Mystic River
Sie zurück, dann können Sie sich um die Speed-Szene in Springfield kümmern, können sich mit Bikern und stinkenden Weibern rumschlagen, die Schmalz direkt aus der Dose fressen.«
Souza riss sich zusammen und atmete tief ein und aus. »Ich glaube bloß, dass die Sache was zu bedeuten hat, das ist alles.«
»Sehe ich genau so, Trooper. Ich sage nur, dass Sie uns das beweisen müssen, bevor wir Leute an eine Sache setzen, die sich möglicherweise als isolierter, zusammenhangloser Zwischenfall herausstellt. Außerdem liegt das Last Drop im Zuständigkeitsbereich der Bostoner Polizei.«
»Wir haben Kontakt zu ihr aufgenommen«, erwiderte Souza.
»Haben die gesagt, dass der Fall ihnen gehört?«
Souza nickte.
Whitey streckte die Hände aus. »Sehen Sie! Bleiben Sie in Kontakt mit dem verantwortlichen Kollegen und halten Sie uns auf dem Laufenden, ansonsten lassen Sie die Sache erst mal auf sich beruhen.«
Friel fragte: »Da wir gerade bei unseren Theorien sind, Sergeant, wie lautet denn Ihre?«
Whitey zuckte mit den Schultern. »Ich hab mehrere, das ist aber auch alles. Katherine Marcus starb an der Schussverletzung am Hinterkopf. Die übrigen Verletzungen waren nicht lebensbedrohlich, auch nicht die Einschusswunde im linken Oberarm. Geschlagen wurde sie mit einem hölzernen Gegenstand mit abgerundeten Kanten – irgendeinem Knüppel oder Stock. Die Gerichtsmedizin hat zweifelsfrei festgestellt, dass sie nicht sexuell missbraucht wurde. Durch unsere Ermittlungen wissen wir, dass sie mit dem jungen Harris durchbrennen wollte. Bobby O’Donnell war ihr Ex-Freund. Das Problem war, dass er das mit dem Ex nicht verstanden hat. Ihr Vater wiederum konnte weder O’Donnell noch Harris ab.«
»Warum den Harris nicht?«
»Wissen wir nicht.« Whitey warf Sean einen Blick zu. »Aber wir arbeiten dran. Also, wovon wir bis jetzt ausgehen, ist Folgendes: Am nächsten Morgen will sie sich aus der Stadt verdrücken. Sie feiert quasi Junggesellenabschied mit ihren beiden Freundinnen, wird von Roman Fallow aus einer Kneipe gejagt und fährt ihre Freundinnen nach Hause. Es fängt an zu regnen, aber ihre Wischer taugen nichts, die Windschutzscheibe verschmiert. Entweder übersieht sie den Bordstein, weil sie betrunken ist oder weil sie kurz am Steuer eingenickt ist oder weil sie etwas auf der Straße ausweicht. Aus welchem Grund auch immer, sie fährt mit dem Auto gegen den Bordstein. Der Motor säuft ab, jemand nähert sich dem Wagen. Nach Aussage unserer alten Dame sagt Katherine Marcus ›hey‹. Da muss der Täter den ersten Schuss abgegeben haben. Sie schafft es, ihn mit der Fahrertür zu stoßen – vielleicht klemmte auch seine Pistole, keine Ahnung – und dann läuft sie los in den Park. Sie ist hier aufgewachsen, vielleicht dachte sie, sie könnte ihn da drin besser abhängen. Auch hier können wir nur vermuten, warum sie in den Park lief. Ein möglicher Grund ist, dass sie in der Sydney Street in beide Richtungen geradeaus hätte laufen müssen und es über vier Straßenecken so gut wie keine Anwohner gibt, die ihr hätten helfen können. Wäre sie dort geblieben, hätte der Täter sie mit ihrem eigenen Auto überfahren oder ohne weiteres erschießen können. Deshalb rennt sie auf den Park zu. Von da an bewegt sie sich ziemlich konstant in südöstliche Richtung, durchquert den Gemeinschaftsgarten und versucht dann, sich in dem Graben unter der Fußgängerbrücke zu verstecken, schließlich läuft sie schnurstracks auf die Leinwand des Autokinos zu. Sie …«
»Sie lief immer tiefer in den Park hinein?«, erkundigte sich Maggie Mason.
»Ja, Ma’am.«
»Warum?«
» Warum? «
»Ja, Sergeant.« Maggie Mason nahm die Brille ab und legte sie vor sich. »Wenn ich als Frau in einem Stadtpark verfolgt werde, den ich gut kenne, locke ich meinen Verfolger vielleicht am Anfang hinein, damit er die Orientierung verliert oder aufgehalten wird. Aber sobald mir das gelingt, mache ich mich wieder auf den Rückweg. Warum lief sie nicht nach Norden Richtung Roseclair Street oder zurück zur Sydney Street? Warum lief sie immer tiefer in den Park hinein?«
»Schock vielleicht. Und Angst. Bei Angst setzt der Verstand aus. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass sie zu dem Zeitpunkt 0,9 Promille Alkohol im Blut hatte. Sie war betrunken.«
Maggie Mason schüttelte den Kopf. »Ihre Erklärung hinkt leider etwas. Und noch was: Den Berichten zufolge war Miss Marcus schneller als ihr Verfolger.«
Whitey öffnete den Mund, hatte aber
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