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Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Titel: Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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mich keine Bedeutung mehr. Als ich gestern Abend in der Tiefe deine Hand hielt, deinen Hals küsste … da war es, als stündest du in Flammen. Selbst das magische Licht der Mystiker müsste vor dir verblassen. Du brennst heller als jeder Stern. Ich gehöre dir, solange du mich willst.
    R.
    J.
    Ich weiß nicht, wie lange ich diese Heimlichtuerei noch ertragen kann. Bist du bereit, an die Öffentlichkeit zu gehen? Ich weiß, dieser Gedanke macht dir Angst, aber was kann schon passieren? Wir würden vielleicht von unseren Familien verstoßen werden und ein Leben in Armut, aber voller Liebe führen. Wir müssten womöglich New York verlassen. Aber nichts wäre schlimmer für mich, als für immer auf dich verzichten zu müssen. Worauf warten wir? Bist du dir deiner Gefühle nicht sicher? Oder zweifelst du gar an meiner Liebe? Sag es, und ich fahre hinauf zum höchsten Horst und schreie meine Liebe für dich hinaus, so laut, dass man es noch tief unten in den Kanälen hört. Ich liebe dich.
    R.
    J.
    Habe ich dich mit meinem letzten Brief erschreckt? Deine Fenster sind geschlossen. Hast du deine Meinung geändert? Wir müssen ja nichts überstürzen. Wir können auch unseren Eltern erst die Wahrheit sagen. Ich würde alles für dich tun. Sag mir nur, was los ist, damit ich das Richtige tun kann.
    R.
    J.
    Ich kann dein Schweigen nicht ertragen. Ich weiß nicht, was ich denken soll, außer dass du mich wohl nicht mehr willst … oder dass dir etwas Schreckliches zugestoßen ist. In jedem Fall kann ich keinen Tag länger leben. Ich komme morgen Abend. Bitte sei da.
    R.
    Jetzt, nachdem ich Thomas’ Worte gelesen habe, kann ich nicht glauben, dass ich je an unserer Liebe gezweifelt habe. Im Vergleich dazu verblasst jedes oberflächliche Gefühl für Hunter. Ich schiebe die Briefe zurück in ihr Schubladenversteck.
    Ich möchte fühlen , was ich für Thomas empfunden habe, als er diese Briefe geschrieben hat. Kein Wunder, dass er seit meinem Zusammenbruch so seltsam ist. Wie furchtbar muss es sein, jemanden leidenschaftlich zu lieben, nur um von eben diesem Menschen komplett vergessen zu werden!
    Plötzlich fällt mir Lyrica ein, die Frau, von der mir Tabitha, das Mädchen aus dem Java River , erzählt hat. Vielleicht sollte ich mich noch einmal in die Tiefe schleichen. Vielleicht kann ich tatsächlich mit ihrer Hilfe mein Gedächtnis wiederherstellen. Zumindest muss ich es versuchen. Das bin ich mir und Thomas – nein: Romeo – schuldig.
    Ich wechsle in sportliche Kleidung, ziehe dunkle Laufschuhe an und setze eine Kappe auf, um mein Gesicht zu verbergen. Aus einer Laune heraus stecke ich Davidas Handschuhe in meine Gesäßtasche. Lyrica kann mir vielleicht sagen, wozu man sie braucht. Ich stopfe ein paar Kissen unter die Decke, damit jeder, der einen Blick in das dunkle Zimmer wirft, glaubt, ich schliefe.
    Auf Zehenspitzen schleiche ich zur Tür und drücke sie auf. Doch ehe ich einen weiteren Schritt machen kann, habe ich einen Erinnerungsflash.
    »Du bist gekommen«, sagt er.
    »Was hast du denn gedacht?«
    Sein Gesicht ist verschwommen, wie eine ausradierte Zeichnung; mein Blick fällt auf seinen steifen Hemdkragen und seine gebräunten Unterarme.
    Ich lege ihm die Hand auf die Schulter. »Sieh mich an.« Er antwortet nicht. »Bitte.«
    »Erinnerst du dich?«, fragt er leise.
    Ich schüttele den Kopf. »Aber wenn ich dich ganz sehen könnte …«
    Er hebt den Kopf ins Licht, und ich schreie auf: Anstelle seines Gesichts sehe ich nur einen weißen Fleck. Sein Mund ist eine dünne rote Linie. Wo Augen sein müssten, klaffen tiefe Löcher.
    »Erinnere dich«, mahnt das Geistergesicht. »Erinnere dich an mich.«
    Mit aller Kraft schiebe ich die Erinnerung beiseite. Ich bemühe mich, sage ich in Gedanken und balle die Hände zu Fäusten. Ich bemühe mich.

11
    Die Motorgondel bewegt sich zügig auf dem Broadway-Kanal, dessen Wasser kleine Wellen schlägt. Er gehört zu den breitesten Wasserstraßen in der Tiefe – hier können viele Gondeln kreuz und quer schippern, ohne zusammenzustoßen; außerdem verkehren zusätzlich einige große Wassertaxis.
    Wir biegen in einen schmaleren Wasserweg ein, wo es sofort dunkler wird. An den Wänden der alten Gebäude haben bröckelnde Ziegel und abblätternde Farbe die Straßennummern – falls sie jemals da waren – unkenntlich gemacht. Hier gibt es keine Lichtpfosten, nur hin und wieder einige Wandlampen, die von mystischer Energie gespeist werden. Die meisten Kanalzugänge sind durch

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