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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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dunkelblaue Fluss in Jimmys Pupillen spiegelte. »Warum erzählst du mir das, Jimmy?«, fragte Dave.
    Jimmy zeigte auf eine Stelle hinter Dave. »Ray musste sich genau da hinknien, ich hab zweimal auf ihn geschossen. Einmal in die Brust, einmal in den Hals.«
    Auch Val kam jetzt langsam auf Dave zu. Er ließ sich Zeit. Daves Kehle schnürte sich zu, sein Mund wurde trocken.
    »Hey, Jimmy«, sagte Dave. »Ich weiß nicht, was …«
    »Ray hat mich angefleht«, fuhr Jimmy fort. »Er meinte, wir wären doch Freunde. Er meinte, er hätte einen Sohn. Er hätte eine Frau. Seine Frau wäre schwanger. Er sagte, er würde wegziehen. Er würde mich nie wieder belästigen. Er flehte mich an, ihn leben zu lassen, damit er erleben konnte, wie sein Kind zur Welt kam. Er sagte, er würde mich kennen und er wüsste, dass ich ein guter Mann wäre und das nicht tun würde.« Jimmy schaute zur Brücke hoch. »Ich wollte etwas darauf erwidern. Ich wollte sagen, dass ich meine Frau geliebt hätte und dass sie gestorben war und dass ich ihn dafür verantwortlich machte und dass man einfach aus Prinzip keine Freunde verpfiff, wenn man lange leben wollte. Aber ich konnte nicht sprechen, Dave. Ich hab zu sehr geweint. Es war alles so lächerlich. Er war am Heulen, ich war am Heulen. Ich konnte ihn kaum sehen.«
    »Warum hast du ihn dann umgebracht?«, fragte Dave und seine Stimme klang verzweifelt.
    »Hab ich dir doch grade erklärt«, antwortete Jimmy, als rede er mit einem Vierjährigen. »Aus Prinzip. Ich war ein zweiundzwanzigjähriger Witwer mit einer fünfjährigen Tochter. Ich hatte die letzten zwei Jahre im Leben meiner Frau verpasst. Und dieser Wichser Ray kannte das oberste Gebot in unserem Geschäft verdammt gut: Du sollst deine Freunde nicht verpfeifen.«
    »Was glaubst du denn, was ich getan habe, Jimmy?«, fragte Dave. »Sag’s mir!«
    »Als ich Ray tötete«, erwiderte Jimmy, »fühlte ich mich, keine Ahnung, fühlte ich überhaupt nichts. Es kam mir vor,
    als würde Gott auf mich herabschauen, als ich Ray erschoss und ihn ins Wasser rollte. Gott schüttelte einfach nur den Kopf. Sauer war er nicht richtig. Er war einfach angewidert, aber überhaupt nicht überrascht, glaube ich. So wie wenn einem ein Welpe auf den Teppich scheißt. Ich stand genau da, hinter der Stelle, wo du jetzt stehst, und hab Ray untergehen sehen, verstehst du? Sein Kopf ging als Letztes unter und mir fiel ein, dass ich als Kind immer geglaubt hatte, wenn man im Wasser bis ganz unten auf den Grund tauchen würde, könnte man durch den Boden stoßen und der Kopf würde im Weltall rauskommen. Ich meine, so hab ich mir die Erde vorgestellt, was? Da würde ich kleben, mein Kopf würde aus der Erde gucken, der ganze Weltraum, die Sterne und der schwarze Himmel um mich herum, und ich würde mich einfach fallen lassen. Ich würde in den Weltraum fallen und davonschweben, eine Million Jahre schweben, da draußen in der Kälte. Daran dachte ich, als Ray unterging. Dass er einfach so lange untergehen würde, bis er durch ein Loch in der Erde platzen würde und Millionen Jahre im Weltall schweben würde.«
    Dave sagte: »Ich weiß, dass du was Bestimmtes vermutest, Jimmy, aber du irrst dich. Du glaubst, ich hätte Katie umgebracht, stimmt’s? Glaubst du das?«
    »Sei leise, Dave!«, antwortete Jimmy.
    »Nein, nein, nein«, entgegnete Dave und sah plötzlich die Pistole in Vals Hand. »Ich hab mit Katies Tod überhaupt nichts zu tun.«
    Die bringen mich um, begriff Dave. O Gott, nein! Auf so was muss man sich doch vorbereiten! Man geht doch nicht einfach zum Kotzen aus der Kneipe, dreht sich um und merkt, dass sein Leben zu Ende ist. Nein. Ich muss doch nach Hause gehen. Ich muss doch alles mit Celeste klären. Ich muss doch was essen.
    Jimmy griff in seine Jacke und holte ein Messer heraus. Seine Hand zitterte ein wenig, als er die Klinge ausklappte. Dave fiel auf, dass sogar Jimmys Oberlippe und ein Teil seines Kinns bebten. Das bedeutete Hoffnung. Hör nicht auf zu denken! Es gibt Hoffnung.
    »In der Nacht, als Katie starb, kamst du blutverschmiert nach Hause, Dave. Du hast zwei verschiedene Geschichten erzählt, wie du dir deine Hand gestoßen hast, und dein Auto wurde vor dem Last Drop zu der Zeit gesehen, als Katie ging. Du hast die Bullen angelogen und alle anderen auch.«
    »Schau mich an, Jimmy! Bitte guck mich an!«
    Doch Jimmy blickte zu Boden.
    »Jimmy, ich hatte Blut an den Sachen, ja. Ich hab jemanden verprügelt, Jimmy. Schlimm

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