Mystery Thriller Band 224
Doch dann musstest du ja unbedingt das Haus kaufen, um hier deine bescheuerten Pläne zu verwirklichen. Aber ich habe es ja alles noch mal irgendwie hingebogen. Jedenfalls wirst du jetzt spurlos verschwinden. Alle sollen denken, du bist abgehauen, nachdem der Junge bei den Spielen schwer verletzt wurde. Doch natürlich wirst du tot sein.“ Sie zuckte mit den Achseln. „Tja, eigentlich wollte ich ja niemanden umbringen, aber jetzt geht es nun mal nicht anders. Wie schon gesagt, ich stehe kurz davor, die Beute zu finden. Und der Teufel soll mich holen, wenn mich irgendjemand davon abhält!“
„Ich fürchte, der Teufel konnte es heute nicht einrichten“, erklang da plötzlich eine Stimme vom Eingang des Kellerraumes her. „Du wirst also mit mir Vorlieb nehmen müssen!“
Daphne riss die Augen auf. Es war der Maskierte vom LARP – nur dass Daphne jetzt, wo er seine Stimme offenbar nicht mehr verstellte, erkannte, wen sie da vor sich hatte.
Vor Erleichterung fiel ihr ein Felsbrocken vom Herzen.
„Louis!“, rief sie. „Gott sei Dank!“
Doch ihre Atempause währte nur kurz, denn nur Augenblicke später stürzte sich Nina mit hoch über den Kopf gehobener Schaufel auf Louis.
„Pass auf!“, rief Daphne erschrocken. „Louis!“
Unter normalen Umständen hätte Nina keine Chance gegen den viel kräftigeren und schwereren Louis gehabt. Doch offenbar verliehen Wut und Verzweiflung ihr schier übermenschliche Kräfte, denn sie trieb ihn mit wütenden Schaufelhieben vor sich her.
Ihm blieb nichts anderes übrig, als auszuweichen und darauf zu hoffen, dass der Adrenalinkick, von dem sie zehrte, ebenso rasch verschwinden würde, wie er aufgetaucht war.
Doch seine Hoffnung schwand mit jeder Sekunde, die verstrich.
Er hatte gewusst, dass irgendjemand es auf Daphne abgesehen hatte, aber nicht, warum. Dass ausgerechnet Nina, die von Anfang an Stimmung gegen ihn gemacht hatte, die Täterin war, hätte ihn nicht verwundern sollen. Tat es aber. Und er war froh, dass er auf seinen Bauch gehört und sich inkognito unter die Liverollenspieler gemischt hatte.
So war es ihm möglich gewesen, Daphne zu folgen, nachdem er jemanden gefunden hatte, der sich um den Verletzten kümmerte, bis der Notarzt eintraf. Um ein Haar hätte er sie im Wald verloren. Doch dann, als er das Haus erreichte, war er beinahe in Nina hineingelaufen, die die bewusstlose Daphne aus ihrem Büro im Obergeschoss nach unten in den Keller schleppte.
Er hatte jedes Wort gehört, das hier unten gesprochen worden war. Und deshalb wusste er auch, dass Nina es sich nicht leisten konnte, Zeugen zurückzulassen. Sie würde kurzen Prozess mit Daphne machen, so viel stand fest.
Er war der einzige Mensch, der sie jetzt noch aufhalten konnte.
Kaum hatte Louis den Gedanken zu Ende gebracht, als er merkte, dass er einen entscheidenden Fehler gemacht und seine Deckung für einen winzigen Augenblick vernachlässigt hatte. Schon hob Nina den Arm mit der Schaufel und holte zum Schlag aus. Louis schloss die Augen und wartete auf den Schmerz – der nicht kam.
Stattdessen hörte er das Getrappel von Schritten und kurz darauf das Bersten von Holz, als die Tür des Raumes aus den Angeln gestoßen wurde.
„Polizei!“, rief eine befehlsgewohnte männliche Stimme. „Niemand rührt sich von der Stelle!“
EPILOG
Vier Tage später.
„Was ich immer noch nicht so ganz verstehe: Woher wusste der Sheriff, dass Nina mich in den Keller verschleppt hat?“ Gemeinsam mit Amber, Jack, Emma und natürlich Louis saß Daphne bei einer Tasse Kaffee im Burger Shack. „Es hat doch niemand davon gewusst, wo sie mich versteckt hält!“
„Doch“, entgegnete Louis. „Ich! Ich bin euch gefolgt. Als Nina dich bewusstlos schlug ist dir doch das Telefon runtergefallen. Mit dem habe ich dann den Notruf verständigt. Ich wusste also, dass früher oder später Hilfe kommen würde, aber das Timing war echt perfekt!“
Daphne senkte den Blick, und Tränen stiegen ihr in die Augen. „Ich weiß gar nicht, womit ich so jemanden wie dich verdient habe. Dass du überhaupt noch ein Wort mit mir sprichst, nachdem ich mich dir gegenüber so mies verhalten habe …“
Er winkte ab. „Ach was, du konntest ja nicht wissen, was ich wusste – dass ich nichts mit den Zwischenfällen und erst recht nichts mit dem Allergieschock meines Vaters zu tun hatte. Außerdem war mir spätestens seit dem Moment klar, dass mein Dad tatsächlich unschuldig war.“ Er zuckte mit den Achseln. „Nun,
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