachteil entschieden war. Doch Carus und Samael sollten ihre Gedanken über Merlin noch bereuen.
    Melchor hätte natürlich gerne gewußt, was geschehen war, doch Neugierde war nicht Wolfsart und so konnte er sich nur gedulden, bis ihm Merlin oder Hörn von dem Brand auf der Insel erzählen würden – und das sie es tun würden, dessen war er sich sicher.
    Akita lief schwanzwedelnd neben Merlins Boot her. Merlin streichelte sie und schien um Jahre gealtert.
    Hörn machte Melchor nur deutlich, daß Merlin sein Buch habe und man aufbrechen könne, was daraufhin dann auch geschah.
    Mit einem übernatürlichen Schimmer in den Augen paßte sich Hörn dem Reisetrab der Wölfe problemlos an. Merlin saß abwesend in seine Felle gehüllt in dem Boot, auf den Bauch das Buch gedrückt und seinen Eschenstab unter den Arm geklemmt. Selbst

Weitere Kostenlose Bücher