Mystery Thriller Band 224
in sie verknallt gewesen zu sein wie sie in ihn. Nicht zu glauben!
Und heute? Ob er heute auch noch in dich verliebt ist? Was für eine Frage! So, wie er sich benommen hat, kann da ja wohl kein Zweifel bestehen! Er wollte dich sogar küssen! Die Frage ist: Was fühlst du?
Doch genau das war leider eine Frage, die Melissa nur sehr schwer beantworten konnte. Denn sobald sie Gedanken dieser Art zuließ, musste sie an Michael denken. An Michael, den sie geliebt hatte, mit dem sie hatte alt werden wollen und der nun tot war.
Michael, den sie nie mehr wiedersehen würde …
Aufschluchzend schloss sie die Augen. Als sie sie wieder öffnete, sah sie im Spiegel, dass eine einzelne Träne über ihre Wange rollte.
In dem Moment klingelte es, und Melissa wurde vor weiteren trüben Gedanken bewahrt. Hastig wischte sie sich die Wange trocken, dann wandte sie sich um und ging zur Haustür.
Doch als sie sie öffnete, war niemand zu sehen.
Irritiert blickte Melissa sich um, doch es war längst dunkel geworden, und so konnte sie ohnehin kaum etwas erkennen. Sie musste daran denken, dass früher schon oft Kinder und Jugendliche Klingelstreiche gemacht hatten, und ging davon aus, dass es sich auch hierbei um einen solchen Streich handelte.
Sie wollte die Tür gerade wieder schließen, als ihr Blick nach unten auf die Fußmatte fiel, die draußen vor der Schwelle lag. Auf der Matte lag ein Paket, etwa schuhschachtelgroß. Das Paket war oben offen, und im Schein der Dielenbeleuchtung konnte Melissa sehen, was sich in dem Paket befand.
Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, und das Blut gefror ihr in den Adern.
In dem Paket lag eine tote Ratte.
7. KAPITEL
Die Ratte war so grausam verstümmelt, dass Melissa augenblicklich schlecht wurde. Der Kopf des Nagetieres war abgetrennt worden und lag mit im Paket. Alles war voller Blut, und ein bestialischer Gestank stieg Melissa in die Nase.
Unfähig, sich zu rühren, konnte sie einen Moment lang nichts weiter tun, als dazustehen und fassungslos das Paket anzusehen; dann endlich riss sie sich aus ihrer Erstarrung und stolperte zurück. Angewidert warf sie die Tür ins Schloss.
Sie brauchte eine ganze Weile, um einen klaren Gedanken zu fassen. Erst einmal stand sie einfach nur da, mit dem Rücken gegen die Wand neben der Tür gelehnt und mit pochendem Herzen, und versuchte, das Würgen, das ihre Kehle hinaufkroch, zurückzudrängen.
Schließlich, als ihr Atem wieder einigermaßen ruhig ging, griff sie instinktiv zu ihrem Handy, das in ihrer Hosentasche steckte. Sie wusste nicht, wie es kam, aber in diesem Moment konnte sie nur an eine Person denken.
Brad.
Nicht den Sheriff wollte sie anrufen, auch nicht ihren Vater, sondern nur Brad. Ihn in ihrer Nähe zu wissen, würde ihr ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit geben, das spürte sie. Und er hatte sie ja vorhin erst hergebracht, allzu weit würde er also sicher noch nicht sein.
Sie rief das Adressbuch in ihrem Handy auf und suchte nach Brads Nummer, die sie, wie die aller Kollegen und des Sheriffs, an ihrem ersten Arbeitstag abgespeichert hatte. Endlich fand sie die Nummer und stellte eine Verbindung her.
Brad nahm das Gespräch beinahe auf der Stelle an.
„Ja?“, meldete er sich knapp.
„Ich bin’s, Melissa“, sagte sie hektisch. „Brad, ich … du musst unbedingt herkommen. Sofort!“
„Was ist denn los?“ Er schien irritiert. „Ist etwas passiert?“
Doch für irgendwelche Erklärungen fehlten ihr jetzt die Nerven. „Komm einfach, ja?“, sagte sie eindringlich. „Bitte!“
„Okay, bis gleich.“
Sie beendete die Verbindung und steckte ihr Handy wieder in die Hosentasche. Kurz schloss sie die Augen und spürte, wie ihr Herzschlag sich langsam beruhigte. Unwillkürlich fragte sie sich, ob sie überreagiert hatte. Wenn sich jemand nur einen Scherz mit ihr erlauben wollte, war es vielleicht ganz schön dämlich, Brad da mit hineinzuziehen.
So ein Quatsch! Jemandem eine tote Ratte mit durchtrenntem Kopf vor die Tür zu legen, ist kein gottverdammter Scherz! Noch dazu, wo du schon seit deiner Ankunft von irgendeinem Spinner belästigt wirst!
Sie schüttelte den Kopf und ging wieder zur Tür. Zwar graute es ihr jetzt schon davor, das tote Nagetier noch einmal anzusehen, aber sie war immerhin auch Polizistin, und deshalb wollte sie schon einmal schauen, ob es irgendwelche Spuren oder Auffälligkeiten draußen gab.
Langsam und ein wenig ängstlich öffnete sie die Tür. Kühler Wind schlug ihr entgegen, eine
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