Mystery Thriller Band 224
hastig nach oben und sprang auf.
„Brad! Was …?“ Auf wackeligen Beinen stand sie da und starrte Brad an, der sie nun erreichte und besorgt ansah. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Was sollte sie jetzt tun, wie sollte sie sich verhalten? Ihr erster Impuls war, ihn anzuschreien und zur Rede zur stellen. Doch im Gegensatz zu ihr war Brad im Dienst, trug seine Uniform und somit auch seine Schusswaffe. Wenn sie ihn also hier und jetzt zur Rede stellte, hatte sie keine Chance gegen ihn.
Zudem schien er ihr, zumindest im Augenblick, nichts tun zu wollen. Denn wenn er es war, der sie niedergeschlagen hatte, wovon sie ausging, dann hätte er es auch einfacher haben können. Das brachte sie zu der Frage, warum er dann jetzt mit dem Wagen vorgefahren war.
„Ich wollte zu Amy“, sagte Brad und kniff die Augen zusammen. „Da sah ich dich hier liegen. Was ist denn bloß passiert, Melissa?“ Er streckte die Hand nach ihr aus, doch Melissa wich ängstlich zurück.
„Amy ist tot!“, brachte sie leise hervor.
Seine Augen weiteten sich. „Was sagst du da? Amy ist tot?“
„Ja, sie sitzt erstochen in ihrem Wagen.“ Melissa wandte sich zu der Auffahrt um und deutete auf Amys Honda – zumindest wollte sie auf das Auto deuten, doch jetzt erkannte sie, dass es gar nicht mehr da war. Entsetzt starrte sie ins Leere. „Mein Gott!“, stieß sie aufgeregt hervor. „Der Wagen … Er ist weg!“
„Moment, Moment, du meinst Amys roten Honda?“ Er schüttelte den Kopf. „Mir ist auf der Zufahrtsstraße kein anderes Fahrzeug begegnet, und du weißt selbst, dass es nur diesen einen Weg gibt, um nach Pine Ridge zu gelangen.“
„Was willst du damit sagen?“ Fassungslos starrte sie ihn an. „Heißt das, du denkst, ich habe mir das alles nur eingebildet? Amy ist tot! Ein verdammtes Fleischermesser steckte in ihrer Brust!“
Brad trat auf sie zu, und sie stolperte unwillkürlich zurück.
„Hey, ist ja schon gut“, sagte er, ihre Reaktion komplett missverstehend. „Ich glaube dir ja, dass es genau so ist, wie du sagst. Aber vielleicht sollten wir dich jetzt doch erst einmal zu einem Arzt bringen. Ich weiß zwar nicht, was passiert ist, aber du scheinst wirklich übel was abbekommen zu haben! Bitte, lass uns wenigstens zu deinem Dad fahren, damit er dich gründlich durchchecken kann, ja?“
Die Besorgnis in seinem Blick schien echt zu sein. Aber wenn er sie selbst niedergeschlagen hatte, warum sollte er sich dann Sorgen um ihr Wohlergehen machen? Das passte doch alles nicht zusammen!
Noch nie in ihrem Leben hatte Melissa sich so hin- und hergerissen gefühlt. Ihr Herz wollte Brad vertrauen, doch die Stimme ihres Verstands warnte sie. Dennoch ließ sie es schließlich geschehen, als er vortrat und sie in seine Arme schloss. Kurz versteifte sie sich, dann, schon nach ein paar Sekunden, verdrängte wohlige Wärme die eisige Kälte in ihrem Inneren.
Hatte sie sich vielleicht doch in Brad getäuscht? Womöglich gab es ja eine ganz einfache Erklärung für das, was sie im Internet über ihn gefunden hatte. Sollte sie nicht einfach mit ihm darüber sprechen, um die Geschichte aus der Welt zu schaffen?
Sie setzte gerade zum Sprechen an, als ihr ein Fleck auf dem dunklen Stoff von Brads Uniformjacke auffiel. Es sah aus wie … Blut!
Melissas Herz fing an, wie wild zu hämmern. Sie spürte, wie Panik von ihr Besitz ergriff, doch sie drängte sie zurück. Wenn sie jetzt die Nerven verlor, war sie schon so gut wie tot.
An ihrer Brust spürte sie deutlich, wie sich Brads Dienstwaffe unter seiner Uniform abzeichnete. Sie schob die Hände unter seine Jacke, so als wolle sie seine Zärtlichkeit erwidern. Doch stattdessen griff sie blitzschnell nach seinem Holster, zerrte die Waffe daraus hervor. Hastig stolperte sie ein paar Schritte zurück und richtete den Revolver auf Brad.
„Melissa, was …?“
„Zurück!“, herrschte sie ihn an, als er auf sie zukommen wollte. „Ich warne dich, wenn du dich mir auch nur noch einen Zentimeter näherst, drücke ich ab!“ Sie zwang sich, ruhig und tief zu atmen. Was nun? Was nun? „Wirf mir den Wagenschlüssel rüber – schön langsam!“
Er tat, was sie verlangte. „Du machst einen Fehler, Melissa. Ich …“
„Sei still!“ Ohne ihn aus den Augen zu lassen, hob sie den Schlüssel und ihr Handy vom Boden auf. Dann stieg sie in den Wagen und startete den Motor. Noch einmal blickte sie zu Brad, der regungslos dastand, dann atmete sie tief durch, drückte das Gaspedal
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