Mystery Thriller Band 224
sie sich auf den Rücken geschnallt hatte und in dem sich die Flyer befanden, fast immer noch so voll wie vor Stunden. Und ein Blick in die Gesichter der beiden Mädchen verriet ihr, dass es ihnen nicht viel besser ergangen war.
„Keine guten Nachrichten“, sagte Emma und fuhr sich durch ihr blondes Haar.
Daphne seufzte. „Also seid ihr auch nichts losgeworden?“
„Zumindest fast nichts. Wir waren beim Supermarkt und vor dem Friseursalon. Aber die Leute, die an uns vorbeibegangen sind, haben uns praktisch wie Luft behandelt. Und in den Läden, wo wir etwas auslegen wollten, hat man uns nicht gelassen. Nur ein paar Jugendliche waren interessiert.“
„Ja, so in etwa war es bei mir auch. An Jugendliche bin ich schon ein paar Flyer losgeworden. Ist ja auch nicht schlecht, aber wir wollen ja nicht in erster Linie die erreichen, die ohnehin Interesse haben, sondern auch die, die unserem Vorhaben kritisch gegenüberstehen.“
„Manche ältere Leute haben sich aufgeführt, als hätten sie richtig Angst vor uns“, sagte Nina und schüttelte ihre roten Locken. „Kann sich das jemand erklären?“
„Ich schon“, erklang da eine Stimme hinter Daphne. Sie drehte sich um. Es war Amber, und sie hielt eine Zeitung hoch. „Jetzt sagt bloß, ihr habt es noch nicht gesehen.“
„Gesehen?“ Daphne schüttelte den Kopf. „Was denn?“
„Den Artikel, der heute in der Zeitung ist. Na ja, ist ja auch im Lokalteil. Ich hätte ihn wohl auch kaum entdeckt, wenn Mr Burrain vom Tabakladen ihn mir nicht vor die Nase gehalten hätte, als ich gefragt habe, ob ich bei ihm ein paar Flyer auslegen kann. Jedenfalls erklärt dieser Artikel, wovor die Leute Angst haben. Oder vielmehr um was sie Angst haben. Nämlich um ihre Kinder.“
„Ich versteh kein Wort“, sagte Daphne, und Emma und Nina zuckten ebenfalls die Achseln.
„Ganz einfach“, erwiderte Amber. „Die Leute haben Angst, dass ihre Kinder in Gefahr geraten, wenn sie bei deinen Events mitmachen, Daphne. Zum Beispiel, indem ein Kronleuchter auf sie stürzt.“
Endlich reichte sie ihrer Freundin die Zeitung. Daphne schlug sie auf, und die Schlagzeile, die ihr auf Seite drei ins Auge sprang, ließ ihr den Schreck in sämtliche Glieder fahren:
Dramatischer Zwischenfall in Dedmon House: Junge Frau fast von Kronleuchter erschlagen worden – Wie gefährlich sind die geplanten Veranstaltungen?
„Oh mein Gott“, stieß Daphne entsetzt hervor. „Wir sind erledigt!“
5. KAPITEL
„Wenn ich den erwische, der das ausposaunt hat, den mach ich fertig!“ Wütend ballte Jack die rechte Hand zur Faust.
Daphne, Amber, Nina und Emma hatten sich mit der Zeitung in der Hand sofort auf den Weg zum Dedmon House gemacht, um Jack alles zu berichten. Der war gerade dabei, zusammen mit Mr Johnson einige Türen abzuschleifen und damit für einen neuen Anstrich vorzubereiten. Ob das allerdings jemals ein Gast zu Gesicht bekommen würde, stand in den Sternen.
Alle zusammen brüteten sie über dem Artikel im Dedmon’s Landing Chronicle, in dem sie keineswegs besser wegkamen als die reißerische Schlagzeile ankündigte. Der Autor geizte nicht mit Mutmaßungen und haarsträubenden Behauptungen, die keinerlei Hand und Fuß hatten. Doch das wussten die Einwohner von Dedmon’s Landing nicht – und Daphne fürchtete, dass sie sich davon beeinflussen lassen würden. Und dass sie damit leider nicht weit von der Wahrheit entfernt lag, zeigte sich schon daran, wie wenig erfolgreich sie mit ihrer Flyeraktion gewesen waren.
„Was ist denn hier los?“ Louis, der Arbeitsklamotten trug und einen weißen Farbfleck auf der Stirn hatte, kam aus dem oberen Stockwerk zu ihnen nach unten. Er runzelte die Stirn. „Ihr schaut ja drein wie sieben Tage Regenwetter. Ist jemand gestorben?“
„Was will der denn hier?“, giftete Nina sofort lautlos los, als sie Louis erblickte.
Sofort nahm Daphne ihr den Wind aus den Segeln. „Ich habe mich entschieden, dass er ebenso wie jeder andere eine Chance bekommen soll. Schließlich kann er nichts dafür, dass sein Vater versucht, uns fertigzumachen.“
Emma hob eine Braue, sagte aber nichts, ebenso wie Nina, die missbilligend das Gesicht verzog.
Und so war es schließlich Amber, die mit den Schultern zuckte. „Es dürfte allgemein bekannt sein, dass ich auch nicht unbedingt von dem Gedanken angetan war, mit Louis zusammenzuarbeiten. Aber ich schätze, wir können kaum erwarten, dass man uns mit Toleranz gegenübertritt, wenn wir selbst nicht dazu
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