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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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sie keinen Hinweis darauf hatte, dass es um mehr als eine Vermisste ging. Irgendwas war mit dem Auto, das auf Gewalt schließen ließ. Was hatte die Reporterin gesagt?
    Anhaltspunkte für Gesetzeswidrigkeiten. Genau.
    Blut, da war sie sicher. Es musste Blut sein. Spuren, Beweise. Sie schaute auf den Beutel, den sie noch immer in der Hand hielt, und dachte:
    Dave.

11 BLUTIGER REGEN
    Jimmy stand noch immer jenseits des Absperrbandes. Eine ungeordnete Reihe von Bullen sorgte dafür, dass es auch so blieb. Derweilen ging Sean durch das Gestrüpp in Richtung Park, ohne sich noch einmal umzusehen.
    »Mr. Marcus«, sagte einer der Beamten, Jefferts hieß er, »wollen Sie ‘nen Kaffee oder so?« Er wich Jimmys Blick aus und Jimmy spürte leichte Verachtung und Mitleid in dem Wegschauen und der Art, wie der Typ sich mit dem Daumen am Bauch kratzte. Sean hatte sie einander vorgestellt. Er hatte zu Jimmy gesagt, das sei Trooper Jefferts, ein guter Mann, und zu Jefferts, Jimmy sei der Vater der jungen Frau, die, Ähm, der das leere Auto gehöre. Bringt ihm alles, was er braucht, und schickt Talbot zu ihm, wenn sie kommt. Jimmy hatte vermutet, Talbot sei entweder eine Psychotante mit Polizeiplakette oder so eine ungepflegte Sozialarbeiterin, die noch immer ihr Studiendarlehen zurückzahlte und ein Auto fuhr, das nach Burger King roch.
    Er ignorierte Jefferts’ Angebot und ging über die Straße zu Chuck Savage.
    »Was ist los, Jim?«
    Jimmy schüttelte den Kopf, war überzeugt, er würde sich selbst und Chuck noch dazu vollkotzen, wenn er seine Gefühle in Worte zu fassen versuchte.
    »Hast du ein Handy?«
    »Ja, klar.«
    Chuck zog die Hände aus seiner Windjacke. Er legte das Telefon in Jimmys geöffnete Hand, und Jimmy wählte die Nummer der Auskunft, worauf ihn eine Stimme vom Band nach Stadt und Bundesstaat fragte, und er zögerte kurz, bevor er seine Stimme in den Äther schickte. Er stellte sich vor, wie seine Sätze durch endlose Meilen Kupferkabel schwirrten, bis sie schließlich durch einen Strudel in die Seele eines gewaltigen Computers fielen, der statt Augen rote Lichter hatte.
    »Welche Nummer?«, fragte der Computer.
    »Von Chuck E. Cheese.« Jimmy spürte eine plötzliche Anwandlung verbitterter Wut, so einen lächerlichen Namen auf offener Straße neben dem leeren Auto seiner Tochter aussprechen zu müssen. Am liebsten hätte er sich das Handy in den Mund gesteckt und mit den Zähnen fest zugebissen, bis es zerbrach.
    Nachdem er die Nummer gewählt hatte, musste er warten, da Annabeth erst ausgerufen werden musste. Der Mitarbeiter, der den Anruf entgegengenommen hatte, hatte den Hörer einfach auf den Tresen gelegt, so dass Jimmy das blecherne Echo des Namens seiner Frau hören konnte: »Annabeth Marcus, bitte melden Sie sich bei einem Mitarbeiter. Annabeth Marcus, bitte!« Jimmy vernahm das Läuten von Glocken und das Getrappel von achtzig oder neunzig wie wahnsinnig herumflitzenden Kindern, die sich gegenseitig an den Haaren zogen und kreischten, und dazwischen die verzweifelten Stimmen der Erwachsenen, die den Lärm zu übertönen versuchten. Dann wurde seine Frau ein zweites Mal ausgerufen, wieder mit Echo. Jimmy stellte sich vor, wie sie verwirrt und müde aufsah, während die gesamte Erstkommunionsmannschaft von Saint Cecilia um sie herum um Pizzastücke kämpfte.
    Dann hörte er ihre Stimme, gedämpft und neugierig: »Ich soll mich hier melden?«
    Einen Augenblick lang wollte Jimmy auflegen. Was sollte er ihr sagen? Worin lag der Sinn, sie ohne handfeste Nachrichten anzurufen, nur mit den Ängsten seiner überdrehten Fantasie? Wäre es nicht besser, wenn er sie und die Kinder noch etwas länger in friedlicher Unwissenheit ließ?
    Aber er wusste, dass es heute schon zu viele Verletzungen gegeben hatte, und Annabeth würde verletzt sein, wenn er ihr nicht Bescheid sagte, während er auf der Sydney Street stand und sich neben Katies Auto die Haare raufte. Sie würde ihr Vergnügen mit den Mädchen als unverdient oder, schlimmer, als Beleidigung, als falsches Versprechen, empfinden. Und Jimmy dafür hassen.
    Wieder hörte er ihre gedämpfte Stimme: »Das hier?«, und dann ein Kratzen, als sie das Telefon vom Tresen nahm. »Ja?«
    »Schatz«, stieß Jimmy hervor und musste sich dann räuspern.
    »Jimmy?« Ihre Stimme hatte eine gewisse Schärfe. »Wo bist du?«
    »Ich bin … hör zu … Ich bin auf der Sydney Street.«
    »Was ist denn?«
    »Sie haben ihr Auto gefunden, Annabeth.«
    »Was für ein

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