Mystery Thriller Band 224
die vorgestern zugegen gewesen waren.
„Ist doch im Grunde auch egal“, sagte Emma. „Wir müssen uns jetzt wenigstens nicht länger mit Dawson herumärgern, und das ist doch die Hauptsache. Nun können wir uns ganz auf das Event nächstes Wochenende konzentrieren.“
Daphne nickte befangen. Warum nur konnte sie sich nicht freuen, so wie ihre Freunde? Es hätte doch gar nicht besser laufen können. All ihre Sorgen waren auf einen Schlag vergessen – oder?
„Komm, darauf lade ich euch auf eine Pizza bei meinen Eltern im Restaurant ein“, sagte Amber und klopfte ihr auf die Schulter. „Jetzt wird erst mal gefeiert – um die weitere Planung fürs Wochenende kümmern wir uns dann später!“
Daphne rang sich ein Lächeln ab – doch wirkliche Begeisterung wollte bei ihr nicht aufkommen.
Sie konnte immerzu nur an Louis denken.
Am Ende der Woche sah es tatsächlich so aus, als ob sich alles zum Guten wenden würde. Telefonisch und per E-Mail waren bereits gut ein Dutzend Reservierungen eingegangen, und auch einige interessierte Jugendliche aus dem Ort hatten sich angemeldet, um als NSCs am nächsten LARP-Event teilzunehmen. Offenbar war der Widerstand der Bürger von Deadman’s wirklich und endgültig gebrochen. Das war weit mehr, als Daphne in der Kürze der Zeit zu hoffen gewagt hatte.
Glücklich war sie trotzdem nicht. Weil ihr die Sache mit Louis einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte, hatte sie ihn einmal angerufen, war aber ziemlich knapp abgefertigt worden.
„Hör zu, Daphne“, hatte er gesagt, „du musst dich schon entscheiden, was du willst. Wenn du glaubst, mir nicht vertrauen zu können, dann will ich keine Freundschaft.“ Er machte eine kurze Pause. „Und noch weniger mehr.“
Seitdem dachte sie immer wieder über seine Worte nach. Redete so jemand, der einen Grund hatte, ein schlechtes Gewissen zu haben? Nein, eigentlich nicht. Aber konnte sie sich ihrer Sache wirklich sicher sein?
Sie drängte den unbequemen Gedanken beiseite. Es gab andere Dinge, mit denen sie sich befassen musste – die Planung des nächsten Spiels zum Beispiel.
Normalerweise machte es ihr echt Spaß, einen Plot zu entwickeln und immer neue Wendungen und Überraschungen darin einzubauen. Doch dieses Mal fiel es ihr wirklich schwer, sich darauf zu konzentrieren. Dass am Ende doch noch etwas halbwegs Brauchbares dabei zustande kam, verdankte sie vor allem Nina, die Feuer und Flamme gewesen war, ihr zu helfen. Sie war so hilfsbereit und lieb – Daphne wusste gar nicht, wie sie ihr jemals danken sollte.
„Wäre es nicht total cool, wenn du als Rii selbst eine Rolle übernehmen könntest? Du könntest als Gesandte der Waldgöttin Findra auftreten, die geschickt wurde, um das gestohlene Diadem ihrer Herrin zurückzubeschaffen.“
Daphne lächelte. „Warum eigentlich nicht? Könnte ganz nett werden …“ Doch echte Begeisterung vermochte sie nicht aufzubringen. Was war bloß mit ihr los? Das Liverollenspielen war doch sonst immer so wichtig für sie gewesen!
Das Wochenende kam für ihren Geschmack viel zu schnell. Einen großen Teil des Vormittags verbrachten sie mit den Vorbereitungen, bis schließlich gegen dreizehn Uhr die Spieler eintrafen. Danach folgte der administrative Teil mit dem Zuteilen der Unterkünfte und dem Erklären der Regeln, die hier in Dedmon House galten. Anschließend schlüpften alle in ihre Kostüme – auch Daphne, für die Riis Kleidung etwas seltsam Tröstliches an sich hatte. Fast so, als würde sie nach langer Zeit einer alten Freundin begegnen.
Es war ein düsterer, regnerischer Tag, der etwas Unheilvolles an sich zu haben schien. Oder bildete sich Daphne das bloß ein? Als sie in den Wald hinausgingen, wirkte es bereits dämmrig, obwohl der Nachmittag noch nicht weit fortgeschritten war. Doch die Atmosphäre war für den Plot, den sie sich gemeinsam mit Nina ausgedacht hatte, geradezu ideal, denn alles begann damit, dass die Spieler von einer Horde Untoter angegriffen wurden.
Während des gesamten Kampfes blieb Rii im Unterholz verborgen – erst als die Untoten die Spieler zu besiegen drohten, verschaffte sie sich mit einem harmlosen Rauchball aus dem Pyrotechnikshop, der nach dem Entzünden einen dichten, weißen Rauch entwickelte, einen fulminanten Auftritt.
Sie half der Spielergruppe dabei, die Untoten zu besiegen und in den Wald zurückzutreiben. Danach trat der Sprecher der Gruppe – ein mit einem Hammer bewaffneter Ritter in voller Rüstung – vor und dankte Rii
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