Myriams letzte Chance
ratlos.â
âDu hastâs gutâ, seufzte Myriam. âMeine Eltern hassen Karneval. Bei uns zu Hause finde ich bestimmt nichts.â
âIch weiÃ, was du anziehen kannstâ, bot April an.
âEcht? Was denn?â
âDoch nicht hier! Sonst ist es keine Ãberraschung mehr.â
Myriam hatte sich noch nie gerne verkleidet. Sie hasste Halloweenpartys genauso wie Karnevalsfeten oder Theaterspiele. Sie fühlte sich total bescheuert, wenn sie nur einen bunten Hut aufsetzen oder ein Kopftuch tragen sollte. Und heute musste sie sogar verkleidet auf ein Pferd steigen, um sich vor allen lächerlich zu machen!
Myriam wusste immer noch nicht, was für ein Kostüm April bei ihrem Auftritt anziehen wollte. Aber dank der Amerikanerin hatte sie immerhin für sich eine Verkleidung gefunden.
Sie würde eine weiÃe Bluse tragen, darüber ein Bolerojäckchen, das mit klimpernden Schellen und spiegelnden Pailletten besetzt war. Dazu einen weiten Rüschenrock und auf dem Kopf einen schwarzen Schleier. In der Hand sollte sie einen Fächer halten.
âThatâs absolutely greatâ , hatte April gesagt.
Der Bolero und der Rock gehörten April, den Rest hatte sie gestern Abend in Sues Haus zusammengesucht, während Myriam die ganze Zeit protestiert hatte.
âIch fühl mich total bescheuertâ, erklärte sie jetzt den anderen Reitermädchen. âObwohl ich noch gar nicht verkleidet bin.â
âMir gehtâs genausoâ, jammerte Hannah. Doch dann verschwand sie in Sues Badezimmer, um sich umzuziehen, denn sie und Hannes waren als Erste dran.
Hannah und Hannes waren natürlich super. Sie hatten sich als Gespenster verkleidet und ritten zur Titelmelodie von âGhost Bustersâ. Ihr Outfit war witzig, ihr Pattern passte hervorragend zur Musik und wie erwartet führten sie die einzelnen Ãbungen auch perfekt aus. Als sie ihre Vorführung mit einem fast synchronen Sliding Stop beendeten, brachen die Zuschauer in begeisterten Applaus aus.
Es waren nicht nur die Workshopteilnehmer, die sich heute um den Roundpen versammelt hatten. Auch die meisten Eltern und ein paar weitere Gäste waren erschienen, um die Vorführung mitzuerleben. Die Lokalzeitung hatte sogar einen Reporter und einen Fotografen geschickt. Nur Myriams Eltern waren nicht da. Ihr Vater war zu einem wichtigen Meeting nach New York eingeladen worden und Myriams Mutter hatte ihn begleitet. Das war nicht weiter schlimm, fand Myriam. Durch seine übersteigerten Erwartungen setzte sie ihr Vater bei solchen Veranstaltungen fürchterlich unter Druck. Und nach dem Debakel beim letzten Turnier war es ihr unangenehm, vor ihm aufzutreten.
âGleich ist Tori dranâ, flüsterte Sina Myriam zu. âUnd danach kommen Viktor und ich.â
âUnd nach euch Aprilâ, wisperte Myriam zurück. Sie selbst war als Sechste an der Reihe.
Tori erschien als Alien, ganz in Grün, mit einem Paar Antennen auf dem Kopf. Tibors Sattel und Zaumzeug hatte sie mit grünem Krepp verziert, sogar seine Beine waren grün bandagiert. Als Lied hatte sie sich âWe no speak Americanoâ ausgesucht und ihre Performance war einfach toll. Wenn Tori etwas beherrschte, waren es groÃe Auftritte.
âDas nächste Mal bist du in der Fortgeschrittenengruppeâ, erklärte Sarah beeindruckt, als Tori unter donnerndem Applaus den Roundpen wieder verlassen hatte.
Tori warf sich in die Brust. Genau das hatte sie hören wollen.
Sina trat gemeinsam mit Viktor auf. Sie hatten sich als Cowboys verkleidet. Das war nicht sehr originell, weil man ja auch bei ganz normalen Turnieren Cowboyhüte, -stiefel und Breeches trug. Auch ihr Pattern war alles andere als aufsehenerregend. Ein paar Galoppwechsel, Sidepasses und zum Schluss ein Spin, den Sina Janko rechtsherum ausführen lieÃ, während sich Viktor auf Maxim nach links drehte.
Bevor Sina und Viktor den Roundpen verlieÃen, zogen sie beide Spielzeugpistolen und schossen damit in die Luft, was zumindest für ein paar Lacher im Publikum sorgte. Der Applaus war aber dennoch eher mäÃig.
Danach war April dran, und Myriam hätte eigentlich in Sues Badezimmer verschwinden müssen, um sich umzuziehen. Aber vorher wollte sie unbedingt sehen, welches Kostüm April gewählt hatte.
Die Erwartungen waren hoch. Als April Charlie auf den Reitplatz führte, rissen alle die Augen auf â allerdings nicht
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