Mystery Thriller Band 224
elektronisch, ich weiß auch nicht. Vielleicht ein bisschen so wie in diesen Scream – Filmen, du weißt schon. Jedenfalls konnte ich nicht mal sagen, ob die Stimme von einem Mann oder einer Frau kam.“
„Und was hat sie gesagt, diese Stimme?“ Auch Brad trank von seinem Tee.
Melissa machte es kurz: „Dass ich von hier verschwinden soll, weil ansonsten der Schwarze Magier kommt, um mich zu vernichten.“
„Wer?“ Brad riss die Augen auf. Seine Überraschung war unverkennbar. Damit hatte er ganz offensichtlich nicht gerechnet. „Der Schwarze Magier?“
„Du weißt, wer gemeint ist?“
„Wenn du auf den Schrecken meiner Kindheitstage anspielst – ja, ich weiß, von wem die Rede ist.“
Trotz der Situation, in der Melissa sich im Augenblick befand, musste sie lächeln. „Ja, genau um den geht es wohl. Ich glaube, als Kind hatte ich vor nichts mehr Angst als vor dem Schwarzen Magier. Nicht mal vor Vampiren – im Gegenteil: Vampire hatten für mich auch immer irgendwie etwas Anziehendes. Ich fand die Vorstellung, unsterblich zu sein und durch die Nacht zu jagen, immer ganz aufregend. Aber der Schwarze Magier, vor dem habe ich mich wirklich gefürchtet.“ Sie zuckte mit den Achseln. „Na ja, vor allem wohl deshalb, weil mir die anderen Kinder im Kindergarten mit irgendwelchen Geschichten um ihn richtig Angst eingejagt haben. Und dann in der Grundschule ging es weiter, vor allem ältere Jungs kannten da mit irgendwelchen Horrorstorys keine Gnade.“
„Ja, das kennen wir wohl alle. Der Schwarze Magier ist der Schrecken jedes Kindes in Deadman’s Landing, auch heute noch, wie ich immer wieder höre.“ Brad trank noch einen Schluck Tee, wobei er recht laut schlürfte, was Melissa süß fand. „Aber …“ Er schüttelte den Kopf. „Ich verstehe ehrlich gesagt noch überhaupt nichts. Ich meine, du bist schließlich kein Kind mehr, und …“
„Schon gut, schon gut, ich hatte ja auch nicht angenommen, dass der Schwarze Magier tatsächlich existiert oder so was.“
„Quatsch, so meine ich das doch auch nicht. Ich frage mich nur, wer einer erwachsenen Frau wie dir – noch dazu einer Polizistin – mit so einem Unfug Angst einjagen will. Und vor allem warum.“
„Genau das habe ich mich ja auch gefragt. Und ehrlich gesagt habe ich den Anruf dann schnell als eine Art Lausbubenscherz abgetan. Tja, und dann kam der Brief. Er lag auf meinem Schreibtisch. Unfrankiert und nur mit meinem Namen drauf. Sonst nichts. Ich ging davon aus, dass ihn jemand in den Briefkasten geworfen und mein Vater ihn dann auf meinen Schreibtisch gelegt hat. Aber wie ich hinterher erfuhr, wusste mein Vater gar nichts von einem Brief. Die Frage ist also: Wer war hier, im Haus meines Vaters, in meinem Zimmer, und hat den bewussten Brief auf meinen Schreibtisch gelegt?“
„Und was stand in dem Brief?“
„Praktisch dasselbe, was mir auch beim Anruf gesagt wurde. Ich soll aus Deadman’s fliehen, weil der Schwarze Magier mich sonst vernichtet.“
„Kann ich den Brief mal sehen?“
Melissa stöhnte auf. „Das ist es ja gerade! Der Brief ist weg. Wie vom Erdboden verschluckt. Genau wie die Ratte, die eben noch da war!“ Sie vergrub das Gesicht in den Händen und unterdrückte ein Schluchzen. „Was geht hier ab, Brad? Was soll das Ganze? Manchmal glaub ich echt schon, ich spinne und bilde mir das alles nur irgendwie ein. Vielleicht werde ich ja verrückt oder so was.“ Ängstlich blickte sie Brad an, doch der schüttelte langsam den Kopf.
„Das glaube ich nicht“, sagte er und strich ihr sanft übers Haar – eine winzige Berührung, die doch so guttat. „Ich glaube viel eher, dass dir hier jemand mächtig zusetzen will. Und da das Ganze längst kein Streich mehr ist – immerhin geht es hier offensichtlich um Belästigung und sogar Einbruch –, werde ich jetzt erst einmal Sheriff Latimer verständigen.“
„Nein, bitte!“ Melissa streckte die Hand aus und umfasste seinen Unterarm. „Das … wäre mir unangenehm, Brad. Ich meine, seien wir doch mal ehrlich: Das ist doch alles unwichtiger Kram. Der Sheriff und wir alle haben doch im Moment genug um die Ohren. Ein Mensch ist in Deadman’s Landing ermordet worden.“ Sie schüttelte den Kopf. „Der arme Harry … Da wäre es doch wohl mehr als daneben, wenn ich dem Sheriff jetzt mit einer solchen Bagatelle noch zusätzlich die Zeit raube.“
„Bagatelle?“ Brad sah sie an. Sein Blick war ernst und sorgenvoll. „Du wirst belästigt, Melissa. Du erhältst
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