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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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seine Frau. Er würde stark sein. Das redete er sich von Jahr zu Jahr stärker ein.
    Aber Samstagnacht hatte es nicht geholfen. Samstagnacht war der Druck so stark gewesen wie nie zuvor. Der rothaarige Junge, der an der Laterne lehnte, schien das zu wissen. Er grinste Dave mit der Zigarette im Mund an und Dave fühlte sich zur Bordsteinkante hingezogen. Er hatte das Gefühl, barfuß auf einem Abhang aus Satin zu stehen.
    Aber dann hatte ein Auto an der anderen Straßenseite gehalten und nach kurzem Hin und Her war der Junge eingestiegen. Vorher hatte er Dave noch einen bedauernden Blick über die Motorhaube zugeworfen. Dave hatte zugesehen, wie das Auto, ein zweifarbiger Cadillac, dunkelblau und weiß, auf den Parkplatz des Last Drop zugefahren kam. Dave war in sein eigenes Auto gestiegen und der Cadillac hatte neben den hohen Bäumen gehalten, die über den eingefallenen Zaun ragten. Der Fahrer hatte die Scheinwerfer ausgeschaltet, den Motor aber laufen lassen und der Junge hatte Dave ins Ohr geflüstert: Henry und George, Henry und George, Henry und George …
    Bevor er diesmal das Last Drop erreichte, kehrte Dave um, auch wenn ihm der Junge in die Ohren schrie: Ich bin du, ich bin du, ich bin du!
    Dave wollte stehen bleiben und weinen. Er wollte sich am nächstbesten Haus festhalten und heulen, weil er wusste, dass der Junge Recht hatte. Der Junge, der den Wölfen entkommen und groß geworden war, war selbst ein Wolf geworden. Er war Dave geworden.
    Dave, der Wolf.
    Es musste vor kurzem passiert sein, weil sich Dave nicht an einen marternden Moment erinnern konnte, in dem seine Seele sich verdrückt oder aufgelöst hatte, um Platz für dieses neue Wesen zu machen. Aber es war geschehen. Wahrscheinlich im Schlaf.
    Aber er konnte nicht stehen bleiben. Dieser Abschnitt der Straße war zu gefährlich, es war zu wahrscheinlich, dass sich hier Junkies rumtrieben, die in Dave, betrunken wie er war, ein leichtes Opfer sahen. Da, auf der anderen Straßenseite, sah er schon ein Auto langsam entlangfahren. Sicher beobachteten sie ihn, lauerten darauf, dass er den Geruch des Opfers ausströmte.
    Dave holte tief Luft, ging geradeaus, konzentrierte sich, selbstsicher und unantastbar zu wirken. Er drückte die Brust heraus, ließ die Augen böse funkeln und ging in die Richtung, aus der er gekommen war, zurück nach Hause. Aber sein Kopf kam ihm eigentlich kein bisschen klarer vor, denn der Junge schrie ihm immer noch in die Ohren, aber Dave hatte beschlossen, ihn zu überhören. Er konnte das. Er war stark. Er war Dave, der Wolf.
    Und die Stimme des Jungen wurde leiser. Sie nahm einen Plauderton an, als Dave durch die Flats marschierte.
    Ich bin du, sagte der Junge im Tonfall eines Freundes. Ich bin du.
     
    Celeste kam mit dem halb schlafenden Michael auf dem Arm aus dem Haus und stellte fest, dass Dave den Wagen genommen hatte. Sie hatte ihn einen halben Häuserblock weiter geparkt, war überrascht gewesen, so spät abends in der Woche einen Parkplatz zu finden, aber jetzt stand an seiner Stelle ein blauer Jeep.
    Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte Michael auf den Beifahrersitz setzen, die Taschen auf die Rückbank legen und die drei Meilen über die Schnellstraße zur Econo Lodge fahren wollen.
    »Scheiße!«, schimpfte sie und unterdrückte den Drang zu schreien.
    »Mommy?«, murmelte Michael.
    »Alles in Ordnung, Mike.«
    Vielleicht war wirklich alles in Ordnung, denn als sie sich umsah, entdeckte sie ein Taxi, das von der Perthshire auf die Buckingham Avenue bog. Celeste hob die Hand, in der sie Michaels Tasche trug, und das Taxi hielt genau vor ihren Füßen. Celeste dachte, die sechs Dollar für die Fahrt zur Econo Lodge hätte sie jetzt auch noch übrig. Sie hätte sogar hundert Dollar übrig gehabt, solange das Taxi sie einfach nur wegbrachte, weit genug weg, um sich alles in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen, ohne sich Sorgen machen zu müssen, ob sich der Türknauf drehte und der Mann zurückkam, der vielleicht längst zu dem Schluss gekommen war, sie sei ein Vampir, dem man einen Pfahl durchs Herz stoßen und schnell den Kopf abreißen musste.
    »Wo soll’s hingehen?«, fragte der Taxifahrer, als Celeste die Taschen auf die Rückbank stellte und mit Michael auf dem Arm danebenrutschte.
    Egal, wollte sie sagen, Hauptsache weg.

IV Luxussanierung

22 DER JAGDFISCH
    »Du hast sein Auto abschleppen lassen?«, fragte Sean.
    »Sein Auto wurde abgeschleppt«, korrigierte Whitey. »Das ist nicht dasselbe.«
    Als

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