Mystery Thriller Band 224
sie gesagt, als Melissa sich gestern Abend bei ihr ausgeheult hatte. „Oder glaubst du, er würde dir die Wahrheit sagen, wenn er tatsächlich Dreck am Stecken hat? Nein, nein, ehe du ihn mit dem konfrontierst, was du weißt, musst du erst mehr über ihn in Erfahrung bringen.“
„Und wie soll ich das bitte schön anstellen?“
„Lass mich mal überlegen.“ Melissas Freundin hatte einen Moment geschwiegen. Dann: „Vielleicht solltest du mal mit seiner Ex sprechen.“
„Mit Amy Woodstock?“
„Warum nicht? Wer weiß schließlich, was wirklich zwischen denen vorgefallen ist? Und von der Exfreundin kann man verdammt viel über einen Jungen erfahren.“
Doch Melissa hatte das zunächst einmal weit von sich gewiesen. Nein, sie konnte unmöglich mit Amy über Brad sprechen, das konnte sie doch nicht, oder? Ein normales Gespräch mit ihr führen? Undenkbar! Amy hasste sie!
Doch der Gedanke war ihr fortan nicht mehr aus dem Kopf gegangen, und auch an diesem Abend – es war gerade sieben Uhr und sie saß in ihrem Zimmer, während ihr Vater unten fernsah – grübelte sie wieder darüber nach. Denn ganz gleich, was auch dagegensprach, fest stand: So wie im Augenblick konnte es nicht weitergehen. Melissa musste einfach wissen, was hinter allem steckte. Und damit dachte sie sowohl an die Drohungen gegen sie als auch an die Sache mit Brad.
Sie vertraute ihm nicht mehr, und zu ihrer eigenen Verwunderung war das ein Zustand, der schmerzte. Denn sie hatte wirklich etwas für ihn empfunden. Nicht nur damals, als sie noch Schüler waren, nein, auch jetzt wieder. Sie hatte sich in Brad verliebt, und auch wenn sie es sich selbst noch nicht eingestanden hatte, so wusste sie tief in ihrem Innern doch, dass ihre Gefühle für Brad ihr auch dabei geholfen hätten, endgültig über Michael hinwegzukommen. Sie hätte ihn niemals vergessen, nein – aber mit der Zeit wäre sie bereit für einen Neuanfang gewesen.
Doch jetzt – sie wusste einfach nicht mehr, wie es weitergehen sollte …
Eine eingehende SMS riss sie aus ihren Gedanken. Sie griff zu ihrem Handy, das auf ihrem Schreibtisch lag, rief den Posteingang auf und öffnete die Nachricht.
Zu ihrem grenzenlosen Erstaunen stammte die SMS von einer Person, die sie nur zu gut kannte.
Und von der sie im Leben keine SMS erwartet hätte.
Amy!
Verblüfft überflog Melissa die Nachricht.
Lass uns reden. Über Brad. Es ist wichtig. Für dich. Komm heute noch zu mir. Warte auf dich. Meine es ernst. Kein Krieg mehr. Amy.
Melissa zog die Brauen zusammen. Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht mit so etwas. Amy textete sie an, um mit ihr zu sprechen? Über Brad? Konnte das wirklich sein? Oder wollte Amy sie nur wieder mit irgendetwas erschrecken?
Doch das erschien Melissa wenig plausibel, immerhin hätte Amy das dann mit Sicherheit wieder anonym gemacht, sie war doch nicht dumm!
Trotzdem war sie hin- und hergerissen und überlegte eine ganze Weile. Dann aber dachte sie auch an Monas Worte, die ihr schließlich ebenfalls geraten hatte, mit Amy zu sprechen.
Also entschied Melissa sich dafür. Sie wollte aber ungern einfach so vorbeikommen und rief die Nummer an, von der die SMS gesendet worden war. Doch sofort meldete sich die Mailbox, auf der auch Amys Stimme zu hören war. Offenbar hatte Amy ihr Handy ausgeschaltet.
Melissa zuckte mit den Schultern. Was soll’s? dachte sie und beschloss, sich auf den Weg zu machen. Sie wusste, wo Amy wohnte: Ihre Eltern, die recht vermögend waren, besaßen ein großes Haus in Pine Ridge, dem teuersten Viertel von Deadman’s am Hügel gleich unterhalb von Hill House. Direkt neben dem Hauptgebäude stand ein kleiner Bungalow, in den Amy mit achtzehn eingezogen war.
„Ich bin noch mal weg, Dad“, rief sie, als sie unten war, ins Wohnzimmer. „Bin in zwei Stunden wieder da.“
Ihr Vater erwiderte etwas, das sie aufgrund der Fernsehlautstärke kaum verstehen konnte. Eine Minute später saß Melissa in ihrem Wagen und fuhr los.
Während der Fahrt drehten sich ihre Gedanken um die SMS. Was Amy ihr wohl über Brad sagen wollte? Melissa musste zugeben, dass sie inzwischen auf das Schlimmste gefasst war, und das machte sie fast wahnsinnig. Sie mochte Brad, hatte sich einmal mehr in ihn verliebt, und vor allem: Sie hatte ihm vertraut. Sollte sie wirklich nur auf ihn und sein böses Spiel hereingefallen sein? Steckte er hinter den ganzen Drohungen? Aber wenn ja – warum? Welchen Zweck konnte er damit verfolgen? Ging es wirklich nur
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