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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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dann sah Celeste die manikürten Hände einer Frau eine Backform schrubben, die scheinbar in warmes Karamell getaucht worden war, und eine Stimme pries die Vorteile eines völlig neuen, verbesserten Geschirrspülmittels. Am liebsten hätte Celeste geschrien. In gewisser Hinsicht waren Nachrichten auch eine entsorgungsfähige Einrichtung – sie verhöhnten einen und grinsten anzüglich, machten sich außer Hörweite über die Einfalt des Zuschauers lustig, weil er glaubte, dass alles wahr sei, was sie berichteten.
    Sie drehte leiser und widerstand dem Drang, den billigen Knopf aus dem beschissenen Fernseher zu reißen, sondern stellte sich wieder ans Bügelbrett. Vor einer halben Stunde war Dave mit Michael losgegangen, um Knieschützer und einen Gesichtsschutz zu kaufen. Er hatte gesagt, er würde sich die Nachrichten im Radio anhören, aber Celeste hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihn anzuschauen, um zu sehen, ob er log. So klein und dünn Michael war, hatte er sich doch als begabter Fänger erwiesen. »Ein Wunderkind mit einem Arm wie ein Raketenwerfer für sein Alter«, hatte sein Trainer, Mr. Evans, gesagt.
    Celeste hatte an die Jungen von früher gedacht, die auf dieser Position spielten – meistens große Jungen mit platten Nasen und fehlenden Vorderzähnen –, und Dave gegenüber ihre Bedenken geäußert.
    »Es gibt jetzt so einen Gesichtsschutz, Schatz, ja? Der ist stabiler als ein dicker Haikäfig. Wenn du da mit dem Lkw gegenfährst, geht der Lkw kaputt.«
    Sie hatte einen Tag lang darüber nachgedacht und Dave anschließend einen Vorschlag gemacht. Michael durfte als Fänger oder auf einer anderen Position Baseball spielen, wenn er die beste Ausrüstung bekam und, das war das Entscheidende, wenn er nie versuchte, Football-Profispieler zu werden.
    Da Dave selbst nie als Profi gespielt hatte, war er nach nur zehn Minuten Proforma-Streit einverstanden gewesen.
    Und so waren Dave und Michael jetzt unterwegs, um die Ausrüstung für Michael zu kaufen, damit er ein Ebenbild seines Vaters werden konnte, und Celeste starrte auf den Bildschirm, hielt das Bügeleisen regungslos wenige Zentimeter über einem Baumwollhemd, als eine Werbung für Hundefutter endete und zu den Nachrichten zurückgeschaltet wurde.
    »Eine Studentin des Boston College«, begann der Sprecher und Celestes Mut sank, »wurde in der vergangenen Nacht in Allston von zwei Männern vor einem beliebten Nachtlokal angegriffen. Das Opfer, Carey Whitaker, wurde den Angaben zufolge mit einer Bierflasche geschlagen. Sie befindet sich in einem kritischen Zustand …«
    Danach war Celeste einigermaßen überzeugt, während kleine Klümpchen feuchten Sands durch ihre Brust rieselten, dass sie nichts von einem Überfall oder dem Tod eines Mannes vor dem Last Drop hören würde. Und als der Wetterbericht vorbei war und die nachfolgenden Sportnachrichten angekündigt wurden, wusste sie es ohne jeden Zweifel.
    Inzwischen hätte man den Mann gefunden. Wenn er tot war (»Schatz, es kann sein, dass ich einen Mann getötet habe«), hätten es die Journalisten durch Kontakte zum Revier oder aus dem Polizeibericht erfahren oder einfach dadurch, dass sie den Polizeifunk abhörten.
    Vielleicht hatte Dave also die Heftigkeit seines Angriffs überschätzt. Vielleicht war der Straßenräuber – oder wer auch immer es gewesen war – einfach davongekrochen, um seine Wunden zu lecken, nachdem sich Dave aus dem Staub gemacht hatte. Vielleicht war es doch keine Gehirnmasse gewesen, die sie gestern Nacht in den Ausguss gespült hatte. Aber das ganze Blut? Wie konnte jemand so viel Blut aus einer Kopfwunde verlieren und noch leben, geschweige denn nach Hause gehen?
    Nachdem sie die letzte Hose gebügelt und alles in Michaels beziehungsweise ihrem und Daves Kleiderschrank verstaut hatte, kehrte sie in die Küche zurück, blieb in der Mitte stehen und wusste nicht mehr, was sie hier wollte. Im Fernsehen wurde jetzt Golf gezeigt; die eleganten Schläge und der trockene, gedämpfte Applaus beruhigten vorübergehend etwas in ihr, das sie den ganzen Morgen nervös gemacht hatte. Es war etwas anderes als ihre Probleme mit Dave und die Lücken in seiner Geschichte, hatte aber gleichzeitig etwas damit zu tun, mit der letzten Nacht und seinem Anblick, als er blutüberströmt durch die Badezimmertür gekommen war, als das Blut von seiner Hose die Fliesen verschmiert hatte und aus der Wunde gesickert und rosa in den Abfluss geflossen war.
    Der Abfluss. Das war’s. Den

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