Myriams letzte Chance
SMS aufgerufen hatte, wurde sie ganz blass. âDas ist doch ⦠I canât believe this .â Sie reichte das Telefon an Stefan weiter, der genauso entgeistert auf den Bildschirm starrte. Tori, die neben ihm saÃ, reckte den Hals. âHammer! Das ist ja Charlie!â
Nun sprang April auf, rannte um den Tisch und riss Stefan das Handy aus der Hand.
âO my godâ , flüsterte sie entsetzt.
Auch Hannes und Hannah waren aufgestanden und drängten sich um das Handy. Nur Myriam hatte das Bild auf dem Display immer noch nicht gesehen.
âVon wann ist das Foto?â, wollte Tori wissen.
April starrte auf das Display. âVon heute Morgen.â
âIst das alles?â, fragte Stefan aufgeregt. âIst keine Textnachricht dabei?â
âWait.â April tippte auf eine Taste, las und schüttelte verzweifelt den Kopf. âIch wusste es.â
âWas?â, sagte Myriam verständnislos. âWas ist los? Ich verstehe überhaupt nichts.â
âCharlie ist in unserer Gewaltâ, las April mit zitternder Stimme vor. âWir wollen 20000 Euro Lösegeld. Keine Bullen. Sonst stirbt er.â
Sie legte das Handy weg. Ihr Kopf sank in ihre Hände. Ihre Schultern zuckten.
Behutsam griff Myriam nach dem Telefon und rief das Bild wieder auf, das die Entführer Sue geschickt hatten. Da war das Foto von Charlie. Der Quarterhorse-Wallach stand mit hängendem Kopf vor einer Bretterwand, über ihm schwebte eine nackte Glühbirne.
âVielleicht ist das ein Witzâ, meinte Hannes.
â Itâs not very funnyâ , erwiderte April dumpf. Dann hob sie den Kopf wieder. âWas heiÃt das â Bullen?â
âPolizeiâ, erklärte Sue. âAber wir müssen den Beamten diese SMS auf jeden Fall zeigen.â
âNo!â , schrie April. âDas tun wir nicht!â
âHör mal, April â¦â, begann Stefan.
âSue hat selbst gesagt, dass die Polizei das Ganze nicht ernst nimmt. Charlie ist ja ânur ein Tierâ. Aber wenn die Kidnapper mitbekommen, dass wir uns an die Polizei gewendet haben, bringen sie Charlie um.â
âIch kann mir nicht vorstellen, dass die Polizei eine Erpressung auf die leichte Schulter nimmtâ, wandte Stefan ein. âImmerhin geht es um richtig viel Geld. Zwanzigtausend Euro. Meine Güte!â
âIch will aber nicht, dass die Polizei eingeschaltet wird!â, sagte April. Ihre Stimme klang schrill. âIch will Charlie wieder zurückhaben. Lebend! Mein Vater hat genug Geld. Er soll das bezahlen, he wonât even notice it .â
âDas sieht er wahrscheinlich andersâ, bemerkte Sue trocken.
âI canât believe it!â , schrie April. âThis is a nightmare!â
Im Aufspringen stieà sie gegen ihre Tasse. Der Kakao ergoss sich teils auf den Tisch, teils auf den Teller mit dem Essen, das April nicht angerührt hatte. Verloren schwamm das Rührei in einem braunen See. April stürmte weinend aus dem Raum.
âWhat a messâ , meinte Sue kopfschüttelnd.
Myriam trug den Teller zur Spüle. Sue holte einen Lappen und wischte den Tisch ab. Hannes rettete die Butter vor dem Kakaosee. Hannah und Stefan trugen das übrige Geschirr ab. Nur Tori machte mal wieder keinen Finger krumm.
âEs geht doch erst mal gar nicht darum, ob wir die Polizei informieren oder nichtâ, sagte sie nachdenklich.
âSondern?â, fragte Myriam gereizt.
âWer hat Charlie entführt?â, fuhr Tori fort. âDas müssen wir herausfinden.â
âAchâ, sagte Hannah spöttisch. âUnd hast du schon einen Verdacht?â
âIch denke jaâ, sagte Tori. âIch glaube, ich weiÃ, wer es war.â Sie machte eine dramatische Pause. âEs war Merleâ, erklärte sie dann.
âMerle?â Hannah schüttelte irritiert den Kopf. âWie kommst du denn auf die? Nur weil sie und ihre Kumpel kürzlich auf dem Bolzplatz waren? Das ist doch â¦â
âMerle ist total fertigâ, unterbrach Tori sie. âSie nimmt Drogen, damit hat sie selbst in der Schule angegeben. Und Drogen kosten bekanntlich eine Menge Geld.â Sie hob die Hand, als sie sah, dass Hannah etwas einwenden wollte. âDas ist Punkt eins, der gegen sie spricht. Punkt zwei: Ja, sie war neulich in der Nähe. Und sie war stinksauer auf uns. Sarah hat sie vor ihren Freunden lächerlich
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