Myrddin
in Britannien vor uns … Wir beide zusammen. Aber lasse mich vorher die Sprache lernen.
Auf den Shetlands kann ich vielleicht eine gute Zeit verbringen, die sich für uns auszahlen wird. Denke nur an die alten Einflüsse und wie lange sie sich dort halten konnten. Es wird auf den Inseln sicherer sein als sonst irgendwo. Und dann werden wir uns an der Küste von Lindisfarne treffen. Ich denke, daß Sorgen vollkommen unsinnig sind. Laß uns gut erholt und vorbereitet in den Kampf ziehen – falls es zu einem kommen sollte. Und es wird uns Spaß machen, wie in alten Tagen“, freute sich Merlin. „Du zweifelst doch nicht an meinem Verstand, Hörn?“
„Nicht mehr, als ich an meinem eigenen zweifele. Bist du sicher, daß deine Entscheidung gut durchdacht ist, frage ich dich?“
„Ich denke schon …“
„Manchmal bin ich einfach nicht davon überzeugt. Ich weiß, daß du zu Größtem in der Lage bist, aber auch über die vielen, alltäglichen Kleinigkeiten stolpern kannst. Verzeihe mir meine Offenheit.“
„Wir werden sehen“, meinte Merlin nachdenklich. Natürlich stimmte, was Hörn gesagt hatte, doch es gab keine andere Lösung der Aufgabe, die Merlin bevorstehen sollte.
„Gemeinsam können wir den Menschen umgehen, Merlin“, sagte Hörn, als hätte er den Gedanken des Zauberers erraten.
„Die Welt ist eng geworden, Hörn. Man kann sich weder vor dem Menschen verstecken, noch kann man ihnen aus dem Weg gehen. Egal, wo du bist: sie treiben dich auf. Und dann würden wir größere Streiche brauchen, die uns unser Glück erhalten sollen. Wir werden es machen, wie ich sagte.“
„Merlin …?“ fragte Hörn behutsam, ohne seine Furcht zu offenbaren oder Merlins Worte anzweifeln zu wollen. „… hast du deine Kräfte bei dir? Und sind sie dir ständig verfügbar? Oder fühlst du dich schwächer geworden? Fühlst du die Macht über die verborgenen Energien oder sprichst du nur über sie?“
Merlin horchte auf. „Mein lieber Hörn, du willst einen kleinen Beweis meiner Macht haben? Wie kann das sein? Doch falls es dich beruhigt: du sollst ihn bekommen. Wenn du aufbrichst, wird ein Wanderstern über deinem Weg leuchten …“, lachte Merlin so herzhaft, als sei er verrückt geworden. „Du traust meiner Kraft nicht …? Du, Hörn, mein Hörn …? Was sollen dann erst die anderen denken, die mich nicht kennen?“ lachte er weiter und schlug sich auf den Bauch. „Verzeihe mir, doch diese Sorge kam so unerwartet. Selbst mein Hörn nimmt mich nicht mehr ernst …!“
„Nicht so …!“ ärgerte sich der Hirsch, der sich verspottet fühlte. „Ich kenne dich als großen Seher und glaube an deine wechselnden Fähigkeiten. Ich kenne aber auch deinen Größenwahn …“
„… der sich ja wohl in den letzten Jahrhunderten gelegt hat, oder …?“
„Du bist nicht vorsichtig genug. Und ich weiß nicht, ob deine Kraft ausreicht, die Gegenwart in ihrem Rahmen und unter ihren veränderten Bedingungen zu erkennen, oder ob du sie dir zurechtdichtest und sie dir dabei entfremdest, mein lieber Merlin.“
„Laß uns das abwarten, Hörn.“
„Du hättest jedenfalls oft erheblich weniger Energien verschwenden müssen, wärest du zuweilen vorsichtiger gewesen und hättest dich manchmal nicht in Angelegenheiten eingemischt …“
„… von denen du offensichtlich überhaupt nichts verstanden hast!“ rechtfertigte sich Merlin.
„Wir haben unterschiedliche Ansichten, die …“, wollte Hörn ausführen, doch er brach ab, als er die Wölfe kommen sah.
Sie hatten sich beraten und hinsichtlich der Zeit, die verstrichen war, konnte es ihnen nicht leicht gefallen sein, zu einer Entscheidung zu kommen. Gesenkten Hauptes kamen sie zu Merlin und Hörn, stellten sich im Halbkreis um sie auf, und Melchor begann ihren Entschluß feierlich zu verkünden.
„O Merlin, es ist uns schwer in der Brust, denken wir an dich und an unsere Freundschaft. Wenn es nicht mehr als diese Tage sein sollten, die uns miteinander verbinden, so wird uns das Sternenlicht und der Mondenlauf ein ständiges Angesicht deiner bleiben. Es ist mir, als verlöre ich in dir meine Vorfahren und mit dir, Hörn, einen guten Freund.
Und meinem Schmerz wird größerer hinzugefügt – und wir werden in den Winden die Spuren von Akita und Pacis suchen, die dich begleiten wollen – so du sie anerkennst. Als Freund fällt es mir nicht leicht, dir meinen Bruder und meine Schwester anzuvertrauen. Als Führer meiner Sippe schnürt es mir die Kehle, weiß ich
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