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Myriams letzte Chance

Myriams letzte Chance

Titel: Myriams letzte Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luzie Bosch
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von ihr ab. Konzentriert betrachtete sie die drei Jugendlichen, die im Uhrzeigersinn um sie herumgaloppierten. Nur Hannah brachte ihren Wallach von Anfang an dazu, dass er – entgegen seines natürlichen Bewegungsdrangs – mit dem äußeren Beinpaar vorgriff. Viktor schaffte es immerhin nach zwei Runden, Maxim vom Rechtsgalopp auf links umzudirigieren. Juliana auf Nike begann ebenfalls im Rechtsgalopp, aber sobald sie versuchte, die Haflingerstute zum Wechseln des Beinpaares zu bewegen, fiel die Stute in einen unschönen Kreuzgalopp.
    â€žAnhalten!“, befahl Sarah. „Wenn dein Pferd in den Kreuzgalopp springt, ist es ein Zeichen dafür, dass du es total verwirrt hast“, erklärte sie Juliana. „Du musst Nike klare Anweisungen geben, damit sie weiß, was zu tun ist.“
    Das klang einfach, und es sah auch einfach aus, als Sarah auf Nikes Rücken stieg und ihnen das Ganze vorführte. „Die Schulter muss nach außen“, sagte sie. „Und gleichzeitig drückst du die Hüfte nach innen.“
    Aber es war Knochenarbeit. Es dauerte über eine halbe Stunde, bis Juliana und Viktor ihre Pferde so weit hatten, dass sie ohne Weiteres in einen Außengalopp fielen.
    â€žDu bist in dieser Gruppe total unterfordert“, sagte Sarah zu Hannah, als sie den Roundpen wieder verließen. „Schade, dass du nicht vorgeritten bist.“
    â€žDas macht überhaupt nichts“, erwiderte Hannah schnell. „Ich guck bei den anderen zu, dadurch lern ich genauso viel.“
    Aber dann stellte sich Tori so ungeschickt an, dass Sarah sie in die Anfängergruppe wechseln ließ. „Das ist nicht böse gemeint“, erklärte sie ihr. „Aber ich würde gerne noch mal die Basics mit dir durchgehen.“
    Das ist nicht böse gemeint. Haha, damit brauchte sie Tori nicht zu kommen, dachte Myriam schadenfroh. Tori, die felsenfest davon überzeugt war, die absolute Spitzenreiterin auf der Sunshine Ranch zu sein, kränkte die Deklassierung natürlich zutiefst.
    â€žStattdessen kommt Hannah noch mal auf den Reitplatz!“, rief Sarah.
    Hannah warf Tori einen bedauernden Blick zu, als sie mit Acapulco an ihr vorbeizog. Obwohl es wirklich nicht ihre Schuld war, dass Sarah ihr den Vorzug gab, erwiderte Tori ihren Blick nicht. Sie schnaubte vor Wut.
    Vor dem Mittagessen war noch die dritte Gruppe an der Reihe. Während Hannes, April und Ella gleich mit Übungen zum Spin und Sliding Stop begannen, trainierte Sarah mit Myriam erst den Galoppwechsel.
    â€žSuper“, sagte Sarah. „Ich bin beeindruckt, wie schnell du lernst. Ihr macht das alle ziemlich …“
    Plötzlich verzog sie angewidert das Gesicht. Das lag jedoch nicht an Myriams Reitstil, sondern an dem ohrenbetäubenden Lärm, der eingesetzt hatte.
    Es klang, als ob sich ein Presslufthammer und eine Kreissäge zu übertönen versuchten, begleitet vom Dröhnen eines Vorschlaghammers und Explosionsgeräuschen. Es war aber nicht der Lärm einer Großbaustelle, der da vom Nachbargrundstück zu ihnen herüberdrang. Sondern Musik.
    Oder vielmehr: Heavy Metal.
    WWWWWRRRRRRRRIIIIIIUUU !, kreischten die Gitarren.
    â€žUaaaah“, brüllte der Leadsänger. „Oyiiioooeeh!“
    Camilla warf nervös den Kopf zurück und trommelte mit den Vorderhufen auf den Boden. Becky machte einen entsetzten Satz nach vorn, Charlie wieherte schrill und Ellas Tinker brach zur Seite aus. Auch die Pferde, die vor dem Roundpen auf ihren Einsatz warteten, gerieten völlig außer sich.
    â€žWas ist das denn?“, rief Sarah. Vielleicht sagte sie auch etwas anderes, man konnte so gut wie kein Wort verstehen. Sie gab den Mädchen ein Zeichen abzusteigen, dann stürmte sie mit großen Schritten vom Reitplatz.
    Myriam band Camilla neben den anderen Pferden fest, klopfte ihr noch einmal beruhigend den Hals und rannte dann hinter Sarah her zum Zaun, der die Sunshine Ranch vom Nachbargrundstück trennte. Auf dem Bolzplatz, auf dem Hannes und Jonas sonst immer Fußball spielten, hatte sich eine Gruppe schwarz gekleideter Jugendlicher versammelt. Sie standen im Halbkreis um zwei riesige Boxen, aus denen Musik dröhnte, und wippten mit ihren schwarz gefärbten Schöpfen.
    â€žA…iiii… aaa…uu…uumm!“, rief Sarah.
    â€žU…eee…ääää …eiiiii…!“, brüllte Tori.

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