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Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Titel: Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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einem Wohnzimmer auf der linken Seite. Von der Decke hängen chinesische Papierlampions in Gelb und Grün. Auf dem Wandverputz sind offenbar mit Kohle hieroglyphenartige Zeichen angebracht worden.
    Lyrica trägt eine bestickte Seidenrobe. Mit einer Geste bedeutet sie mir, auf einem niedrigen Sofa Platz zu nehmen. »Wir kennen uns noch nicht«, sagt sie und setzt sich gegenüber in einen Sessel. Sie ist von einer aparten Schönheit. Das graue Haar hat sie zu dünnen Zöpfen geflochten, die mit bunten Perlen und Goldfäden geschmückt sind. Ihr Gesicht wirkt erstaunlich jung, bis auf die Krähenfüße in den Augenwinkeln und ein paar Lachfältchen um den Mund.
    Das magische Spektakel eben hat mir beinahe die Sprache verschlagen. »Wie haben Sie …«
    »Dieser Ort ist von einem Schutzbann umgeben«, erklärt mir Lyrica. »Hier bin ich sicher vor meinen Verfolgern. Ich helfe nicht jedem.« Sie blickt mir tief in die Augen. »Nur jenen, die mich wirklich brauchen.«
    »Ich brauche Ihre Hilfe wirklich.«
    Sie nickt. »Natürlich! Deshalb bist du überhaupt hierhergelangt! Wie heißt du?«
    »Beth.« Es ist mir unangenehm zu lügen, aber wer hier unten in der Tiefe würde einer Tochter der Familie Rose auch nur den kleinen Finger reichen? Ich nehme meine Kappe ab und lege sie zur Seite.
    »Beth«, wiederholt Lyrica langsam, als hätte sie den Namen noch nie gehört. »Was führt dich zu mir?«
    »Ich habe mein Gedächtnis … verloren«, erkläre ich.
    Lyrica zieht ihre breiten Augenbrauen hoch. »Wie verliert man denn sein Gedächtnis, Kind?«
    Ich erzähle ihr von der Überdosis und meiner Erinnerungslücke. Ich berichte über meinen Arztbesuch und wie ich danach glaubte, in Thomas verliebt zu sein – und dann auch wieder nicht. Ich erzähle ihr, dass ich von einem Jungen ohne Gesicht träume und Liebesbriefe gefunden habe, von denen ich nichts wusste. »Ich will meine Erinnerungen zurück, bevor ich heirate«, höre ich mich sagen. »Und ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll.«
    Lyrica hat mich keine Sekunde aus den Augen gelassen. Jetzt blickt sie zu einer Glaskugel an der Decke hinauf. Im nächsten Moment leuchten ihre Augen – und in der Kugel wirbelt plötzlich Licht.
    »Darf ich dich berühren?« Sie tritt ganz nah vor mich hin. »Dann funktioniert es am besten.«
    »Ja, wenn es hilft.«
    Sie streckt die Hände aus und beugt sich vor. Sobald ihre Finger meine Schläfen berühren, durchströmt Energie meinen Körper, schießt mir in Arme und Beine und wirft mich zurück.
    »Oh, mein Gott!« Ich springe vom Sofa auf. Lyrica erschrickt und legt die Hände in den Schoß. »Sie wurden noch nie abgeschöpft.«
    Lyrica sieht mich an, als wäre das vollkommen normal. »Und?«
    Ich setze mich wieder und presse die Knie gegeneinander. Die Berührung eines Mystikers kann einen Menschen töten. Diesen Satz hat man mir beigebracht. »Seien Sie vorsichtig.«
    Lyrica bittet mich, die Augen zu schließen. Erneut drückt sie die Hände gegen meine Schläfen; wieder spüre ich einen Energiestoß, der sich aber rasch zu dumpfer Wärme abschwächt, die meine Glieder durchflutet.
    Währenddessen wirbeln Erinnerungsfetzen durch meinen Kopf: Bilder von Freunden, von Thomas, von meinen Eltern, von Hunter und Turk und den ausgesaugten Mystikern in der Tiefe. Und von einem geheimnisvollen Jungen.
    »Augen wieder auf«, befiehlt Lyrica. Sie hält die Hände vor sich hin, ihre Fingerspitzen leuchten grün. Ich muss sofort daran denken, wie Hunter mich gegen die Straßenkinder verteidigt und meinen verletzten Arm geheilt hat. Das Licht scheint fast greifbar zu sein, so stark haben sich die grünen Partikel verdichtet. Ich meine sogar, den Kegel mit meinen Händen berühren zu können, aber ich fürchte mich vor den Folgen.
    Gerade habe ich mich an diesen seltsamen Anblick gewöhnt, als Lyrica mit den Fingern schnippt. Das Leuchten verschwindet, ihr Gesicht nimmt einen entspannten Ausdruck an.
    »Möchtest du einen Becher Tee?«, fragt sie völlig aus dem Zusammenhang gerissen.
    »Natürlich, gerne«, antworte ich.
    Sie verschwindet kurz durch eine Tür hinter einem champagnerfarbenen Vorhang und kehrt mit zwei Keramikbechern zurück. In meinem schwimmen Teeblätter und winzige Stängel.
    »Hier«, sagt Lyrica und taucht den Finger hinein. Sofort wird die Flüssigkeit heiß und beginnt zu brodeln. Ihren eigenen Tee erhitzt sie auf dieselbe Weise. »Keine Sorge«, meint sie. »Ich hab mir vorher die Hände gewaschen.«
    »Sie

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