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Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Titel: Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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Glanzlichter. Lässig schiebt er die nach vorne gefallenen Strähnen zurück. Unter dem Mantel trägt er ein enges blaues T-Shirt mit V-Ausschnitt und eine zerrissene Jeans.
    »Was geht es dich an, wo ich mich herumtreibe?« Mein Ton ist schroffer als beabsichtigt.
    »Mich? Nicht das Geringste.« Er beißt sich auf die Oberlippe und blickt zur Seite. Natürlich meint er, dass ich ihn sehr wohl was angehe. Das schmeichelt mir irgendwie. Wo mir Turk doch verraten hat, was Hunter für ein geheimnisvoller, unnahbarer Typ ist.
    Ich werfe einen Blick nach hinten. »Wo willst du hin?«
    Er zieht eine Augenbraue hoch. »Und du? «
    »Nach Hause.«
    »Und da nimmst du den Weg durch den Block?« Er hält das ganz offensichtlich für keinen guten Einfall. »Kann ich dir helfen? Du siehst aus, als könntest du einen Wegbegleiter brauchen, der sich hier auskennt.«
    »Ich schaffe das schon allein.«
    Hunter schüttelt den Kopf. »Bei dir geh ich lieber kein Risiko ein. Komm mit.« Er setzt sich die Kapuze wieder auf, nimmt meine Hand – ich fühle sofort ein wohliges Kribbeln – und los geht es.
    Hunter bewegt sich geschmeidig wie eine Katze, sodass man ihn in der Dunkelheit schon auf geringe Entfernung kaum erkennen kann. Erstaunlich, dass er selbst hier im Getto unsichtbar bleiben will. Aber vielleicht muss ein Rebell das.
    Schweigend passieren wir eine Reihe baufälliger Gebäude, deren Dächer den Eindruck erwecken, als würden sie jeden Moment einstürzen. Das schwarzgrüne Wasser unter den Stegen verströmt einen durchdringenden, salzigen Geruch. Mir fällt auf, dass der Weg leicht ansteigt. Inzwischen sind wir sicher schon eine gute Meile gelaufen. Der Festlärm wird lauter. »Komm«, sagt Hunter und blickt über die Schulter. »Du lahme Ente.«
    »Ich bin nicht lahm!«
    »Du bist eine Schnecke. Wenn wir in Frankreich wären, würdest du im Kochtopf landen.«
    »Oh, bitte.«
    Urplötzlich endet der Steg. Meine Füße erreichen weichen Boden; wir sind am höchsten Punkt des Viertels. »Was ist das?«
    Hunter sieht nach unten. »Gras.«
    Ich habe in der Schule davon gehört – in den Horsten gibt es kein Gras. Ich bleibe stehen und streiche mit der Hand über die grünbraunen Büschel.
    »Aria.«
    Ruckartig wende ich mich zu Hunter um. »Ja?«
    »Wenn du Gras magst, gefallen dir die Bäume erst recht.«
    Als ich mich umblicke, wird mir klar, dass wir uns inmitten einer riesigen unbebauten Fläche befinden. Einen so großen freien Raum habe ich noch nie gesehen. Überall wachsen dürre, kränkelnde Bäume, die nur wenig gemeinsam haben mit den üppig wuchernden Pflanzen in den Gewächshäusern der Horste. Es erstaunt mich, dass dort niemand von diesem Naturreservat zu wissen scheint.
    »Diese Gegend sah nicht immer so aus«, sagt Hunter.
    »Was meinst du damit?«, frage ich.
    »So heruntergekommen und abgewrackt. Der Block war früher wunderschön – das Herz der Stadt.«
    Ich blicke mich um und ziehe die Nase kraus. »Was ist passiert?«
    »Bestimmt hast du schon von Ezra Brooks gehört«, sagt Hunter.
    »Von wem?«
    Hunter fällt die Kinnlade herunter. »Aber das Große Feuer ist dir doch hoffentlich ein Begriff?«
    Ich versuche mich an das zu erinnern, was ich an der Florence Academy gelernt habe. »Natürlich. Der Brand war die Folge eines Anschlags. An einem Feiertag gedenken wir der unzähligen Opfer, die damals eine Bombe der Mystiker gefordert hat.«
    »Ezra Brooks ist im Großen Feuer ums Leben gekommen. Er hat zu jener Zeit bei der Bürgermeisterwahl gegen die Fosters und die Roses kandidiert. Ezra wollte die Stadtverwaltung dazu bewegen, den Block trockenzulegen und ihm so seinen alten Glanz zurückzugeben. Nach Brooks Tod war davon jedoch nie mehr die Rede. Stattdessen wurde verfügt, dass sich ab sofort alle Mystiker hier anzusiedeln hätten – im unwirtlichsten Teil Manhattans.«
    »Wieso eigentlich unwirtlich? Hier hat man wenigstens den Erdboden unter den Füßen«, erwidere ich. »Das ist ein klarer Vorteil gegenüber den Horsten.«
    »Stimmt zwar, aber hier unten wird es viel heißer als oben. Niemand wohnt freiwillig in der Tiefe. Außerdem ist der Großteil der Gegend überflutet; man findet also gar nicht so arg viel festen Boden.«
    »Und dieser Ezra Brooks … war ein Mystiker?«
    »Ja. Ein großer Mann«, antwortet Hunter, während wir eine Reihe niedriger Häuschen passieren. Die Fenster stehen offen, die Scheiben sind kaputt, auf den Dächern fehlen Schindeln und die Wände könnten gut einen

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