Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)
mich davonmachen, um ihn später zu holen, als etwas Unerwartetes geschah. «
Er lächelt und streichelt ihre Wange. » Was ich dir jetzt sage, wird dir noch unvorstellbarer vorkommen, als alles, was du schon weißt. «
» Mich kann nichts mehr erschüttern « , sagte si, obwohl sie das Gegenteil denkt.
» Ich ging durch ein Portal. «
Sie sieht ihn fragend an.
» Durch ein Zeitportal, Emily. Ich weiß, das hört sich komplett verrückt an, aber es entspricht der Wahrheit. In den Gängen, Katakomben, Höhlen und Gewölben unter Yorkshire haben sich durch Magie Zeitportale gebildet, die man weder sieht, noch bewusst nutzen kann. Den Grund dafür werde ich später erklären. Er geht zurück auf Artus und seine Ritter. Es könnte also geschehen, dass ich mich an den Felsen lehne und einfach so verschwinde. Ich wache woanders auf, in einer anderen Zeit, vielleicht sogar in einem anderen Land. So mag erklärt sein, warum zu allen Zeiten hin und wieder Erwachsene oder Kinder verschwinden und nie wiedergefunden werden. « Er macht eine Pause, um ihr Zeit zu gönnen, und das Unerhörte zu verarbeiten. » Ich verschwand also in einem Portal und erwachte in Spanien um die Jahrhundertwende, danach in einem Land, von dem ich bis heute nicht weiß, wie es heißt und schließlich schleuderte es mich in die Zukunft, genau hierhin. Nicht, dass ich dort, wo ich aufwachte, zurückgehen konnte, nein, das wäre zu einfach gewesen. Stets musste ich hierhin zurück, nach Yorkshire. Mit dem Schiff, auf Dromedaren, mit Pferdewagen oder zu Fuß. Ich hatte es nicht eilig, denn ich bin unsterblich. Mein ganzes Leben und eine Unendlichkeit mehr, die ich nicht begreife, bin ich auf dem Weg zurück zum Gral. Ich weiß stets, wo er ist. Manchmal fand ich jahrzehntelang kein Portal und wartete. Ich wartete darauf, dass die Zeit verging. Wie lange ich tatsächlich gelebt habe, weiß ich nicht, denn ich ging hierhin und dorthin und meine wirkliche Lebensspanne mag länger oder kürzer sein. Ich hörte irgendwann auf, zu zählen. «
» Liebe Güte « , flüstert Emily. » Das ist ja furchtbar. «
» Es ist ein böses Geschenk Merlins, ein Teil seines Fluchs, der auf mir lastet. Hin und wieder meine ich, seinen Atem in meinem Nacken zu spüren oder den seiner Männer. Um es einfach zu sagen ... er verfolgt mich durch die Zeit, und ich weiß nie, ob er schon dort ist und auf mich wartet. Er weiß nicht, wo ich den Gral versteckt habe, aber er wird es vermuten. Ich schwor, den Gral zu hüten, und diesen Schwur werde ich nie brechen. Ich werde ihn mit meinem Leben verteidigen, denn vernichten kann ich ihn nicht. «
Emily schwirrt der Kopf.
» Deshalb wollte ich dieses Haus. Ich brauchte es, um den Gral wieder zu finden. Im Laufe der Jahrhunderte verändert sich vieles und es benötigt einige Zeit. Ein Erdbeben oder ein Brand hätte alles verändert haben können. Bäume sind dort, wo früher keine waren, Wiesen, wo zuvor Felsen lagen. Ich suchte in zwei Gütern und fand nichts, dann spürte ich, dass der Gral hier ist. Und ich spürte etwas, dass eigentlich dem Zufall überlassen ist. Ein Portal. «
» Hier unten ist ein Portal? «
» Ja, nicht weit weg von uns. «
Sie seufzt.
» Heute war ich bei deinem Vater und sagte ihm, in zwei oder drei Tagen könne er sein Gut wiederhaben. Ich gehe fort und werde reisen, wohin, das wird sich zeigen. Ich bin ein ewiger Wanderer, dessen einziger Zweck es ist, den Gral davor zu bewahren, in falsche Hände zu geraten. «
» Du gehst fort? «
Stille breitet sich aus. Dann sagt er: » Merlin ist nie weit weg. Er findet mich immer. Ich vermute, auch dieses Mal wirkt er seinen Zauber, versucht, mir den Gral abzunehmen und mich zu beseitigen. Bisher konnte ich ihm stets entkommen, doch irgendwann – vielleicht – wird er schneller sein. Seine Magie ist groß, und ich bin nur ein einfacher Mann. «
Aha, ein einfacher Mann! Ein Zeitreisender! Um Haaresbreite hätte Emily gelacht, doch dann begreift sie die furchtbare Konsequenz seiner Worte.
» Das wusstest du, Clifford Galahad. Trotzdem bist du mit mir ins Bett gestiegen. Du redest von Liebe und willst mich verlassen? Wie kannst du so etwas tun? «
» Ich sagte, ich muss hier weggehen. Aber sollte eine Frau nicht an der Seite ihres Mannes sein? «
Hat sie sich verhört, oder klang das wie ein Antrag? Er will, dass sie an seiner Seite ist? Als seine Frau? Eine ziemlich unromantische Art, einer Frau so etwas zu gestehen. Das hat nicht mit Romeo und Julia
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