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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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trockenem Holz oder brennbaren Gegenständen entzündet, wodurch Licht entstand, das wußten die Wölfe. Flammendes Licht aber wäre über viele Kilometer zu sehen und jedermann könnte sie leicht entdecken.
    „Die Menschen haben Gläser, mit denen sie in große Entfernungen sehen können“, sagte Melchor zu Merlin. „Und wir sind ohnehin warme Getränke nicht gewohnt. Wir brauchen deshalb auch deinen Tee nicht, o Merlin.“
    „So …“, lachte Merlin vor sich hin. „Das also glaubst du, Melchor. Eßt ihr nur den Fisch … und ich mache euch etwas zu trinken. Da ihr es nicht kennt, werdet ihr es kennenlernen. Und glaube mir: es wird euch gefallen.“
    Der Zauberer wendete sich an Hörn und erbat die Wurzel, die er ihm morgens in das Maul gesteckt hatte.
    „Und …? Wie hat sie dir geschmeckt?“ fragte er grinsend, als sich Hörn wie aus einem Traum gerissen fühlte, umgeben nun wieder von der eisigen Kälte des Winters. Speichel floß ihm aus dem Maul. Merlin klatschte ihm den Hals, lachte vor sich hin, sagte etwas Unverständliches und schürfte harschen Schnee zu einem kleinen Haufen zusammen. Aus einem der beiden Lederbeutel, die an seinem Eschenstab hingen, holte er etwas, das in der Dunkelheit nicht zu erkennen war. Es hing an einem dünnen Faden und pendelte über den Schneehaufen. Kleinste hellblaue Blitze erstrahlten plötzlich geräuschlos in dem Gegenstand, der das Interesse der Wölfe weckte, die sich zuerst etwas ängstlich entfernt hatte, doch nun wieder neugierig näher kamen, als keine unmittelbare Gefahr für sie zu erkennen war.
    Was Merlin besaß, war eine Art gläsernes Pendel, in dem es häufiger zu blitzen begann, so daß sie die äußeren, glattgeschliffenen Flächen des Pendels erkennen konnten. Die zuckenden Blaublitze verdichteten sich zu undurchsichtigem Licht. Die Wölfe meinten, Merlin stünde mit einer Laterne in der Unendlichkeit von Raum, doch in Wirklichkeit hielt er ein kubisches Kristallsystem an einem Band in seiner Hand, das dennoch nicht von dieser Welt zu kommen schien. Der Schnee unter dem Kristall taute. Selbst das Eis schmolz und bildete eine natürliche Mulde, in der zu Wasser geschmolzener Schnee zu sieden begann.
    Der Zauberer lächelte, mit sich selbst zufrieden, warf einige Kräuter in das Wasser, legte den Wurzelstock wenige Augenblicke hinein, den er Hörn aus dem Maul genommen hatte, holte ihn dann wieder aus dem dampfenden Wasser, steckte den Kristall zurück in den Lederbeutel und rief die Wölfe, die sich dem merkwürdigen Getränk vorsichtig näherten.
    „Ich trinke zuerst etwas von dem Wasser“, sagte Merlin freundlich. „Und dann ist Melchor an der Reihe. Er wird schließlich die weitere Reihenfolge unter euch festlegen.“ Merlin nahm seine hohle Hand und genoß das klare Kräuterwasser. Melchor kam skeptisch schnüffelnd an die Mulde mit der Wasserlache heran, winselte und schnupperte erneut. Für den Wolf roch es ungewohnt, aber neutral. Es roch wie eine klare Frostnacht, wie das Eis des Nordmeeres eben riechen konnte.
    Merlin lachte herzhaft und sagte, daß sein Wasser nicht zu riechen sei. Man müsse es schon probieren. Also nippte Melchor vorsichtig daran. Nichts geschah. Es war auch nach Wolfsgeschmack zu trinken. Es war wie das Wasser der reinen Bergquellen seines schwedischen Hochlandes. Er spürte augenblicklich, wie es ihm guttat – besser als der Schnee, den sie sonst auf ihren Wanderungen im Winter gekaut hatten, wenn sie keine offenen Wasserstellen finden konnten.
    Dann rief Melchor die anderen zur Tränke, die sich gleichfalls ängstlich näherten, doch schließlich das Wasser nur so wegschlabberten, als sie auf den Geschmack gekommen waren.
    Carus blieb abseits. Er wollte weder den Fisch, noch wollte er Merlins Wasser. Er lehnte alles ab, was von dem Menschen kam, und trieb sich unruhig in größerer Entfernung um das Lager herum. Carus verachtete die Zuneigung der anderen Wölfe zu Merlin.
    Wie sich wohl der schon sabbernde Irrsinnige die Zutraulichkeit durch blödsinnige Geschichten ergaunert hat? Oder hat er einen lächerlichen Zauber über Akita und meine Brüder geworfen, der sie in das Verderben treiben wird? Haben sie denn all ihre Instinkte verloren? Und … wie nur können wir einem Menschen folgen? Er würde sich nicht einfangen lassen. Er war stärker als der alberne Menschenzauber des Schwächlings … Und er, Carus, der Wolf, würde über seine ganze Familie wachen. Und sie würden es ihm schon noch danken, da er der

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