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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Vernehmungszimmer C sehen konnte. Whitey stand da, einen Fuß auf den Sitz eines zerrissenen Lederstuhls gestützt, beobachtete Dave und trank Kaffee.
    »Schon die Gegenüberstellung gemacht?«
    »Noch nicht«, erwiderte Whitey.
    Sean trat neben ihn. Dave schaute direkt zu ihnen herein, schien Whitey beinahe in die Augen zu gucken, als ob er ihn sehen könne. Was noch seltsamer war: Dave lächelte. Nicht besonders breit, aber immerhin.
    »Nicht gut drauf, hm?«, fragte Sean.
    Whitey schaute ihn an. »Ging mir schon mal besser.«
    Sean nickte.
    Whitey zeigte mit dem Kaffeebecher auf Sean. »Du hast doch was. Das kann ich riechen, du Mistkerl. Raus damit!«
    Sean wollte Whitey noch ein bisschen länger hinhalten, ihn ein bisschen zappeln lassen, aber schließlich hatte er ein Einsehen.
    »Hab was Interessantes herausgefunden – und zwar wer mal bei Looney Liquors gearbeitet hat.«
    Whitey stellte den Kaffeebecher auf dem Tisch hinter sich ab und nahm den Fuß vom Stuhl. »Wer denn?«
    »Ray Harris.«
    »Ray …?«
    Sean musste grinsen. »Der Vater von Brendan Harris, Sarge. Und er hat eine Akte.«

23 KLEIN VINCE
    Whitey setzte sich mit der aufgeschlagenen Bewährungsakte in der Hand auf den leeren Schreibtisch, der Sean gegenüberstand. »Raymond Matthew Harris. Geboren am 6. September 1955. Wuchs in der Mayhew Street 12 in den Flats von East Bucky auf. Mutter Delores Hausfrau. Vater Seamus ungelernter Arbeiter, verließ die Familie 1967. Wie zu erwarten, geht die Kacke sofort los: Verhaftung des Vaters 1973 wegen leichten Diebstahls in Bridgeport, Connecticut. Mehrere Verhaftungen wegen Trunkenheit am Steuer und öffentlicher Ruhestörung. 1979 stirbt der Vater in Bridgeport an einem Herzinfarkt. Im selben Jahr heiratet Raymond Esther Scannell – hat der ein Schwein! – und fängt als U-Bahnfahrer bei den Bostoner Verkehrsbetrieben an. Das erste Kind, Brendan Seamus, wird 1981 geboren. Gegen Ende desselben Jahres steht Raymond vor Gericht, weil er U-Bahnfahrkarten im Wert von 20000 Dollar unterschlagen haben soll. Die Anklage wird schließlich fallen gelassen, aber Raymond wird gefeuert. Danach jobbt er mal hier, mal da – Aushilfsarbeiten bei einer Hausverwaltung, Angestellter bei Looney Liquors, Barkeeper, Gabelstaplerfahrer. Verliert den Gabelstaplerjob, weil ein bisschen Geld verschwindet. Wieder dasselbe: Anklage wird erhoben, fallen gelassen, Raymond wird gefeuert. Vernehmung wegen des Überfalls auf Looney Liquors 1982, wegen Mangels an Beweisen freigelassen. Vernehmung wegen Überfall auf Blanchard Liquors im County Middlesex im selben Jahr, wieder mangels Beweisen freigelassen.«
    »Macht sich langsam einen Namen«, frotzelte Sean.
    »Macht sich langsam beliebt«, stimmte Whitey zu. »Ein polizeilich bekannter Komplize, ein gewisser Edmund Reese, verpfeift Raymond 1983 nach dem Diebstahl seltener Comichefte von einem Händler in …«
    »Bekackte Comics?« Sean lachte. »Also wirklich, Raymond!«
    »Comics im Gegenwert von 150000 Dollar«, sagte Whitey.
    »Oh, Entschuldigung!«
    »Raymond gibt besagte Literatur unbeschädigt zurück und bekommt vier Monate plus ein Jahr Bewährung, wovon er zwei Monate absitzt. Bringt aber offensichtlich eine kleine Betäubungsmittelabhängigkeit aus dem Bau mit nach Hause.«
    »Oje, oje.«
    »Koks natürlich, wir befinden uns ja in den Achtzigern und jetzt wird die Akte langsam ausführlicher. Irgendwie ist Raymond geschickt genug, dass seine krummen Touren, um das Geld für das ganze Koks reinzuholen, nicht auf dem Radarschirm auftauchen, aber doch nicht so gewieft, sich nicht bei dem Versuch erwischen zu lassen, besagtes Betäubungsmittel zu beschaffen. Verstoß gegen die Bewährungsauflagen, begeben Sie sich direkt ins Gefängnis.«
    »Wo er seine Fehler bereut.«
    »Offenbar nicht. Wird bei einer verdeckten Ermittlung vom Dezernat für Kapitalverbrechen und vom FBI geschnappt, weil er heiße Ware über Bundesstaatsgrenzen verschiebt. Das wird dir gefallen: Schätz mal, was Raymond gestohlen hat! Denk mal an 1984!«
    »Keinen Tipp?«
    »Einfach so aus dem Bauch raus!«
    »Fotoapparate?«
    Whitey warf ihm einen geringschätzigen Blick zu. »Fotoapparate! Los, hol mir einen Kaffee, du bist es nicht wert, ein Bulle zu sein!«
    »Was hat er dann geklaut?«
    »Trivial Pursuit«, antwortete Whitey. »Damit hast du nicht gerechnet, was?«
    »Comics und Trivial Pursuit. Unser Mann hat Stil.«
    »Er hat auch schweinemäßiges Pech. Er stiehlt den Lastwagen in Rhode Island und

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