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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Knoten.
    »Diese Erfahrung ist mir bisher versagt geblieben.«
    »Das ist wie geschubst werden. Wenn du ganz nah dran bist und dir eine Frau von fünfundfünfzig Kilo eine lächerliche kleine Toyotatür entgegenhaut, dann macht dich das höchstens noch wütender. Karen Hughes hat gesagt, der Schütze war höchstens fünfzehn Zentimeter entfernt, als er zum ersten Mal schoss. Fünfzehn Zentimeter!«
    Sean verstand, was er meinte. »Gut. Aber vielleicht ist sie auf den Sitz gefallen und hat ihm die Tür ins Gesicht getreten. Dann würde es klappen.«
    »Dann hätte die Tür aber offen sein müssen. Wenn die Tür zu ist, kann sie den ganzen Tag dagegentreten, da passiert nichts. Sie musste sie mit der Hand aufmachen. Also wurde der Mörder entweder unerwartet von der Tür getroffen oder …«
    »Oder er ist nicht schwer.«
    Whitey klappte den Kragen über die Krawatte. »Was mich wieder zurück zu den Fußabdrücken bringt.«
    »Diese verfluchten Fußabdrücke!«, sagte Sean.
    »Ja!«, rief Whitey. »Diese verdammten Dinger!« Er schloss den obersten Knopf und schob den Knoten nach oben. »Sean, dieser Mann jagt die Frau durch einen Park. Sie läuft, so schnell sie kann, er muss hinter ihr hergewesen sein wie eine gesengte Sau. Ich meine, er muss durch den Park gerast sein. Und da willst du mir erzählen, dass er nicht ein einziges Mal mit dem Fuß eingesackt ist?«
    »Es hat die ganze Nacht geregnet.«
    »Aber wir haben drei Abdrücke von ihr gefunden. Mensch! Da stimmt doch was nicht.«
    Sean lehnte den Kopf gegen den Schrank hinter sich und versuchte, es sich vorzustellen: Mit rudernden Armen lief Katie Marcus den dunklen Abhang zum Autokino hinunter, die Haut von Zweigen zerkratzt, das Haar klatschnass von Regen und Schweiß, Blut rinnt an Brust und Arm herunter. Und der Mörder, ins Seans Vorstellung dunkel und gesichtslos, rennt ihr hinterher, folgt ihr im Abstand von wenigen Sekunden über den Hügel, in seinen Ohren rauscht die Mordlust. Aber in Seans Gedanken ist er ein großer Mann, eine Missgeburt der Natur. Und irgendwie auch gerissen. Gerissen genug, etwas auf die Straße zu legen, damit Katie Marcus mit den Vorderreifen gegen den Bürgersteig fährt. Gerissen genug, eine Stelle auf der Sydney Street auszusuchen, wo nur wenige Menschen etwas hören oder sehen können. Dass die alte Prior tatsächlich etwas gehört hat, war ein Lapsus, das Einzige, was der Mörder nicht hatte vorhersehen können, denn selbst Sean war überrascht gewesen, als er erfuhr, dass noch jemand in dem ausgebrannten Häuserblock wohnte. Aber sonst war der Kerl gerissen gewesen.
    »Ist er gerissen genug gewesen, um seine Spuren zu verwischen, was meinst du?«, fragte Sean.
    »Hm?«
    »Der Täter. Vielleicht hat er sie umgebracht und ist dann zurückgegangen und hat seine eigenen Spuren verwischt.«
    »Kann sein, aber wie will er sich an jede Stelle erinnern, wo er hingetreten ist? Es war dunkel. Selbst wenn er eine Taschenlampe hatte, hätte er trotzdem eine große Fläche absuchen müssen, eine Menge Abdrücke finden und verschwinden lassen müssen.«
    »Aber der Regen, Mensch.«
    »Ja«, seufzte Whitey. »An die Theorie mit dem Regen glaube ich, wenn wir am Ende einen Mann haben, der höchstens fünfundsiebzig Kilo wiegt. Aber sonst …«
    »Brendan Harris sah nicht aus, als ob er viel mehr auf die Waage brächte.«
    Whitey stöhnte. »Glaubst du wirklich, dass der Junge so was machen könnte?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Aber was ist mit diesem Kumpel von dir? Der ist schlank.«
    »Wer?«
    »Boyle.«
    Sean ging auf Whitey zu. »Wie kommst du jetzt auf den?«
    »Er fiel mir nur grade so ein.«
    »Nun mach aber mal halblang …«
    Whitey hob die Hand. »Er hat gesagt, er wäre gegen eins gegangen! Blödsinn. Der Schlüssel flog um zehn vor eins gegen die Uhr. Katherine Marcus ging um Viertel vor eins. Das steht fest, Sean. Sein Alibi hat offensichtlich eine Lücke von einer Viertelstunde. Und woher wollen wir wissen, wann er nach Hause kam? Ich meine, wann er wirklich ankam?«
    Sean lachte. »Whitey, er war doch nur ein Gast in der Kneipe.«
    »In der sie zuletzt gesehen wurde. Als Letztes, Sean. Hast du selbst gesagt.«
    »Was hab ich gesagt?«
    »Wir müssen vielleicht nach einem suchen, der beim Abschlussball zu Hause hockte.«
    »Da meinte ich …«
    »Ich sag ja nicht, dass er es getan hat, Mann. Nicht mal angedeutet hab ich so was. Noch nicht. Aber irgendwas stimmt nicht mit dem Kerl. Ich meine, du hast ja diesen Scheiß

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