Mystery Thriller Band 224
für ihre Hilfe.
„Ich habe Euch gern geholfen – jedoch ist es der Auftrag einer höheren Macht, der mich zu euch geführt hat. Ich war auf der Suche nach diesen Untoten, weil ich hoffte, über diese das Versteck des grausamen Magiers Lanurian ausfindig machen zu können.“
„Was wollt Ihr von diesem Lanurian?“, fragte der Ritter, der sich als Taric vorgestellt hatte.
„Er hat etwas, das meiner Herrin gehört, und das in den falschen Händen großen Schaden anrichten kann. Wie, das habt Ihr gerade mit eigenen Augen gesehen.“
„Du meinst, er hat uns dieses Pack auf den Hals gehetzt?“ Ein Waldläufer, der durch seine tief ins Gesicht gezogene Kapuze kaum zu erkennen war, trat aus dem Schatten. Obwohl er so leise sprach, dass er fast flüsterte, war Daphne sicher, dass sie seine Stimme von irgendwoher kannte.
Sie nickte. „Er hat die Kräfte, die dem Diadem meiner Herrin innewohnen, missbraucht, um diese Kreaturen zu erschaffen“, bestätigte sie.
„Nun, da sie ein Diadem mit solcher Zauberkraft besitzt, muss es sich bei deiner Herrin um eine sehr mächtige Frau handeln“, entgegnete der Maskierte. „Willst du uns nicht verraten, mit wem wir es zu tun haben?“
„Warum nicht? Es ist schließlich kein Geheimnis.“ Sie senkte die Stimme und setzte eine finstere Miene auf, als sie von dem Überfall berichtete, bei dem der Göttin des Waldes ihr kostbares Diadem geraubt worden war. „Und nun hat Findra mich ausgesandt“, schloss sie ihre Geschichte, „um das Diadem selbst zurückzubeschaffen oder demjenigen, der tapfer genug ist, Lanurian die Stirn zu bieten, eine Kiste voll Gold zum Lohn für seine Mühen anzubieten. Ich …“
Sie kam nicht dazu, den Satz zu beenden, denn in diesem Moment griff – ganz planmäßig – eine neue Gruppe Untoter an, und Daphne alias Rii wurde wie durch Zufall von der Spielergruppe getrennt. Von hier an mussten sie zunächst einmal allein zurechtkommen, was ihnen überraschend gut gelang. Daphne blieb ein bisschen Zeit, dem „Magier Lanurian“, der von Jack gespielt wurde, in sein Kostüm zu helfen, der kurz darauf seinen ersten Auftritt haben sollte.
Sie führte ihn durch den Wald zu der Stelle, an der noch immer ein verbissener Kampf tobte. Schwerter und Hammer wurden geschwungen, Pfeile flogen durch die Luft und gingen (als harmlose Geschosse mit Styroporummantelung und Schaumstoffspitzen) über den Spielern nieder. Alles wirkte total echt, so als befänden sie sich mitten auf einem echten Kriegsschauplatz. Und so fiel es zunächst auch niemandem auf, als einer der Spieler von einem Pfeil getroffen mit einem schrillen Schrei zu Boden ging.
Erst, als Daphne das Blut sah, das das Laub unter dem Gefallenen dunkelrot färbte, wurde ihr klar, dass dies kein Spiel mehr war.
Sondern tödlicher Ernst!
9. KAPITEL
„Aufhören!“, brüllte sie, verließ ihr Versteck und eilte über die Lichtung zu dem verletzten Spieler. „Spielunterbrechung!“
Die irritierten und leicht verärgerten Blicke der verkleideten Jugendlichen verwandelten sich in blankes Entsetzen, als auch ihnen klar wurde, was sich da soeben vor ihren Augen ereignet hatte. Sofort schrien und liefen alle wild durcheinander, und es herrschte ein einziges Chaos, in das erst der Spieler von Taric ein wenig Ordnung zu bringen vermochte.
Der Kapuzenmann ließ sich neben Daphne und den Verletzten auf die Knie sinken und half ihr, das Wams aufzuschneiden, das von einem Pfeil durchbohrt worden war. Einem echten Pfeil – nicht einem von denen, die sie normalerweise für LARPs verwendeten!
„Er hat das Bewusstsein verloren“, flüsterte der Vermummte – Daphne fand es ziemlich seltsam, dass er noch immer an seiner Rolle festhielt, trotz allem, was passiert war. „Ist vermutlich besser so, die Schmerzen müssen grauenvoll sein! Er braucht auf jeden Fall einen Arzt! Hast du ein Telefon hier?“
„Ja, warte, ich …“ Sie wollte ihr Handy zücken, stöhnte aber frustriert auf, als ihr klar wurde, dass dieses bei ihren anderen Straßensachen im Spind lag. So wurde es auf LARPs grundsätzlich gehandhabt: Während eines laufenden Spiels gab es keine Telefone, keine MP3-Player oder sonstigen technischen Schickschnack. „Das nächste ist im Haus – ich lauf gleich los!“
Das Herz hämmerte ihr bis zum Hals, während sie durch den schummrigen Wald in Richtung Dedmon House rannte. Als sie die Fassade des alten Mädchenpensionats vor sich erblickte, schmerzten ihre Seiten wie Feuer, doch sie
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