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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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sie den morgendlichen Berufsverkehr hinter sich ließen und die Ausfahrt nach East Buckingham nahmen, fragte Sean: »Aus welchem Grund?«
    »Es stand herum«, antwortete Whitey und pfiff beim Abbiegen auf die Roseclair leise durch die Zähne.
    »Wo?«, erkundigte sich Sean. »Vor seinem Haus?«
    »O nein«, erwiderte Whitey. »Der Wagen wurde unten in Rome Basin an der Promenade gefunden. Unser Glück, dass die Promenade in den Zuständigkeitsbereich des Bundesstaates fällt, nicht? Sieht aus, als hätte es jemand gestohlen, ist ein bisschen damit herumgegurkt und hat’s dann stehen lassen. So was passiert ja, stimmt’s?«
    Sean war an diesem Morgen aus einem Traum erwacht, in dem er seine Tochter im Arm gehalten und beim Namen gerufen hatte, obwohl er ihn gar nicht kannte und sich auch nicht mehr erinnern konnte, wie er sie im Traum genannt hatte, daher war er noch immer ein bisschen benebelt.
    »Wir haben Blut gefunden«, erklärte Whitey.
    »Wo?«
    »Auf dem Fahrersitz von Boyles Auto.«
    »Wie viel?«
    Whitey hielt Daumen und Zeigefinger einen Spalt breit auseinander. »Ein bisschen. Aber im Kofferraum mehr.«
    »Im Kofferraum«, wiederholte Sean.
    »Sogar sehr viel mehr.«
    »Und?«
    »Ist im Labor.«
    »Nein«, sagte Sean. »Ich meine, was bedeutet das schon, wenn Blut im Kofferraum ist? Katie Marcus hat nie in einem Kofferraum gelegen.«
    »Das ist das Haar in der Suppe.«
    »Sarge, die Durchsuchung des Autos wird vor Gericht nicht zugelassen werden.«
    »Doch.«
    »Doch?«
    »Das Auto wurde gestohlen und in unserem Zuständigkeitsbereich abgestellt. Aus rein versicherungstechnischen Gründen und, das darf ich hinzufügen, im Interesse des Fahrzeughalters …«
    »… hast du es durchsuchen lassen und Anzeige erstattet.«
    »Ah, schnell geschaltet, Junge!«
    Sie hielten vor Dave Boyles Haus und Whitey schob den Schalthebel in Parkposition. Der Motor ging aus. »Ich hab genug in der Hand, um ihn zu einem kleinen Gespräch mitzunehmen. Mehr will ich im Moment gar nicht.«
    Sean nickte, denn er wusste, dass es sinnlos war, sich mit dem Mann zu streiten. Whitey war Sergeant im Morddezernat geworden, weil er genauso wenig von seinem Verdächtigen abließ wie ein Hund von seinem Knochen. Man konnte ihm keinen Verdacht ausreden, man stand es einfach durch.
    »Was ist mit der Ballistik?«, fragte Sean.
    »Das ist auch komisch«, antwortete Whitey, blickte zu Dave hinüber und machte keine Anstalten auszusteigen. »Die Waffe war eine.38er Smith, wie wir vermutet haben. Eine von vielen, die einem Waffenhändler 1981 in New Hampshire gestohlen wurden. Die Pistole, mit der Katherine Marcus erschossen wurde, ist auch schon mal 1982 bei einem Überfall auf ein Spirituosengeschäft benutzt worden. Genau hier in Buckingham.«
    »In den Flats?«
    Whitey schüttelte den Kopf. »Oben in Rome Basin, ein Laden namens Looney Liquors. Zwei Täter, beide mit Gummimaske. Sie kamen durch die Hintertür, nachdem der Besitzer die Ladentür geschlossen hatte. Derjenige, der zuerst reinkam, feuerte einen Warnschuss ab, der eine Flasche mit Schnaps durchschlug und in der Wand stecken blieb. Ansonsten ging der Überfall glatt über die Bühne, aber die Kugel wurde gefunden. Die Ballistik sagt, sie stammt aus der gleichen Waffe wie die, die die kleine Marcus getötet hat.«
    »Das würde ja eigentlich in eine andere Richtung deuten, oder nicht?«, meinte Sean. »1982, da war Dave um die siebzehn und fing gerade bei Raytheon an. Ich glaub nicht, dass er nebenbei noch Spirituosenläden hochgenommen hat.«
    »Heißt aber nicht, dass die Pistole nicht schließlich doch in seinen Händen gelandet ist. Verflucht, Mensch, du weißt doch, wie die rumgereicht werden!« Whitey klang nicht so selbstsicher wie am vergangenen Abend, dennoch sagte er: »Los, holen wir ihn uns!«, öffnete die Fahrertür und kletterte aus dem Wagen.
    Sean stieg auch aus. Zusammen schritten sie auf Daves Haus zu. Whitey fummelte an den Handschellen herum, die an seinem Gürtel hingen, als hoffe er, sie endlich einsetzen zu dürfen.
     
    Jimmy parkte seinen Wagen und trug ein Papptablett mit Kaffeebechern und eine Tüte Donuts über den rissigen Teer des Parkplatzes und ging hinüber zum Mystic River. Die Autos donnerten über die stählerne Tobin Bridge und Katie kniete mit Einfach Ray Harris am Ufer, beide starrten auf das Wasser. Dave Boyle war auch da, seine kaputte Hand war zur Größe eines Boxhandschuhs angeschwollen. Er saß in einem durchhängenden Liegestuhl neben

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