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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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hatte, eingeredet, um die Hoffnung nicht zu verlieren. Es war vielleicht ein Mädchen, das ihr ähnlich sah. Oder sie lag im Koma. Oder sie war hinter der Leinwand eingeklemmt und keiner bekam sie heraus. Sie hatte Schmerzen, starke Schmerzen, aber sie lebte. Das war seine Hoffnung, die an einem dünnen Faden mit dem Durchmesser eines Babyhaars hing, die er aber noch nicht verloren hatte, weil ihm das Gegenteil nicht bestätigt worden war.
    Und obwohl er wusste, dass diese Hoffnung Blödsinn war, konnte ein Teil von Jimmy nicht davon lassen.
    »Ich meine, keiner hat was zu dir gesagt«, hatte Annabeth zu Beginn ihrer Mahnwache vor dem Park festgestellt. »Stimmt’s?«
    »Keiner hat was gesagt.« Jimmy streichelte ihre Hand und wusste, dass allein der Umstand, dass sie hinter die Polizeiabsperrung durften, schon Bestätigung genug war.
    Und dennoch weigerte sich dieser Funken Hoffnung zu verglühen, solange sie keine Leiche gesehen und gesagt hatten: »Ja, das ist sie. Das ist Katie. Das ist meine Tochter.«
    Jimmy beobachtete die Bullen, die vor dem schmiedeeisernen Bogen standen, der sich über dem Eingang des Parks spannte. Der Bogen war das einzige Überbleibsel des ehemaligen Zuchthauses, das hier früher gestanden hatte, bevor daraus ein Park und ein Autokino wurde, bevor einer der Anwesenden überhaupt geboren worden war. Die Stadt war um das Zuchthaus herum entstanden, nicht andersherum. Die Wächter hatten sich im Point angesiedelt, während sich die Familien der Häftlinge in den Flats niederließen. Die Eingemeindung begann, als die Wächter älter wurden und sich für öffentliche Ämter aufstellen ließen.
    Das Funkgerät des Troopers, der dem Bogen am nächsten stand, krächzte, er hob es ans Ohr.
    Annabeth’ Hand schloss sich mit solcher Heftigkeit um Jimmys, dass sie seine Knochen zusammendrückte.
    »Hier Powers. Wir kommen jetzt raus.«
    »Okay.«
    »Sind Mr. und Mrs. Marcus da?«
    Der Trooper warf Jimmy einen Blick zu und senkte ihn dann. »Positiv.«
    »Gut. Over.«
    »O Gott, Jimmy! O Gott!«, jammerte Annabeth.
    Jimmy hörte Reifen aufheulen und sah mehrere Streifen- und Einsatzwagen auf die Absperrung zufahren. Auf den Dächern der Einsatzwagen saßen Satellitenschüsseln und Horden von Reportern und Kameraleuten spurteten auf die Straße, schubsten sich zur Seite, hielten die Kameras in die Höhe, wickelten Mikrofonkabel ab.
    »Schmeißt sie raus!«, schrie der Trooper neben dem Eingangsbogen. »Los, raus damit!«
    Die Trooper an der ersten Absperrung näherten sich den Presseleuten und das Geschrei begann.
    Der Beamte am Eingangsbogen sprach ins Funkgerät: »Hier Dugay. Sergeant Powers?«
    »Hier Powers.«
    »Hier ist alles dicht. Die Presse.«
    »Die müssen raus.«
    »Wir sind dabei, Sergeant.«
    Auf der Zufahrtsstraße, ungefähr zwanzig Meter hinter dem Bogen, konnte Jimmy einen Wagen der State Police erkennen, der um eine Kurve bog und unvermittelt stehen blieb. Er sah jemandem mit Funkgerät an den Lippen hinterm Lenkrad sitzen, daneben Sean Devine. Hinter ihnen hielt ein zweiter Wagen und Jimmy merkte, dass sein Mund trocken wurde.
    »Schickt sie weg, Dugay! Und wenn ihr denen in ihre verfluchten Gafferärsche schießt. Weg da mit diesen Ratten!«
    »Verstanden.«
    Dugay und drei weitere Trooper trabten an Jimmy und Annabeth vorbei, Dugay schrie mit ausgestrecktem Finger: »Sie betreten gerade einen abgesperrten Tatort. Kehren Sie sofort zu Ihren Fahrzeugen zurück! Sie haben keine Genehmigung, dieses Gebiet zu betreten! Kehren Sie zu Ihren Fahrzeugen zurück!«
    Annabeth sagte: »Oh, Scheiße!«, und Jimmy spürte den Wind des Hubschraubers, noch bevor er ihn sah. Er schaute zu ihm hoch und dann wieder hinüber zu dem hinten auf der Straße wartenden Streifenwagen. Der Fahrer schrie ins Funkgerät, dann hörte Jimmy die Sirenen, ein kakophonisches Konzert, und plötzlich kamen die blau-silbernen Streifenwagen aus jeder Ecke der Roseclair Street gerast, die Reporter hasteten zurück zu ihren Fahrzeugen, und der Hubschrauber drehte ab und flog wieder über den Park.
    »Jimmy«, sagte Annabeth mit der traurigsten Stimme, die Jimmy je gehört hatte. »Bitte, Jimmy. Bitte!«
    »Bitte was, Schatz?« Jimmy hielt sie fest. »Was?«
    »Oh, bitte, Jimmy! Nein, nein!«
    Es war der Krach – die Sirenen, quietschenden Reifen, gellenden Stimmen und hackenden Rotorenblätter. Dieser Krach war die tote Katie, die ihnen ins Ohr schrie, und Annabeth sackte in Jimmys Armen zusammen.
    Dugay lief

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