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Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Titel: Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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seiner Seite ist. Das macht ihr Mut und hilft ihr, die Geschehnisse der letzten Stunden zu verkraften, Dinge, die ihren Fokus durchgerüttelt haben und sie müde machen, so müde.
    » Gehen wir nach oben und sehen, was geschieht « , sagt Galahad. Auch er wirkt müde, jedoch gleichzeitig stark und lebendig.
    » Und wenn wir den geheimen Gang nehmen, der uns woanders an die Oberfläche bringt? « , fragt Emily.
    » Es ist dein Bruder « , sagt Galahad sophistisch. » Ich spüre seine Präsenz. Er hasst mich, und er hat die Leute aus Bluehaven um sich gesammelt, um mich zu töten. Er und die anderen warten oben. Sie sind vor dem Haus. «
    » Woher ...? «
    Er winkt ab. » Ich weiß es. Gejagt zu werden liegt mir im Blut, so, wie ich selbst gejagt habe. Ich spüre ihre Füße über uns, und ich rieche den Rauch ihrer Fackeln. «
    Nicht das erste Mal ist er Emily auf wunderbare Weise unheimlich. Sie folgt ihm. Sie durchqueren das Gewölbe und gehen die Stufen hoch. Sie betreten den Flur und sind am Salon. Hinter der Tür rumort es, und als Emily ans Fenster geht, sieht sie, dass Galahad Recht hat. Draußen haben sie sich gesammelt. Kaum jemand ist zu erkennen, denn die Lichter überleuchten die Körper, die dunkle Schemen im Regen sind. Wasser bricht sich auf Klingen und anderen Waffen. Doch einen erkennt Emily, und wieder hatte Galahad Recht.
    Richard baut sich auf, steht dort wie ein Baum und ruft, vermutlich nicht zum ersten Mal: » Komm raus, Clifford Gald! « Sie kennt ihren Bruder gut genug, um wahrzunehmen, dass er nur ruft, um ein Ritual zu erfüllen. Seinen Worten fehlen Intensität und Schärfe, als wolle er nicht, was er fordert. Er löst sich von der Gruppe, eine junge Frau, es ist Nora Thompson, versucht, Richard am Arm festzuhalten, doch dieser, das Gewehr im Anschlag, kommt auf das Haus zu, in dem er einst geboren wurde und seine Mutter starb.
    Emily beginnt, am ganzen Leib zu zittern. Erst jetzt bemerkt sie, dass Galahad hinter sie getreten ist und sein warmer Atem ihren Nacken streichelt. » Diese dummen Menschen « , sagt er leise.
    » Was sollen wir tun? « , flüstert Emily. Sie ist erschüttert. Der Mob macht ihr Angst. Sie sind bereit, Galahad zu lynchen und machen vielleicht auch vor ihr nicht Halt.
    » Ich werde mich ihnen stellen. Flucht hat keinen Sinn und ist nicht ehrenvoll. «
    » Ehre? « Sie fährt herum.
    » Ich bin ein Ritter, vergesse das nicht. «
    » Ehre? Willst du dich für die Ehre töten lassen? «
    » Ich will deinem Vater sein Haus zurückgeben. Er soll gemeinsam mit seinem Sohn hier leben und seiner Arbeit nachgehen. Er soll Frieden finden, denn er wird ab heute nicht mehr trinken und ein besserer Mensch werden. «
    » Woher willst du das wissen? «
    » Ich weiß es. «
    Emily spürt Zorn in sich hochsteigen. » Wenn du vor das Haus gehst, wird Richard dich erschießen. «
    » Wird er das? « Galahad schmunzelt.
    » Bitte, bleibe hier « , bettelt sie. » Ich liebe dich, du alter, schöner Mann. « Sie nimmt seinen Kopf in beide Hände und küsst ihn. Er macht sich von ihr los.
    » Auch ich liebe dich, und eben deshalb muss die Sache geregelt werden. Es darf kein übler Geschmack zurückbleiben wie von einem alten Fisch. Nur wer sich traut, zu weit zu gehen, findet heraus, wie weit man überhaupt gehen kann. Auf gefahrlose Wege schickt man nur die Schwachen. «
    » Ich weiß, dass du nicht schwach bist. «
    » Aber weiß ich es? « Er lächelt bitter und geht nach draußen.
     
     
    Richard traut seinen Augen nicht. Das hat er nicht erwartet. Er ist auf dem Weg ins Haus, als sich die Tür öffnet. Clifford Gald tritt heraus, ein mächtiger Schatten im Licht der Fackeln und Öllampen. Es regnet und Stiefel platschen in Pfützen und Matsch. Gemurmel und Wispern erfüllt die Nacht.
    » Da ist er. «
    » Tapfer, tapfer. «
    » Er ist nicht geflohen. «
    » Was hat er vor? «
    » Wo ist Blackmores Tochter? «
    Die Tür öffnet sich erneut, und nun tritt Emily in den Regen. Clifford Gald fährt herum, und Richard hört, wie er sagt: » Geh zurück ins Haus! «
    Er staunt, als er die vertraute Anrede registriert, dann konzentriere er sich wieder auf den Mann, der seinem Vater das Gut nahm.
    » Töten wir ihn endlich! «
    » He, Gald, wir sind hier, um dich ... «
    » Ruhe! « , brüllt Richard. Es ist genug geredet. Je mehr sie brüllen und diskutieren, desto mehr stärken sie Gald und geben ihm Gelegenheit, sich eine Finte auszudenken. Er legt an, achtet darauf, seine Schwester nicht

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