Mystery Thriller Band 224
Drohungen, und jemand hat dir eine tote Ratte vor die Tür gelegt …“
„Die aber jetzt nicht mehr da ist!“, fiel sie ihm ins Wort. „Keine Spur, nichts! Nur dieser dämliche Karton.“
„Trotzdem.“ Er zog sein Handy aus der Hosentasche. „Wir müssen das einfach melden, Melissa, das ist sogar deine Pflicht.“
„Meine Pflicht?“ Sie hob die Schultern. „Soweit ich weiß, kann immer noch jeder selbst entscheiden, ob er etwas zur Anzeige bringen will oder nicht.“
„Jeder normale Bürger, ja. Aber du bist Polizistin, Melissa. Du arbeitest für den Sheriff. Und dadurch stehst du in der Pflicht. Erstens, weil ein Deputy mit Problemen dieser Art Gefahr läuft, seinen Job nicht richtig zu machen. Und zweitens, weil dir, wenn jemand es wirklich auf dich abgesehen hat, durchaus etwas zustoßen könnte. Und dann hat der Sheriff einerseits eine Mitarbeiterin weniger, und andererseits gleich noch viel mehr Arbeit am Hals. Außerdem …“ Er zögerte. „Es könnte schließlich durchaus sein, dass diese Drohungen und Vorfälle gar nichts mit dir als Privatperson zu tun haben.“
„Du meinst …“
Er winkte ab. „Ach, ich meine gar nichts. Ich sage nur, dass alles möglich ist, zumindest theoretisch könnte es ja schließlich auch sein, dass dieser unbekannte Spinner es in Wahrheit auf den Sheriff abgesehen hat. Und um an ihn ranzukommen, vertreibt er zunächst alle seine Deputys aus Deadman’s Landing, damit er dann leichtes Spiel hat.“ Er lachte bitter auf. „Hirngespinste, ich weiß. Aber damit will ich dir nur deutlich machen, dass du als Polizistin eine besondere Verantwortung hast, und deshalb“, er sah sie eindringlich an, „bitte ich dich, mich jetzt den Sheriff rufen zu lassen.“
Melissa schlug die Augen nieder. Soweit hatte sie noch gar nicht gedacht, doch jetzt wurde ihr klar, dass Brad recht hatte.
Sie nickte. „Also gut, dann tu das bitte.“
„Also, Melissa“, sagte Sheriff Latimer, nachdem Melissa ihm gut eine Stunde später alles berichtet hatte. Inzwischen war auch Melissas Vater eingetroffen; Melissa hatte ihn auf seinem Handy angerufen, damit auch er alles erfuhr. Natürlich hatte sich Mr Carlisle sehr besorgt gezeigt und war sofort gekommen.
„Den Karton nehmen wir mit und werden ihn noch einmal genauer auf Spuren untersuchen“, fuhr der Sheriff fort. „Zudem werde ich mich mit der Telefongesellschaft in Verbindung setzen, um herauszufinden, wer dich an besagtem Abend angerufen hat. Allerdings befürchte ich, dass das nicht allzu viel bringen wird. Höchstwahrscheinlich wurde der Anruf von einer Telefonzelle aus getätigt.“ Er machte eine abwinkende Handbewegung. „Na ja, wir werden sehen. Jedenfalls war es gut, dass ihr mich informiert habt. So können wir uns frühzeitig darum kümmern. Wer weiß, womöglich hört das Ganze sogar auf, bloß weil wir jetzt ermitteln. Wenn der Täter sich wirklich nur einen schlechten Scherz erlauben will und das mitbekommt, kriegt er es vielleicht mit der Angst zu tun.“ Er tippte sich an seinen Hut. „Also dann, Melissa, Brad und ich können ja jetzt unbesorgt gehen, dein Vater ist ja jetzt da, und es geht dir so weit gut, richtig?“
Sie nickte fest. „Klar doch, kein Problem.“
Der Sheriff ging vor, doch Brad blieb noch kurz zurück. „Hör mal“, sagte er, „wenn ich lieber hierbleiben soll …“
Melissa fand sein Verhalten unheimlich süß, doch sie wollte seine Hilfsbereitschaft und Fürsorge nicht überstrapazieren. „Danke, aber das ist wirklich nicht nötig. Wie der Sheriff schon sagte: Mir geht es gut, zudem bin ich nicht allein. Also, geh nur mit ihm mit, wir sehen uns dann morgen früh, okay?“
Brad fügte sich, wenn auch zögerlich, und kurz darauf war Melissa mit ihrem Dad allein.
Der sah sie tadelnd an.
„Warum hast du mir denn nichts von all dem gesagt?“, wollte er wissen. „Weißt du denn nicht, dass ich für dich da bin, wenn du Hilfe brauchst?“
„Doch, natürlich, aber … Ach, Dad, nimm es mir bitte nicht übel. Es ist ja auch nicht so, dass schon viel Zeit vergangen ist, seit ich den Anruf erhalten habe, und das mit dem Brief war ja auch direkt danach. Um ehrlich zu sein, hab ich das Ganze erst wirklich nur für einen dummen Scherz gehalten, einen Streich.“
„Aber jemand muss gleich mehrmals im Haus gewesen sein, um dir den Brief auf den Tisch zu legen und ihn danach wieder wegzunehmen“, warf ihr Vater ein. „Das ist kein Streich mehr!“
„Ich weiß ja, Dad. Ich wollte dich
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