MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)
brauchst dich nicht zu bedanken«, sagte sie leise. »Ich habe dir nur vergolten, was ich dir seit unserer ersten Begegnung im Flüsternden Forst schuldig bin.« Dann verzog sie spöttisch den Mund. »Ich hoffe, dass mein Eingreifen dich nicht wieder ›genervt‹ hat!«
Sobald die beiden wieder Kraft hatten, stürmten sie in höchster Eile zurück in Sâgas Höhle. Zu ihrer Erleichterung verhielt es sich genauso, wie Niko gehofft hatte: Die Schwarzmagierin war von ihrem sicheren Tod so überzeugt gewesen, dass sie die beiden Ketten aus dem Alwenhort bereits um das Haupt des Weisen gelegt und unbekümmert in der Höhle zurückgelassen hatte.
Als Niko und Ayani sie wieder an sich nahmen, berührten sich die Schmuckstücke für einen winzigen Moment - und alles war fast wieder genauso wie in der Nacht am See: Niko und Ayani wurden von einem Gefühl der Wärme durchpulst, die ihre Körper vom Scheitel bis zur Fußsohle durchströmte, und die beiden Anhänger strahlten auf. Am hellsten aber leuchteten die Gravuren: das Zeichen des unerschrockenen Mutes und das des grenzenlosen Vertrauens. Und darüber formten sich plötzlich die gleichen Zeichen aus reinem Licht, schwebten vor den staunenden Augen von Niko und Ayani in die Höhe und vereinigten sich zum Zeichen der Unsichtbaren, das schließlich ganz langsam wieder erlosch.
»Hast du das gesehen?«, flüsterte Ayani. »Weißt du vielleicht, was das bedeutet?«
»Ich denke schon.« Niko nickte und hielt ihr die Hand entgegen. »Komm!«, sagte er.
»Aber wohin denn? Zurück ins Lager?«
»Nein.« Niko schüttelte den Kopf. »Wir reiten zum Tor des Feuers und holen uns das Königsschwert, das mein Vater vor vierzehn Sommern in den Schicksalsstein zurückgestoßen hat.«
»Was?« Ayani starrte ihn an, als sei er ein Geist. »König Nelwyn ist dein Vater?«
Niko nickte und konnte es selbst nicht fassen, dass er diese Frage bejahte. Ganz langsam dämmerte ihm, was das für ihn bedeutete.
»Bist du sicher?«
»Ganz sicher sogar! Jetzt weiß ich endlich, wer mein Vater ist. Auch wenn ich nicht die geringste Erklärung dafür habe.« Und indem er noch sprach, schwappte eine Welle reinen Glücks über ihn hinweg - so heftig, dass er schon fürchtete, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Ayani schloss ihn in die Arme. Während Niko die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte, drückte sie ihn ganz fest an sich - um ihm Halt zu geben und die grenzenlose Freude mit ihm zu teilen.
KAPITEL 26
DAS TOR DES FEUERS
D er Ritt von den Höllenbergen nach Helmenkroon dauerte nur knapp zwei Stunden. Unterwegs hatte Niko ausreichend Zeit, um Ayani alles zu erklären: »Dass mit dem Falken in Branis Orakelspruch nur König Nelwyn gemeint sein konnte, habe ich schon gleich vermutet.«
Ayani zeigte sich wenig beeindruckt. »Das war doch ziemlich naheliegend«, erwiderte sie. »Schließlich ist der Falke das Wappentier unserer Könige, und deshalb ist Nelwyns Geist auch in einen Falken geschlüpft, als er unsere Welt verlassen hat - in den gleichen Falken vermutlich, der dich zum See geführt hat.«
»Ganz sicher sogar«, bekräftigte Niko. »Als die Lichtelfe mir den Ring meines Vaters geschenkt hat...«, wie zum Beweis hob er die Hand mit Ring, »... konnte ich allerdings noch nicht wissen, dass Nelwyn mein Vater ist. Erst Kierans Behauptung, der König habe denselben Ring getragen, hat mich auf die richtige Spur gebracht. Und vorhin in Sâgas Höhle, im Angesicht des Todes, wurde mir endlich alles klar.«
Ayani runzelte die Stirn. »Willst du etwa behaupten, dass Sâgas teuflischer Mordplan zur Lösung des Orakels beigetragen hat?«
»Genauso ist es«, antwortete Niko mit zufriedenem Lächeln. »Wenn sie uns in Ruhe gelassen hätte, wären wir vielleicht nie darauf gekommen, wo das Tor des Feuers zu finden ist - zumindest nicht so schnell.«
Ayani räusperte sich und zog die Mundwinkel herunter. »Wenn ich ehrlich bin«, sagte sie kleinlaut, »weiß ich das immer noch nicht.«
»Dabei ist das so einfach!«
»Na, wenn du meinst«, entgegnete sie ein wenig verärgert.
»Natürlich! Denk doch nur an den Orakelspruch: ›Auf dem Weg, auf dem der Falke sein Glück fand, werden die zwei, die zu einem werden, auch das Schwert finden‹.«
»Ja, und?«
»König Nelwyn ist der Falke, das ist klar, und ›die zwei, die zu einem werden‹, sind wir - oder vielmehr die beiden Ketten
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