Myriams letzte Chance
Vormittag gelernt hatten. Dann übten sie bis zum Abend Spins auf der Vorder- und Hinterhand, Stops und Rückwärtsrichten. Obwohl immer nur eine Gruppe im Roundpen ritt und die anderen zusahen, waren sie am Abend des ersten Tages völlig erschöpft.
âIch bin sehr zufrieden mit euchâ, erklärte Sarah, bevor sie die Pferde in den Stall führten, um abzuzäumen. âHätte gar nicht erwartet, dass wir heute schon so weit kommen. Morgen lernt ihr zuerst, wie man ein eigenes Pattern zusammenstellt. Ein paar von euch haben damit schon Erfahrung gesammelt, aber für die meisten dürfte das Neuland sein. Und am Nachmittag müsst ihr selbst ran. Ihr entwickelt entweder allein oder zusammen mit einem Partner ein Reining-Pattern, das ihr dann umsetzt.â
âUnd am Sonntag?â, fragte Sina.
âAm Sonntag ist die groÃe Abschlusspräsentation. Da führt ihr vor, was ihr gelernt habt.â
âDann sind wir für heute fertig?â Juliana blickte auf ihre Uhr.
âNicht ganz. Bevor ihr abhaut, hab ich noch eine Hausaufgabe für euch.â
Ungläubiges Kichern. Hausaufgaben? In den Sommerferien? Das war ja wohl ein Witz. Sie warteten darauf, dass Sarah ebenfalls lachte, aber sie verzog keine Miene.
âWas sollen wir denn machen?â, fragte Tori.
âUm ein Freestyle-Pattern zu entwickeln, braucht ihr ein geeignetes Musikstück. Ich möchte, dass jeder von euch morgen ein paar CD s oder MP 3-Dateien mitbringt, aus denen wir die Stücke auswählen können.â
âWas denn für Musik?â, fragte Ayla.
âWas euch gefällt, Pop, Rock, Klassik â¦â
â⦠Heavy Metalâ, ergänzte Tori.
âAuch das.â Sarah grinste. âIch bin gespannt, was mich erwartet.â
Myriam hörte nun schon zum dreizehnten Mal hintereinander âTe amoâ von Rihanna. Auf dem Papier passten das Stück und das Pattern, das sie sich ausgedacht hatte, perfekt zusammen. Aber wenn sie mit Camilla in den Roundpen ging, um ihre Ideen umzusetzen, musste sie feststellen, dass einzelne Sequenzen viel zu lang und andere zu kurz waren. Den Sliding Stop, den sie immer noch nicht richtig beherrschte, brachte sie gar nicht unter.
âBist du unzufrieden?â, fragte Sarah lächelnd, als Myriam nach ihrer Ãbungszeit wieder aus dem Sattel sprang.
âIch krieg es einfach nicht hinâ, jammerte Myriam.
âKann ich das Lied mal hören, das du dir ausgesucht hast?â
Myriam reichte ihr den MP 3-Player und das Blatt, auf dem sie ihr Pattern notiert hatte. Sarah lauschte konzentriert und studierte gleichzeitig Myriams Entwurf.
âDas Stück ist gutâ, meinte sie danach. âRhythmisch, aber nicht zu schnell.â
Sie zog einen Bleistift aus der Hosentasche und nahm ein paar Ãnderungen an Myriams Parcours vor. âNur ein Vorschlagâ, sagte sie, als sie ihr das Blatt wieder zurückgab.
Myriam prägte sich die Ãnderungen ein und versuchte es noch einmal.
Diesmal harmonierten Musik und Pattern perfekt miteinander.
âSie ist wirklich genialâ, erklärte sie Tori, als sie abends ihre Pferde trocken rieben.
âGenial ist vielleicht etwas übertriebenâ, meinte Tori. âAber ich muss auch zugeben â¦â
â⦠du musst zugeben, dass sie dich vom Sockel hautâ, vervollständigte Sina ihren Satz. âKomm, Tori. Sei ehrlich.â
âTori ist immer noch sauer, dass Sarah sie in die Anfängergruppe gesteckt hatâ, spottete Ayla.
âPah, inzwischen weià sie selbst, dass sie sich da vertan hatâ, tönte Tori. âGerade eben hat sie im Roundpen zu mir gesagt, dass ich super reite.â
Myriam verdrehte die Augen. Tori war echt nicht kleinzukriegen.
âHabt ihr euch schon Gedanken gemacht, was ihr morgen anzieht?â, fragte Juliana.
âYes, of course!â , erklärte April. âMein Outfit steht. Itâs really simple .â
Aber als die anderen sie bestürmten, mehr zu verraten, schüttelte sie nur lächelnd den Kopf.
â I wonât tell you. Es muss eine Ãberraschung sein. Sonst ist der Auftritt nur halb so gut.â
âIch hab noch keine Ahnungâ, stöhnte Ayla.
âIch geh nachher bei meiner Tante Silvia vorbeiâ, erklärte Juliana. âDie hat einen ganzen Schrank voller Karnevalskostüme. Vielleicht entdeck ich ja was. Sonst bin ich auch
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