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Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Titel: Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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vergnügen, überall blinken Lampen! Es ist wie in einem Film: Blau, Grün, Lila, Rot, alle Farben flackern in den Papierlaternen, die an den Buden aufgereiht sind, und in den winzigen bunten Glühbirnen der Lichterketten an den Bäumen.
    »Dieser Teil des Blocks wurde als einziger nicht überflutet«, erklärt Hunter, »deshalb gibt es hier noch Gras und Bäume.«
    Der Rasen scheint gesund, aber hier und da entdecke ich trockene Stellen. Man läuft so weich darauf, dass ich mir am liebsten die Schuhe ausziehen und barfuß gehen würde. »In den Horsten kann man nirgendwo so schön spazieren gehen«, rufe ich Hunter über den Trubel hinweg zu.
    Die Kronen hoher, knorriger Bäume breiten sich wie ein Baldachin über der Großen Wiese aus. Etwas weiter entfernt hat sich in einer Senke Wasser gesammelt und bildet mehrere blaugrüne Teiche, die mit Seerosen gesprenkelt sind. Eine lange Brücke, die von Moos und Efeu überwuchert ist, spannt sich über einen großen Kanal, der auf der gegenüberliegenden Seite verläuft.
    Am oberen Rand meines Blickfelds erkenne ich die Stadtmauer und eine Ansammlung von Felsbrocken, auf denen verliebte Pärchen liegend zu den Sternen hinaufschauen.
    Hunter lacht. »Gefällt es dir hier?« Bei dieser Beleuchtung sieht er derart atemberaubend aus, dass ich beinahe vergesse, Luft zu holen.
    »Aria? Alles in Ordnung?«
    »Mir geht es gut«, sage ich und winke ab.
    Wir schlendern an einer Reihe Jahrmarktstände entlang, biegen dann an einer Ecke ab. Hunter schafft es immer, mich vom schlimmsten Gedränge fernzuhalten.
    »Gibt es hier irgendwo einen ruhigeren Ort?«, frage ich.
    »Warte.« Hunter nimmt erneut meine Hand. »Ich weiß genau das Richtige.« Er führt mich durch eine Gruppe von Bäumen hindurch zu einem Hügel.
    »Was ist das?«, frage ich.
    Er grinst. »Belvedere Castle. Wurde im späten 19. Jahrhundert erbaut. Nicht schlecht, was?«
    Die Steinfassade in verschiedenen Grautönen beinhaltet auch einen Erker mit einer Kegelspitze. Mächtig ragt das Schloss über der Großen Wiese auf. Seine Silhouette mit den Brüstungsmauern verschmilzt dabei fast mit dem dahinterliegenden Steinbruch und die gotischen Bogenfenster scheinen einen zu beobachten. Das Schloss ist majestätisch und furchteinflößend zugleich. Ein verborgenes Juwel – erinnert es doch inmitten all der Verzweiflung an ein vergangenes Jahrhundert.
    »Das Schloss ist schon ziemlich verfallen«, erklärt mir Hunter. »Deswegen ist es drinnen auch nicht ganz ungefährlich. Aber ich komme manchmal her, um nachzudenken.« Er sieht mich an. »Jetzt hältst du mich bestimmt für blöd.«
    »Überhaupt nicht«, antworte ich.
    Wir bleiben nebeneinander stehen. »Hunter, ich möchte dich etwas fragen.«
    »Frag nur.« Hunter fährt sich durchs Haar, ich kann mich seinem fordernden Blick nicht entziehen.
    »Wie ist es, wenn man mystische Kräfte besitzt?«, frage ich.
    »Ist das alles?« Er wirkt erleichtert.
    »Sich mit den Mystikern zu beschäftigen, ist verboten, ich weiß. Aber ich bin eben neugierig.«
    Hunter lehnt sich an einen Baum und schiebt die Hände in die Taschen. »Für mich … ist es ganz normal. Ich habe ja nie etwas anderes gekannt.«
    »Aber wie fühlt es sich an?« Ich trete näher zu ihm hin. Ich stehe dicht vor seinem Gesicht. »Als du meine Wunde verschlossen hast, habe ich etwas gespürt, und jedes Mal wenn du mich berührst, spüre ich es wieder. Du nicht auch?«
    Er nickt. »Jeder Mystiker hat eine besondere Fähigkeit, wie auch die Persönlichkeiten der Menschen verschieden sind. Kein Mensch, kein Mystiker gleicht dem anderen. Mit etwa dreizehn Jahren sind die Kräfte eines Mystikers voll ausgebildet.«
    »Und welche besitzt du?«, will ich wissen. »Bist du ein Heiler?«
    »Die meisten Mystiker können heilen«, sagt er, »das liegt uns im Blut. Meine Fähigkeiten haben sich gezeigt, als ich zwölf Jahre alt war, ein Jahr früher als bei meinen Freunden. Aber sie nützen mir nicht besonders viel. Zum Beispiel kann ich durch Wände gehen.«
    »Du kannst durch Wände gehen? Zeig mal!«
    »Ach, jetzt bin ich also auf einmal nur noch ein dressierter Hund, der auf Kommando Kunststückchen vorführt?«
    Seine Worte machen mich verlegen. »So habe ich das nicht gemeint. Entschuldige …«
    »Aria, das war doch bloß Spaß!« Er reibt die Hände aneinander. »Also, du möchtest sehen, wie ich durch feste Materie gehe? Null problemo.«
    Der graue Baum, an dem Hunter lehnt, hat eine schuppige Rinde und Äste wie

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