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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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Einzige sein würde, der klaren Geistes die Not gespürt hätte, in die der irre Wicht sie bringen würde. Ha … der alte Menschenmann … ein Zauberer? Daß ich nicht lache. Tricks nur, mit denen er beeindruckt. Aber das ist doch nur Augenwischerei …! Ihr werdet schon sehen … ihr alle, wie ihr da seid …!
    Diese und andere Gedanken peinigten den Wolf in seiner Finsternis, was Merlin und die Gesellschaft jedoch nicht störte. Ihnen war es angenehm, daß Carus sie nicht mit seiner zerquälten Gegenwart aufrieb.
    Akita hatte sich dicht an Merlin geschmiegt, Hörn und die anderen Wölfe lagen vor ihm, als sie ihn baten, den Zauber zu erklären, der in seinem Kristall zu sein schien. Merlin lachte nur und sagte, daß es keinen Zauber in seinem Stein gegeben hätte. Es sei nur so, daß der besondere Kristall das Sternenlicht einfangen könne, es bündele und dadurch etwas entstehen würde, was man durchaus Wärme nennen könne, was aber keine Wärme im eigentlichen Sinn sei. Es würde zwar Schnee und Eis zum Schmelzen bringen können, wäre aber in seiner Hand kalt wie ein Bergkristall. Man könne sich an diesem Kristall nicht verbrennen.
    Fasziniert hörten die Wölfe zu und glaubten zumindest dem, was sie selbst gesehen hatten. Und für sie wurde die Geschichte noch unglaublicher, als sie hörten, woher Merlin dieses Kristall bekommen haben wollte. Er erzählte ihnen etwas von den Küsten von Halcar, wie man es in der Menschenwelt nenne. Er sagte, daß dort Elfen lebten, die beflügelte, lustige, weise Wesen seien und die er auch zu seinen Freunden zähle. Halcar sei demnach ein Küstenstreifen in den Unsterblichenlanden. Das Geschlecht dieser Elfen habe sich unzählige Male verzweigt, große Kriege geführt und diejenigen, die ihm diesen Kristall geschenkt hätten, seien die letzten der Blondelfen gewesen, die man unter den Menschen Vanyar nennen sollte, falls man sich ihrer überhaupt noch besinnen würde. Sie seien die Kinder des großen Geschlechtes der Westelfen, erklärte Merlin, und die Wölfe waren geneigt, ihm all dies zu glauben, so selbstverständlich und überzeugend erzählte er von den Elfen. Dennoch fiel ihnen die Vorstellung schwer, daß es libellenartige Lebewesen geben sollte, die keine Tiere wären. In eine seiner Erzählungen versunken meinte Merlin plötzlich, daß er die Elfen erwarte. Aufgeregt blickten sich die Wölfe um, als seien die fremden Wesen vielleicht schon unter ihnen, doch Merlin lachte nur einmal kurz auf, beruhigte die Tiere, die nun nicht mehr wußten, was sie von seiner Erzählung halten sollten. Sie erinnerten sich an den Kristall, den sie gesehen hatten, aber sie fanden es doch sehr schwierig, Merlin wortgetreu zu glauben. Und falls fremde Wesen kommen sollten, wie würden sie sich mit den Wölfen vertragen? Waren es auch Freunde der Tiere, oder waren es nur Merlins Bekannte? Vielleicht konnte man sie nicht einmal sehen. Vielleicht aber würden sich die Begegnungen mit den Wesen auch nur in dem schwer zugänglichen Verstand von Merlin abspielen. Und was könnte Hörn über die Elfen berichten, fragte sich Melchor.
    Sie hatten klares Wasser getrunken, hatten gegessen, fühlten sich wieder voller Kraft und waren innerlich ungeduldig, da sie weiterlaufen wollte. Merlin aber hielt sie zurück und erklärte, daß sie alle Rücksicht auf Carus nehmen sollten, der sich nicht gestärkt hatte und dementsprechend länger Zeit zu seiner Erholung brauchen würde.
    Carus, der die fesselnde Erzählung Merlins auf dem Eis gehört hatte, hatte durch sie seinen Groll fast vergessen. Dennoch streunte er in großem Abstand um das Lager und Melchor war die Ablehnung von Carus gegenüber Merlin unangenehm, so daß er sich für den jungen Wolf bei dem Zauberer entschuldigte, was diesem jedoch überflüssig erschien, da er die Wölfe mochte, wie sie waren.
    „Carus ist ein stattlicher Wolf, einer deiner Brüder, Melchor. Er hat ein Recht auf seine Ansichten und seine Empfindungen, auch wenn sie ihn täuschen oder uns wehtun können. Carus hat ein Recht auf seine Irrschlüsse. Er wird seine Erfahrungen machen, wie wir sie alle gemacht haben. Er wird Dinge erleben, die er voraussah … und andere, die ihn überraschen werden. Das wird ihn zu einem wertvollen Mitglied deines Rudels machen. Seine unverwechselbare Art wird ihn für dich wertvoll machen, Melchor. Und … er wird schon sehr bald lernen, glaube ich. Mache dir daher keine Sorgen um ihn oder mich. Ich kann ihn verstehen und beneide ihn.

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