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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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getroffen, von der Decke erschlagen oder einfach von einer unbekannten Macht ergriffen und durchs offene Fenster geworfen zu werden. All diese Vorstellungen waren angenehmer als das, was sie nun vor sich hatte. Doch vielleicht schützte Dave nur jemand anderen oder hatte etwas gesehen, was er nicht sehen durfte, und war bedroht worden. Dass die Polizei ihn befragte, bedeutete vielleicht nur, dass man ihn als Verdächtigen in Erw ä gung zog. Das alles hieß zweifellos nicht, dass ihr Mann Katie Marcus ermordet hatte.
    Seine Geschichte mit dem Überfall war von Anfang an erlogen gewesen. Das hatte sie gewusst. In den letzten zwei Tagen hatte sie mehrmals versucht, sich vor diesem Wissen zu verstecken, es aus ihrem Kopf zu verjagen, so wie der Wind die Wolken. Aber seit der Nacht, als er es ihr erzählt hatte, hatte sie gewusst, dass Räuber nicht mit einer Hand zuschlagen, wenn sie in der anderen ein Messer halten, und dass sie keine coolen Sätze von sich geben wie: »Dein Geld oder dein Leben, du Wichser. Eins von beidem nehm ich mit.« Sie ließen sich auch nicht von Leuten wie Dave entwaffnen und zusammenschlagen, der sich seit der Grundschule nicht mehr geprügelt hatte.
    Wenn Jimmy diese Geschichte zu Hause erzählt hätte, das wäre was anderes gewesen. Jimmy, so sehnig wie er war, sah aus, als könnte er jemanden umbringen. Es war offensichtlich, dass er kämpfen konnte, nur schien Gewalt in seinem Leben keine Rolle mehr zu spielen. Trotzdem strahlte Jimmy noch immer Gefahr aus, die Fähigkeit, zu zerstören.
    Was Dave ausstrahlte, war etwas anderes. Ihn umgaben Geheimnisse. Man stellte sich schmutzige Rädchen in einem manchmal schmutzigen Kopf vor und vermutete eine Fantasiewelt hinter seinen allzu ruhigen Augen, zu der niemand sonst Zugang hatte. Seit acht Jahren war sie mit Dave verheiratet und hatte immer geglaubt, seine geheime Welt würde sich irgendwann für sie öffnen, doch es war nicht geschehen. Dave lebte viel öfter da oben in der Welt in seinem Kopf als hier unten in der Welt der anderen und vielleicht hatten sich diese beiden Welten vermischt, so dass die Dunkelheit aus Daves Kopf in die Straßen von East Buckingham gesickert war.
    Konnte Dave Kate getötet haben?
    Er hatte sie immer gern gehabt. Oder etwa nicht?
    Und mal ehrlich: War Dave – ihr Ehemann – imstande zu morden? Die Tochter seines alten Freundes in einen dunklen Park zu jagen? Sie zu schlagen und sie schreien und betteln zu hören? Ihr in den Hinterkopf zu schießen?
    Warum? Warum sollte jemand so etwas tun? Aber wenn man davon ausging, dass jemand zu so einer Tat fähig war, konnte dann nicht auch Dave der Täter sein?
    Klar, sagte sie sich, er lebte in einer Welt für sich. Klar, wegen des Verbrechens, das als Kind an ihm begangen worden war, würde er wohl niemals ganz normal sein. Klar, er hatte gelogen, was den Überfall anging, aber vielleicht gab es ja eine vernünftige Erklärung für diese Lüge.
    Zum Beispiel?
    Kurz nachdem sie den Last Drop verlassen hatte, war Katie im Pen-Park ermordet worden. Dave hatte behauptet, einen Räuber auf dem Parkplatz eben dieser Kneipe abgewehrt zu haben. Er hatte behauptet, den Räuber dort ohnmächtig liegen gelassen zu haben, aber der Kerl war nie gefunden worden. Die Polizisten hatten allerdings davon gesprochen, dort Blut entdeckt zu haben. Vielleicht hatte Dave also doch die Wahrheit gesagt. Vielleicht.
    Immer wieder kam sie jedoch auf die zeitliche Abfolge des Geschehens zurück. Dave hatte ihr erzählt, er wäre im Last Drop gewesen. Die Polizei hatte er in dieser Hinsicht offenbar angelogen. Katie war zwischen zwei und drei Uhr morgens ermordet worden. Dave war um zehn nach drei nach Hause gekommen, besudelt mit dem Blut eines anderen Menschen und mit einer nicht überzeugenden Geschichte über die Herkunft des Blutes.
    Und das war doch kein Zufall: Katie wird ermordet – Dave kommt blutbeschmiert nach Hause.
    Wenn sie nicht seine Frau wäre, würde sie die sich aufdrängende Schlussfolgerung dann auch anzweifeln?
    Celeste krümmte sich wieder, versuchte, ihr Essen bei sich zu behalten und die Stimme in ihrem Kopf zum Schweigen zu bringen, die ihr immer wieder zuzischte: »Dave hat Katie getötet. O Gott o Gott. Dave hat Katie getötet.« O lieber Gott. Dave hat Katie getötet und ich möchte sterben.
     
    »Bobby und Roman habt ihr als Verdächtige also abgeschrieben?«, fragte Jimmy.
    Sean schüttelte den Kopf. »Nicht ganz. Es besteht die Möglichkeit, dass sie jemanden

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