Mystery Thriller Band 224
Freunden und Helfern gegenüber verantwortlich. Und es gab nichts, was sie sich zu Schulden hätte kommen lassen. Sie konnte hocherhobenen Kopfes durch Dedmon’s Landing laufen.
Trotzdem atmete sie noch einmal tief durch, ehe sie schließlich das letzte Stück bis zum Hafen, wo es langsam aber sicher voll wurde, hinter sich brachte. Auf in den Kampf!
Sie wappnete sich für die Blicke der Leute, die unweigerlich kommen mussten, und sie wurde nicht enttäuscht. Allerdings reagierten die Leute ein wenig anders auf sie als erwartet: Sie schaute in lächelnde, wohlwollende Gesichter und wurde von allen Seiten gegrüßt. Was war bloß los? Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.
„Hey, Daphne! Daphne!“ Es war Emma, die sich einen Weg durch die Menge zwischen den Verkaufsständen bahnte. Die hübsche Blondine strahlte übers ganze Gesicht. „Wahnsinn, was? Ich bin in der letzten halben Stunde schon mindestens fünfmal angesprochen worden. Die Leute sind total auf unserer Seite. Ich hab keine Ahnung was passiert ist, aber offenbar hat ganz Deadman’s eine Gehirnwäsche verpasst bekommen.“
„Was?“ Daphne blinzelte verblüfft. „Aber … warum?“
„Das können wir erklären“, meldete sich Amber zu Wort, die zusammen mit Jack zu ihnen trat. „Ich hab gerade mit einem Bekannten gesprochen, der mir alles erzählt hat.“
„Was ist denn?“, drängelte Daphne. „Nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!“
„Frag mich nicht, wie es dazu kommen konnte, aber irgendwie ist durchgesickert, dass wir Dawson verdächtigen, zusammen mit Louis den Allergieanfall provoziert zu haben, um uns zu schaden.“
„Tja, und wie du siehst“, Jack machte eine alles umfassende Geste, „glauben die Leute, dass da durchaus was dran sein könnte.“
Ungläubig schaute Daphne ihn an. „Du meinst, die Leute sind gar nicht mehr gegen uns?“
„Nein, überhaupt nicht!“ Amber lachte. „Sie finden es unmöglich, dass Dawson so eine Masche abgezogen hat, um uns schlecht zu machen. Davon, dass wir in Deadman’s nicht erwünscht sind, ist plötzlich keine Rede mehr.“
Daphne konnte ihr Glück kaum fassen. Sollte es tatsächlich so einfach sein? War ihre Pechsträhne endlich vorüber?
Das verblüffte Lächeln gefror ihr auf den Lippen, als sie jemanden durch die Menge auf sich zukommen sah. Es war Louis, der sie mit einem finsteren Blick bedachte. „Was soll das?“, knurrte er aufgebracht. „Das hätte ich ehrlich nicht von dir gedacht, Daphne! Ist dir eigentlich klar, was du mit deinem Gerede anrichtest? Meine Mutter traut sich überhaupt nicht mehr aus dem Haus, jetzt, wo plötzlich alle Nachbarn mit dem Finger auf uns zeigen! Ich find’s schlimm genug, dass du mir nicht vertraust – aber dass du meiner Mom jetzt das Leben zu Hölle machst …“
„Ich habe doch gar nicht …“, protestierte Daphne, doch Louis hörte ihr schon gar nicht mehr zu. Er hatte auf dem Absatz kehrtgemacht und war gegangen.
„Was war das denn jetzt für ein Auftritt?“ Nina schnalzte abfällig mit der Zunge. „Ist schon ziemlich dreist, sich so aufzuführen, nach allem, was sein Vater und er sich geleistet haben!“
„Nicht …“ Daphne schüttelte den Kopf. Ihre Euphorie war vollkommen verflogen. Stattdessen hatte sie jetzt ein mehr als flaues Gefühl im Magen.
Louis hatte nicht den Eindruck gemacht, als hätte er auch nur ansatzweise ein schlechtes Gewissen – vielleicht, weil es keinen Grund gab, sich schlecht zu fühlen? Weil er wirklich nichts damit zu tun hatte, was während der Eröffnungsfeier passiert war?
„Ich frage mich aber tatsächlich, wie sich die Sache so schnell herumsprechen konnte“, sagte Amber. „Ich meine, abgesehen von uns wusste doch keiner, dass wir Dawson verdächtigen. Wie kann es sein, dass plötzlich halb Deadman’s darüber Bescheid weiß?“
„Ist doch ganz klar!“ Jack zuckte mit den Schultern. „Einer von uns muss geplaudert haben. Die Frage ist nur – wer!“
Daphne schaute ihre Freunde und Helfer der Reihe nach an. Keiner wirkte besonders schuldbewusst, und sie fragte sich, wem sie am ehesten zutraute, üble Nachrede über ihren schlimmsten Konkurrenten in die Welt gesetzt zu haben. Jack und Amber? Nein, die beiden ganz sicher nicht – sie waren nicht der Typ für hinterhältige Aktionen. Emma? Nina? Sie kannte die Mädchen nicht gut genug, um die Hand für sie ins Feuer zu legen. Doch abgesehen von ihnen kamen noch etwa ein halbes Dutzend anderer Leute infrage,
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