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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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gehört, dass wir hier wieder ordentlich Verbrechen brauchen. Das meinte der ernst.«
    Sean stellte die leere Coladose auf den Tresen. »Gibst du deine Dosen wieder zurück und kassierst das Pfand?«
    Whitey runzelte die Stirn. »Nein.«
    »Nicht mal bei fünf Cent pro Dose?«
    »Sean!«
    Sean warf die Dose in den Mülleimer. »Du willst mir erzählen, dass einer wie Dave Boyle die – was ist sie? – die Tochter der Cousine seiner Frau umbringt, weil es ihn ankotzt, dass die Mietpreise in seiner Gegend steigen? Was Bescheuerteres hab ich noch nie gehört.«
    »Ich hab mal einen festgesetzt, der seine Frau abgemurkst hat, weil sie sich über seine Kochkünste lustig gemacht hat.«
    »Aber eine Ehe ist was anderes, Mensch. Da staut sich jahrelang immer mehr auf. Du redest aber gerade über einen, der sagt, Scheiße, die Miete hier bricht mir das Genick. Ich muss mal ein paar Leute umbringen, damit sie wieder fällt.«
    Whitey lachte.
    »Was?«, fragte Sean.
    »Wenn man’s so hinstellt«, sagte Whitey. »Gut. Klingt blöd. Trotzdem stimmt was nicht mit dem Knaben. Wenn sein Alibi keine Lücke aufweisen würde, würde ich sagen: ›Gut.‹ Wenn er das Opfer nicht eine Stunde vor seinem Tod gesehen hätte, würde ich sagen: ›Gut.‹ Aber er hat eine Lücke in seinem Alibi und er hat sie gesehen und irgendwas stimmt nicht mit ihm. Er hat gesagt, er wäre direkt nach Hause gegangen. Dann will ich, dass seine Frau das bestätigt. Ich will, dass der Nachbar im Erdgeschoss ihn um fünf nach eins die Treppe hat raufkommen hören. Verstehst du? Dann lass ich ihn in Ruhe. Hast du seine Hand gesehen?«
    Sean sagte nichts.
    »Seine rechte Hand ist fast doppelt so groß wie die linke. Dem ist vor kurzem was passiert. Ich will wissen, was. Wenn ich höre, dass es nur eine Schlägerei in der Kneipe war oder so was Ähnliches, dann gut. Dann lass ich ihn gehen.«
    Whitey leerte die zweite Cola und warf die Dose in den Müll.
    »Dave Boyle«, sagte Sean. »Du willst dir wirklich Dave Boyle näher ansehen?«
    »Nur ganz kurz«, antwortete Whitey. »Nur einen kurzen Blick auf ihn werfen.«
     
    Sie trafen sich in einem Konferenzraum im zweiten Stock, den sich die Abteilungen für Kapitalverbrechen und das Morddezernat bei der Staatsanwaltschaft teilten, denn Friel hielt seine Besprechungen bevorzugt hier ab, weil der Raum kalt und zweckmäßig, die Stühle hart, die Tische schwarz und die Wände betongrau waren. Es war kein Raum, der sich für geistreiche Bemerkungen oder weitschweifige Ausführungen eignete. Hier bummelte niemand herum; hier machte man seine Arbeit und kehrte an seinen Platz zurück.
    An diesem Nachmittag standen sieben Stühle im Zimmer und alle waren besetzt. Friel saß am Kopfende des Tisches. Rechts von ihm hatte die stellvertretende Leiterin des Morddezernats der Staatsanwaltschaft von Suffolk County, Maggie Mason, Platz genommen und links neben ihm Sergeant Robert Burge, der die zweite Gruppe im Morddezernat leitete. Whitey und Sean saßen sich gegenüber, daneben Joe Souza, Chris Connolly und die anderen beiden Kollegen des bundesstaatlichen Morddezernats, Payne Brackett und Shira Rosenthal. Vor jedem lagen auf dem Tisch Stapel von Berichten oder Kopien von Berichten sowie Fotos vom Tatort, Gutachten von Gerichtsmedizin und Spurensicherung, dazu die eigenen Notizen und Schreibblöcke, ein paar Servietten mit draufgekritzelten Namen und einige flüchtig gezeichnete Tatortskizzen.
    Whitey und Sean machten den Anfang, fassten ihre Gespräche mit Eve Pigeon und Diane Cestra, Mrs. Prior, Brendan Harris, Jimmy und Annabeth Marcus, Roman Fallow und Dave Boyle zusammen, den Whitey zu Seans Erleichterung lediglich als »Zeuge aus der Kneipe« bezeichnete.
    Dann waren Brackett und Rosenthal an der Reihe. Brackett übernahm das Reden, aber Sean wusste, dass Rosenthal, wenn sich inzwischen nichts geändert hatte, die ganze Arbeit gemacht hatte.
    »Die Mitarbeiter im Laden ihres Vaters haben alle ein wasserdichtes Alibi und kein ersichtliches Motiv. Einer nach dem anderen gab übereinstimmend an, dass das Opfer, soweit sie wussten, keine Feinde, keine Schulden und keine Probleme mit Drogen gehabt hätte. Die Durchsuchung des Zimmers brachte keinen Hinweis auf Betäubungsmittel, aber siebenhundert Dollar in bar, hingegen kein Tagebuch. Die Überprüfung des Kontos ergab, dass der Kontostand mit dem Geld, das sie verdiente, übereinstimmte. Bis Freitag, den fünften, erfolgten keine größeren Ein- oder Auszahlungen, dann

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