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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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als er unter der Dusche stand, ihre Hand auf seinem Rücken. Das hatte er vergessen, als er sich die letzten Augenblicke mit ihr in Erinnerung gerufen hatte. Sie hatte die Hand auf seinen Rücken gelegt, als sie ihn auf die Wange küsste. Sie hatte sie flach auf seine Wirbelsäule gelegt, zwischen die Schulterblätter, und ihre Hand hatte sich warm angefühlt.
    Mit dem Gefühl ihrer Hand auf seiner benetzten Haut stand er unter der Dusche und das Bedürfnis zu weinen verging. Er fühlte sich wieder stark in seiner Trauer. Er fühlte sich von seiner Tochter geliebt.
     
    Whitey und Sean fanden einen Parkplatz in der Nähe von Jimmys Haus und gingen zu Fuß die Buckingham Avenue entlang.
    Es war später Nachmittag, es wurde allmählich kühler und begann zu dämmern. Sean ertappte sich bei dem Gedanken, was Lauren wohl gerade machte, ob sie an einem Fenster stand und denselben Himmel betrachtete wie er, ob sie spürte, dass es aufgefrischt hatte.
    Kurz bevor sie das zweistöckige Mietshaus erreichten, in dem Jimmy mit seiner Frau sowie mehreren verrückten Savage-Brüder und ihren Frauen oder Freundinnen wohnte, sahen sie Dave Boyle, der sich über den Beifahrersitz eines vor dem Haus geparkten Honda beugte. Dave griff ins Handschuhfach, schlug es zu und hielt ein Portemonnaie in der Hand, als er sich aufrichtete. Er verriegelte die Autotür, bemerkte Sean und Whitey und lächelte sie an.
    »Ihr schon wieder!«
    »Wir sind wie die Grippe«, sagte Whitey. »Wir kommen immer wieder.«
    »Wie sieht’s aus, Dave?«, fragte Sean.
    »Hat sich nicht viel geändert in vier Stunden. Wollt ihr bei Jimmy vorbei?«
    Sie nickten.
    »Habt ihr, ähm, irgendwas Neues rausgefunden?«
    Sean schüttelte den Kopf. »Wir kommen nur vorbei, um unser Beileid auszusprechen, wollen sehen, wie sie zurechtkommen.«
    »Im Moment geht es. Ich glaube, sie sind müde, verstehst du? Soweit ich weiß, hat Jimmy seit gestern nicht geschlafen. Annabeth will unbedingt rauchen, deshalb hab ich ihr angeboten, Zigaretten zu holen, aber ich hatte vergessen, dass mein Portemonnaie noch im Auto lag.«
    Er hielt es mit einer geschwollenen Hand hoch und steckte es in die Hosentasche.
    Whitey schob die Hände in die Taschen, wippte kurz auf und ab, und setzte ein falsches Lächeln auf.
    »Das tut bestimmt weh«, meinte Sean.
    »Das?« Dave hob wieder die Hand, betrachtete sie. »Och, ist gar nicht so schlimm.«
    Sean nickte und setzte ebenfalls ein falsches Lächeln auf, so standen beide da und guckten Dave an.
    »Hab letztens abends Billard gespielt«, erzählte Dave. »Du kennst ja den Tisch im McGills, Sean. Er steht fast zur Hälfte an der Wand, da muss man immer diesen beschissenen kurzen Queue nehmen.«
    »Klar«, bestätigte Sean.
    »Da lag die weiße Kugel nur eine Handbreit von der Bande weg und die andere war am anderen Ende. Ich nehm die Hand nach hinten, so richtig tüchtig und vergesse, dass ich an der Wand stehe. Und wumm, schlag ich mit der Hand volle Kanne gegen diese Kackwand.«
    »Autsch«, sagte Sean.
    »Und, getroffen?«, fragte Whitey.
    »Hä?«
    »Die Kugel?«
    Dave runzelte die Stirn. »Vorbeigeschrammt. Den Rest konnte ich natürlich vergessen.«
    »Klar«, pflichtete Whitey ihm bei.
    »Ja«, meinte Dave, »ich war stinkig, weil kurz davor lag ich echt gut im Rennen.«
    Whitey nickte und schaute zu Daves Auto hinüber. »Hey, haben Sie damit dasselbe Problem gehabt wie ich?«
    Dave betrachtete seinen Wagen. »Nee, mit meinem hatte ich noch nie ein Problem.«
    »Scheiße. Genau bei 65000 Meilen ging die Steuerkette meines Accords in die Binsen. Von einem Kumpel von mir hab ich dasselbe gehört. Die Reparatur würde fast so viel kosten wie der Preis, mit dem er jetzt in der Liste steht. Ihnen ist das noch nicht passiert?«
    »Nee«, entgegnete Dave. »Meiner läuft toll.« Er blickte über die Schulter. »Ich hol mal eben die Zigaretten. Sehen wir uns drinnen?«
    »Ja, bis gleich!«, sagte Sean und winkte ihm zu, bevor Dave vom Bürgersteig auf die Straße trat und sie überquerte.
    Whitey betrachtete den Honda. »Hübsche Beule da vorne in der Motorhaube.«
    »Donnerwetter, Sarge!«, meinte Sean anerkennend, »dass du das bemerkt hast!«
    »Und die Geschichte mit dem Billardqueue?« Whitey pfiff durch die Zähne. »Wie will er sich denn die Knöchel verletzt haben, wenn er nach hinten ausholte?«
    »Das war nur ein Problem«, gab Sean zu bedenken und beobachtete, wie Dave den Spirituosenladen betrat.
    »Und welches wäre das,

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