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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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wenn Whitey, nach Pfefferminzpastillen und Budweiser riechend, zur Besprechung erscheinen würde. So wie er Whitey kannte, konnte die Frage aber auch ein Test sein, schließlich ruhten momentan alle Augen auf Sean.
    »Ich nehm ein Wasser«, antwortete Sean. »Oder ‘ne Cola.«
    »Braver Junge!«, sagte Whitey grinsend, als hätte er Sean wirklich getestet, aber Sean erkannte die Sucht nach Alkohol in den unsteten Augen des Kollegen, in der Art und Weise, wie er mit der Zunge gegen die Mundwinkel drückte. »Zwei Cola, kommen sofort.«
    Whitey kehrte mit zwei Dosen aus der Küche zurück und reichte Sean eine. Er ging in das kleine Badezimmer, das neben dem Wohnzimmer vom Flur abging, und Sean hörte, wie er das Hemd auszog und Wasser laufen ließ.
    »Die ganze Sache wirkt immer mehr wie Zufall«, rief er aus dem Bad. »Findest du nicht?«
    »Ein bisschen schon«, gab Sean zu.
    »Die Alibis von Fallow und O’Donnell scheinen ziemlich wasserdicht zu sein.«
    »Heißt ja nicht, dass sie nicht jemanden angeheuert haben«, sagte Sean.
    »Stimmt. Aber glaubst du das wirklich?«
    »Eigentlich nicht. So viele Umstände würden die sich kaum machen.«
    »Ausschließen können wir es aber nicht.«
    »Nein.«
    »Wir müssen uns noch mal den jungen Harris vorknöpfen, und wenn wir es auch nur aus dem Grund tun, weil er kein Alibi hat. Aber, Mensch, er macht mir nicht so einen Eindruck. Der Junge ist weich wie Pudding, oder?«
    »Ein Motiv hat er aber«, wandte Sean ein, »wenn er, sagen wir mal, immer eifersüchtiger auf O’Donnell wurde oder so.«
    Whitey kam aus dem Badezimmer und trocknete sich das Gesicht ab. Sein weißer Bauch wurde von einer roten, schlangenförmigen Narbe geziert, die sich wie ein lachender Mund von der einen Seite seines Brustkorbs zur anderen zog.
    »Stimmt, aber ich trau ihm einen Mord nicht zu.« Whitey ging ins Schlafzimmer.
    Sean trat auf den Flur. »Ich auch nicht, aber wir müssen auf Nummer sicher gehen.«
    »Hm, beim Vater und bei ihren durchgeknallten Onkeln auch. Deshalb hab ich schon ein paar Beamte losgeschickt, die mit den Nachbarn reden. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass sie dahinterstecken.«
    Sean lehnte sich gegen die Wand und trank einen Schluck Cola. »Wenn das reiner Zufall war, Sarge, ich meine, verflucht …«
    »Ja, da sagst du was.« Mit einem frischen Hemd kam Whitey in den Flur. »Diese alte Frau, diese Prior«, sagte er beim Zuknöpfen, »die hat keinen Schrei gehört.«
    »Einen Schuss.«
    » Wir sagen, dass es ein Schuss war. Obwohl das wahrscheinlich stimmt. Einen Schrei hat sie aber nicht gehört.«
    »Vielleicht war die kleine Marcus zu sehr damit beschäftigt, dem Angreifer die Autotür ins Gesicht zu schlagen, bevor sie weglief.«
    »Könnte sein. Aber als sie ihn sah? Kam er da auf ihr Auto zu?« Whitey ging an Sean vorbei in die Küche.
    Sean stieß sich von der Wand ab und folgte ihm. »Das bedeutet, dass sie ihn wahrscheinlich kannte. Deswegen hat sie ›hey‹ gesagt.«
    »Ja.« Whitey nickte. »Warum sollte sie sonst anhalten?«
    »Nein«, sagte Sean.
    »Nein?« Whitey lehnte sich gegen den Küchentresen.
    »Nein«, wiederholte Sean. »Das Auto war gegen den Bürgersteig gefahren, die Räder waren eingeschlagen.«
    »Aber keine Bremsspur.«
    Sean nickte. »Sie fährt ungefähr fünfzehn Meilen pro Stunde und irgendwas zwingt sie, Richtung Bürgersteig auszuweichen.«
    »Und was?«
    »Woher soll ich das wissen? Du bist der Chef.«
    Whitey grinste und trank die Cola in einem Zug aus. Er holte eine neue Dose aus dem Kühlschrank. »Aus welchem Grund weicht man aus, ohne zu bremsen?«
    »Wenn etwas auf der Straße liegt«, antwortete Sean.
    Whitey hielt ihm anerkennend die Dose entgegen. »Aber als wir ankamen, lag nichts auf der Straße.«
    »Das war am nächsten Morgen.«
    »Ein Ziegelstein oder so was Ähnliches?«
    »Ein Ziegelstein ist zu klein, meinst du nicht? Den sieht man doch gar nicht, wenn’s dunkel ist.«
    »Ein Betonblock?«
    »Könnte sein.«
    »Irgendwas jedenfalls«, sagte Whitey.
    »Irgendwas«, stimmte Sean zu.
    »Sie reißt das Steuer rum, fährt gegen den Bordstein, der Fuß rutscht von der Kupplung und der Motor säuft ab.«
    »Da taucht der Täter auf.«
    »Den sie kennt. Und dann? Dann stellt er sich neben sie und drückt ab?«
    »Und sie schlägt ihm die Tür ins Gesicht und …«
    »Ist dir schon mal ‘ne Tür ins Gesicht geschlagen worden?« Whitey stellte seinen Kragen auf, schlang die Krawatte herum und machte sich an den

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