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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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seit jenem Tag nicht wirklich wusste, was er mit seinem Leben anfangen sollte, dass er ein Mann war, der sich durch seine eigene Schwerelosigkeit, die fehlende Substanz seines Charakters oft leicht fühlte.
    Aber sie standen hier im Leichenschauhaus neben Jimmys Tochter, die zwischen ihnen auf einer Bahre aus Edelstahl lag, und Whitey hielt seinen Stift über das Papier, deshalb reagierte Sean auf Jimmys flehenden Blick lediglich mit dem Satz: »Los, komm, Jim! Gehen wir einen Kaffee trinken!«
     
    Annabeth Marcus war in Seans Augen eine superharte Frau. Sie saß in der kühlen, spätsonntäglichen Beamten-Cafeteria, die nach aufgewärmten Mikrowellengerichten roch und sich sieben Stockwerke über einem Leichenschauhaus befand, und redete mit kaltherzigen Landesbeamten über ihre Stieftochter. Sean merkte, dass es fast zu viel für sie war, sie sich jedoch dagegen wehrte, zusammenzubrechen. Sie hatte rote Augen, doch schon nach wenigen Minuten wusste Sean, dass sie nicht weinen würde. Nicht vor ihnen. Auf gar keinen Fall.
    Während des Gesprächs holte sie mehrmals laut Luft. Mitten im Satz verschloss sich ihr Hals, als ob sich eine Faust durch ihre Brust bohrte und gegen ihre Organe drückte. Sie legte eine Hand auf die Brust und öffnete den Mund ein bisschen weiter und wartete, bis sie genug Sauerstoff zum Weitersprechen eingeatmet hatte.
    »Sie kam am Samstag um halb fünf aus dem Laden nach Hause.«
    »Aus was für einen Laden, Mrs. Marcus?«
    Sie zeigte auf Jimmy. »Meinem Mann gehört Cottage Market.«
    »An der Ecke East Cottage und Bucky Avenue?«, fragte Whitey. »Da gibt’s den besten Kaffee in der ganzen Stadt.«
    »Sie kam nach Hause und ging duschen«, fuhr Annabeth fort. »Dann kam sie raus, und wir aßen zusammen – nein, stimmt nicht, sie aß nicht mit. Sie saß mit uns zusammen, unterhielt sich mit den Mädchen, aber sie aß nichts. Sie sagte, sie würde mit Eve und Diane essen gehen.«
    »Die Mädchen, mit denen sie unterwegs war«, sagte Whitey zu Jimmy.
    Jimmy nickte.
    »Sie hat also nichts gegessen …«, wiederholte Whitey.
    »Aber sie hat mit den Mädchen zusammengesessen, unseren Mädchen, ihren Schwestern«, sagte Annabeth. »Sie haben über den Festumzug nächste Woche und über Nadines Erstkommunion geredet. Dann hat sie noch ‘ne Zeit lang in ihrem Zimmer telefoniert und dann, so gegen acht, ist sie gegangen.«
    »Wissen Sie, mit wem sie telefoniert hat?«
    Annabeth schüttelte den Kopf.
    »Das Telefon in ihrem Zimmer«, erkundigte sich Whitey, »ist das ein Privatanschluss?«
    »Ja.«
    »Hätten Sie irgendwelche Einwände, wenn wir uns die Einzelauflistung der Gespräche für diesen Anschluss bei der Telefongesellschaft holen?«
    Annabeth sah Jimmy an und der sagte: »Nein, keine Einwände.«
    »Um acht ist sie also gegangen. Soweit Sie wissen, um sich mit ihren Freundinnen Eve und Diane zu treffen?«
    »Ja.«
    »Und zu diesem Zeitpunkt waren Sie noch im Laden, Mr. Marcus?«
    »Ja. Am Samstag hatte ich Spätschicht. Von zwölf Uhr mittags bis acht Uhr abends.«
    Whitey schlug seinen Notizblock um und lächelte die beiden zaghaft an. »Ich weiß, dass es hart ist, aber Sie halten sich toll.«
    Annabeth nickte und drehte sich zu ihrem Mann um. »Ich hab Kevin angerufen.«
    »Ja? Hast du mit den Mädchen gesprochen?«
    »Mit Sara. Ich hab ihr nur gesagt, dass wir gleich nach Hause kommen. Sonst nichts.«
    »Hat sie nach Katie gefragt?«
    Annabeth nickte.
    »Was hast du gesagt?«
    »Nur, dass wir gleich nach Hause kommen«, erwiderte Annabeth und Sean hörte ihre Stimme bei dem Wort »gleich« leicht zittern.
    Annabeth und Jimmy schauten Whitey an und er schenkte ihnen noch ein zaghaftes, beruhigendes Lächeln.
    »Ich möchte Ihnen nachdrücklich versichern – und das kommt von ganz oben aus dem Rathaus –, dass dieser Fall oberste Priorität hat. Wir werden keine Fehler machen. Trooper Devine wurde mit drangesetzt, weil er ein Freund der Familie ist, und unser Chef weiß, dass er deshalb noch viel härter arbeiten wird. Er wird mich auf Schritt und Tritt begleiten und wir werden den Mann finden, der für den Tod Ihrer Tochter verantwortlich ist.«
    Annabeth sah Sean verwirrt an. »Freund der Familie? Ich kenne Sie nicht.«
    Whitey machte ein finsteres Gesicht, weil man ihn aus dem Konzept gebracht hatte.
    Sean erklärte: »Ihr Mann und ich waren mal Freunde, Mrs. Marcus.«
    »Lange her«, fügte Jimmy hinzu.
    »Unsere Väter haben zusammengearbeitet.«
    Annabeth nickte, immer noch

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