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Myron Bolitar 03 - Der Insider

Myron Bolitar 03 - Der Insider

Titel: Myron Bolitar 03 - Der Insider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Siebeinsatz hervor, die in letzter Zeit alle benutzten. »Bist du sicher, dass du keinen willst? Er ist von Starbucks. Hawaii Kona.«
    Myron schüttelte den Kopf. Emily war wieder zu sich gekommen. Sie hatte wieder Oberwasser. Er würde nichts dagegen unternehmen. Wer Oberwasser hatte, redete mehr und überlegte weniger.
    »Ich weiß noch nicht genau, wo ich anfangen soll«, sagte sie und goss kochendes Wasser auf den Kaffee. Das kräftige Aroma erfüllte die Luft. In einem Kaffeewerbespot hätte in diesem Moment einer von ihnen »Ahhhh« sagen müssen. »Und wenn du jetzt sagst, ich soll ganz vorne anfangen, muss ich schreien.«
    Myron hob die Hände, um zu zeigen, dass er nichts dergleichen beabsichtigte.
     Emily drückte das Sieb ein bisschen herunter, traf auf Widerstand, drückte weiter. »Sie ist einfach irgendwann, ausgerechnet im Supermarkt, auf mich zugekommen«, sagte sie. »Aus heiterem Himmel. Ich greife gerade nach den tiefgefrorenen Bagels, als die Frau mir sagt, dass sie was entdeckt hat, was meinen Mann ruinieren könnte. Und dann droht sie, dass sie bei der Zeitung anrufen würde, wenn ich nicht zahle.«
    »Und was hast du gesagt?«
    »Ich hab sie gefragt, ob sie einen Vierteldollar fürs Telefon braucht.« Emily kicherte, drückte nicht weiter auf den Kaffeebereiter und richtete sich auf. »Ich hab das für einen Witz gehalten. Ich hab zu ihr gesagt, dass sie ihn ruhig ruinieren soll. Sie hat bloß genickt und gesagt, sie meldet sich.«
    »Das war's?«
    »Jepp.«
    »Wann war das?«
    »Weiß nicht. So vor zwei, drei Wochen.«
    »Und wann hast du das nächste Mal von ihr gehört?«
    Emily öffnete einen Schrank und nahm eine Kaffeetasse heraus. Auf der Tasse war ein Bild einer Cartoonfigur. BESTE MAMA DER WELT stand darunter. »Ich hab genug für zwei gemacht«, sagte sie.
    »Nein danke.«
    »Sicher?«
    »Ja«, sagte Myron. »Und was ist dann passiert?«
    Sie bückte sich und starrte in die Kaffeekanne wie in eine Kristallkugel. »Ein paar Tage später hat Greg mir was angetan ...« Sie hielt inne. Ihr Tonfall hatte sich verändert, sie sprach langsamer und bedächtiger. »Das hab ich dir beim letzten Mal schon erzählt. Er hat was Furchtbares getan. Die Einzelheiten spielen jetzt keine Rolle.«
    Myron nickte, sagte aber nichts. Er hatte keinen Grund, jetzt das Video zur Sprache zu bringen und sie vom Thema abzubringen. Er musste ihr Sicherheit geben, damit sie weitersprach.
    »Als sie dann nach einer Zeit wiedergekommen ist und mir erzählt hat, dass Greg ihr viel Geld für ihr Schweigen geboten hat, hab ich gesagt, dass ich mehr biete, wenn sie redet. Sie hat gesagt, das wird teuer. Ich hab gesagt, das ist mir egal. Ich habe an sie als Frau appelliert. Ich bin sogar so weit gegangen, dass ich ihr erzählt habe, wie Greg versucht, mir die Kinder wegzunehmen. Ich glaube, sie hatte Mitgefühl, aber sie hat auch deutlich gemacht, dass sie es sich nicht leisten kann, aus reiner Menschenfreundlichkeit zu handeln. Wenn ich die Informationen wollte, müsste ich zahlen.«
    »Hat sie gesagt, wie viel sie wollte?«
    »Hunderttausend Dollar.«
    Myron verkniff sich ein Pfeifen. Da verdiente jemand sehr gut an zwei Kontrahenten. Liz Gormans Strategie war es vermutlich gewesen, von beiden Seiten zu kassieren und sie so lange zu schröpfen, wie sie es für sicher hielt. Oder sie hatte einmal hart und schnell zugeschlagen, weil sie gewusst hatte, dass sie bald wieder untertauchen musste. Von ihrem Standpunkt aus war es jedenfalls sinnvoll, bei allen beteiligten Parteien zu kassieren - Greg, Clip und Emily. Geld für ihr Schweigen - Geld für ihre Aussage. Erpresser sind fast so loyal wie Politiker im Wahljahr.
    »Weißt du, was sie gegen Greg in der Hand hatte.'«, fragte er.
    Emily schüttelte den Kopf. »Das wollte sie mir nicht sagen.«
    »Aber du hättest die hunderttausend bezahlt?«
    »Ja.«
    »Ohne zu wissen wofür?«
    »Ja.«
    Myron wedelte mit den Händen in der Luft herum. »Woher hast du gewusst, dass sie nicht nur herum gesponnen hat?«
     »Wenn ich ehrlich bin, hab ich es nicht gewusst. Aber ich hätte vielleicht meine Kinder verloren. Herrgott, ich war verzweifelt.«
    Und, dachte Myron, Emily hatte Liz Gorman diese Verzweiflung spüren lassen, die die Situation dann voll ausgenutzt hatte. »Du hast also immer noch keine Ahnung, worum es dabei ging?«
    Emily schüttelte den Kopf. »Absolut keine.«
    »Könnte es darum gegangen sein, dass Greg spielt?«
    Verwirrt kniff sie die Augen zusammen.

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