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Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Titel: Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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zu treffen, die sich Gald nähert, und ohne weiter nachzudenken, drückt er ab. Der Schuss donnert durch die Nacht, und sofort verstummt das Gerede.
    Clifford Gald wirft die Arme in die Höhe, dreht sich um die eigene Achse und stürzt zu Boden, sodass der Schlamm hochspritzt.
    Feuer rasen durch Richards Körper, und er will jubilieren. Es ist vollbracht. Gald ist tot. Dann beginnt Emily, zu schreien. Sie wirft sich über den Körper des Mannes, ihr Gesicht ist Richard zugewendet. Ihre Augen funkeln im Fackelschein, ihr Schrei verstummt, dafür stößt sie hervor: » Mörder! Du bist ein Mörder! «
    Ihre Anschuldigung trifft Richard mitten ins Herz, und nun bewegt sich die Menge hinter ihm. Nicht wenige seufzen, andere murren, und Nora sagt, für alle verständlich: » Gald war wehrlos. Er hat ihn abgeknallt wie einen Hund. «
    Zustimmendes Gemurmel.
    Richard wirbelt herum, die Flinte im Anschlag. » Hör auf « , keucht er, während das Schluchzen seiner Schwester die Nacht zerreißt. » Ihr wolltet es. Deshalb sind wir hier. Ihr wolltet alle, dass er stirbt und ich war derjenige, der es tat. Einer musste die Verantwortung auf sich nehmen. «
    » Mörder ... « , schluchzt Emily.
    Nora sieht Richard an. Ihre Augenbrauen bilden einen düsteren Strich. Ihre Lippen beben, und man kann nicht ausmachen, ob Tränen oder Regentropfen über ihre Wangen laufen.
    » Was ... was ... wollt ihr? « , fragt Richard verunsichert. Alle starren ihn an, die Fackeln werden gesenkt, als wolle man den Mörder in seiner Deutlichkeit nicht mehr sehen. Emily, immer noch bei Galds Leichnam, jammert und weint, und nicht wenige scheinen unschlüssig zu sein, ob sie ihr Trost spenden sollen. Jeder ahnt, dass etwas Grauenvolles geschehen ist, mit dem niemand gerechnet hat, obwohl es die einzige Alternative war. Emily Blackmore scheint ein enges Verhältnis mit Clifford Gald zu haben, denn sie benimmt sie wie eine trauernde Frau. Obwohl sich das niemand erklären kann, hat es den Anschein, als liebe sie ihn. Sie ist untröstlich und hat ihren eigenen Bruder des Mordes beschuldigt.
    Ja, Richard Blackmore ist ein Mörder. Auch wenn sie mitgegangen sind, haben sie das nicht gewollt, belügen sie sich, denn die nächste Nacht und der nächste Traum kommen gewiss. Niemand wollte die Seele einer Liebenden zerstören. Und jeder ist froh, nicht derjenige gewesen zu sein, der geschossen hat.
    Hinter ihnen nähert sich jemand. Er schnauft und stapft wie ein Ross durch die Pfützen. » Verdammt, was tut ihr? «
    Die Menge fährt herum, und einige halten den Atem an.
    Kenneth Blackmore kommt heran, regennass wie alle, die Augen weit aufgerissen, das Gesicht vor Anstrengung verzerrt. Er bleibt stehen und drückt eine Hand gegen sein Herz. Er ist völlig aus der Puste, und manch einer weicht vor ihm zurück, als sei er der Leibhaftige. Ohne zu zögern, strebt er zu Richard, und mit einem harten Schlag fegt er seinem Sohn die Flinte aus der Hand. Der nächste Schlag trifft den jungen Mann mit der flachen Hand auf die Wange. » Wie konntest du nur? « , zischt Blackmore. » Du sperrst mich ein, obwohl ich dir sagte, alles habe sich aufgeklärt. Du führst diese Narren an und erschießt einen harmlosen und wehrlosen Mann? «
    Aufregung fährt wie ein fauliger Wind unter die Männer und Frauen. Sie fangen an zu tuscheln, und Morris gesellt sich zu Blackmore, der seinen Sohn anfunkelt. Er will etwas sagen, hält Blackmores Arm fest, doch der Mann entzieht sich ihm, lässt seinen verdutzten Sohn stehen und geht zu seiner Tochter und dem Mann, der im Schlamm liegt. Emily starrt ihren Vater an und ihre Lippen beben. Im Licht der Fackeln hat sie tiefe Ringe unter den Augen, ihre Haut schimmert nass und weiß, und ihre Gestalt wirft einen harten Schatten. Blackmore kniet sich neben sie und sie springt auf.
    » Geh weg, Vater. Verschwinde! « , schreit sie.
    Blackmore hört nicht zu und erwidert nichts, stattdessen beugt er sich zu Gald. » Sir ... « , murmelt er und rüttelt den Mann an der Schulter. » Sir, leben Sie noch? « Mit seiner letzten Kraft dreht er Gald auf den Rücken. Er ächzt dabei, und endlich ist es vollbracht. Emily geht zu Richard, der wie versteinert wirkt. Sie baut sich vor ihm auf.
    » Du armer, armer Junge « , sagt sie ganz leise, doch jeder hört es.
    Frauen fangen an zu weinen.
    Männer schnäuzen sich, und alle haben die Waffen gesenkt. Emily sieht die Meute an und sagt: » Schämt euch. Geht nach Hause und betet. Ihr alle seid Barbaren.

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