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Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Titel: Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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schlendere ich zu der entriegelten Stahltür – sie steht einen Spaltbreit offen. Ich will sie gerade etwas weiter aufschieben … Da tippt mir jemand auf die Schulter.
    Ich fahre herum. »Gestatten Sie?«, sagt Elissa ruhig. Dann greift sie an mir vorbei, drückt die Tür auf, und wir sind drin.
    Was habe ich erwartet? Ein geheimes Büro, in dem Patrick wichtige Akten über mich, Hunter, Violet Brooks oder sogar ihren Vater Ezra aufbewahrt? Attentatspläne auf Wandtafeln? Eine Waffenkammer mit Scharfschützengewehren, die von mystischer Energie gesteuert werden? Videoaufzeichnungen aller öffentlichen Kameras, die Aktivitäten aller Bürger der Stadt erfassen? Doch hier ist nichts von alldem.
    Ich folge Elissa durch einen langen Gang. Unsere Absätze klacken auf dem Kachelboden und ich kann meinen Atem hören. Am Ende des Ganges gelangen wir durch eine weiße Tür in ein Treppenhaus. Wir gehen ein Stockwerk nach unten zu einer weiteren Tür, die mit einem Retina-Scanner versehen ist. Elissa lässt ihr Auge scannen, die Tür öffnet sich, und sie scheucht mich hindurch.
    Die Deckenleuchten in dem Raum dahinter brennen so hell, dass ich blinzeln muss. Drei Wände werden von langen weißen Vorhängen verdeckt. Die vierte besteht aus blauschwarzem Metall. Genau in ihrer Mitte befindet sich eine weitere Tür.
    Elissa zieht einen der Vorhänge zurück. Ich pfeife leise: An der Wand sind Dutzende von Glasröhren befestigt. Sie sind ungefähr so dick wie mein Handgelenk, bedecken die ganze Wand und verschwinden in Decke und Boden, sodass man nicht erkennen kann, wo sie anfangen oder enden. Sie könnten zehn Meter lang sein oder auch hundert.
    Ich trete zur gegenüberliegenden Wand und ziehe den Vorhang zurück: noch mehr Röhren. Der Boden ist aus weißem Marmor, und in der Mitte des Raums steht ein großer Metallthron, der mich an jene alten elektrischen Stühle erinnert, auf denen früher Straftäter hingerichtet wurden. Überall sind Riemen befestigt, die offen nach unten hängen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, zu welchem Zweck jemand dort angeschnallt werden könnte.
    »Wo sind wir?«
    »Hier führt Patrick auf Anweisung Ihres Vaters und George Fosters die Abschöpfungen an den Mystikern aus dem Prächtigen Block durch.«
    Plötzlich erscheinen mir auch die Glasröhren wie die reinsten Folterinstrumente. Ich streiche mit den Fingern darüber. Innen sind sie mit einer glänzenden Schicht überzogen.
    »Quecksilber.« Elissa zeigt auf die metallische Substanz. »Auch Argentum vivum genannt. Das einzige Element, das mystische Energie zu speichern vermag.«
    Im hellen Licht funkelt das Quecksilber. »Es ist wunderschön.«
    »Wunderschön und flüchtig«, sagte Elissa. »Der Umgang damit ist sehr gefährlich.«
    »Wohin führen die Röhren?«
    »Unterschiedlich.« Elissa zeigt auf eine der Wände. »Manche führen zu Transformatoren, wo die reine Energie in Elektrizität umgewandelt und ins Netz der Stadt eingespeist wird. In den Mystikertürmen überall in der Stadt werden die Abfallprodukte dieser Umwandlung abgefackelt und in die Luft abgegeben.«
    Stimmt: Die wabernde grüne Flüssigkeit in diesem Röhrensystem ähnelt dem Leuchten in den Türmen.
    »Aber nur ein kleiner Prozentsatz wird zur Elektrizitätsgewinnung verwendet.«
    Ich kenne noch mindestens einen weiteren Verwendungszweck. Mystische Energie wird zur Herstellung von Stic benutzt. Tabithas Worte fallen mir wieder ein: In Manhattan gibt es so viele Mystiker wie sonst nirgends auf der Welt und Stic wird illegal verkauft. Wie viel Geld verdienen meine Eltern und die Fosters an diesem Geschäft? Wollen die herrschenden Familien gar deshalb um jeden Preis die Kontrolle über die Stadt behalten, weil dies die Wiese ist, auf der ihre Kühe weiden – der Nachschub für die Stic-Produktion? Es widert mich an. Dieser Raum ist die reinste Folterkammer.
    »Warum haben Sie mich hergebracht?«, frage ich Elissa. »Warum haben Sie mich nicht gemeldet?«
    »Ich will nichts schönreden. Sie sind eine kluge junge Frau. Letztlich hätten Sie das alles auch allein herausgefunden.« Sie tritt hinter den Stuhl und legt die Hände auf die Lehne. »Dass ich eine geläuterte Mystikerin bin, wissen Sie. Aber eins wissen Sie nicht: Ich bin eine Doppelagentin. Ich arbeite mit den Rebellen zusammen. Wenn Violet Brooks die Wahl verliert, werde ich ihnen helfen, Ihre Eltern zu stürzen und diese Einrichtungen zu zerstören. Sie bringen nur Unheil.«
    Elissa eine Doppelagentin?

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