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Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Titel: Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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sie sterben?
    Als Linda an mögliche Antworten dachte, schüttelte es sie wie Espenlaub.

 
    Grace hatte sich nie mit ägyptischer Geschichte befasst. Keiner in ihrer Klasse tat das. Als sie ihren Schulfreundinnen erzählte, dass sie mit ihrer Mutter auf diese Reise gehen würde, war sie gefragt worden: Wo ist Ägypten?
    Auf amerikanischen Highschools lehrte man amerikanische Geschichte. Das Ausland wurde nur gestreift und interessierte wenig. Viele Amerikaner hielten Deutsche für Menschen, die in Holzhütten hausen und Lederhosen tragen, oder Franzosen für kauzige Typen, die permanent Baguettes unter dem Arm spazieren führen und am liebsten vom Eiffelturm Selbstmord begehen.
    Grace fand die Reise bisher interessant. Sie war wissbegierig. Reiseerfahrungen bedienten ihr Naturell. Besonders das Nilschiff fand sie cool. Sie teilte sich mit ihrer Mutter eine Kabine. Von dort aus hatte man einen großartigen Blick auf den Nil und auf die Sonnenuntergänge. Alles war sehr romantisch. Es wäre schön, wenn Stan bei ihr gewesen wäre. Stan war ein netter Junge, der ein bisschen aussah wie Robert Pattinson.
    Grace seufzte und setzte sich auf einen quadratischen Stein. Sie hatte sich einen Schattenplatz gesucht. Im Tal der Könige war es drückend heiß. Viele Touristen hatten Taschentücher auf die Köpfe gelegt, um sich vor der Sonne zu schützen.
    Irgendwo trieb Brad sich herum. Der Fotograf war ein gut aussehender, freundlicher Mann, der sie sehr an ihren Vater erinnerte. Wenn er lachte - und das tat er oft - verzog sich sein Gesicht in tausend kleine Falten. Vermutlich, dachte Grace, sah Brad sehr gut aus. Zumindest musste Mom so denken. Er hatte eine abenteuerliche Ausstrahlung. Besonders dann, wenn er in Shorts und um den Hals seine Kameras gehängt, durch den Sand stiefelte.
    Sie wischte verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. So ging es ihr öfters, wenn sie an ihren verstorbenen Vater dachte.
    Wo Mom nur blieb? Mom, die immer so tat, als könne sie die Welt aus den Angeln heben. Grace erinnerte sich an Nächte, in denen sie wach gelegen hatte und dem Schluchzen ihrer Mom gelauscht hatte. Zwischen ihrem Zimmer und dem Wohnraum war nur eine dünne Wand. Zu dünn für Geheimnisse. (Leider auch zu dünn für System of the Dawn oder Blink 128 .) Am nächsten Morgen lachte Mom dann immer, als sei nichts geschehen und blinzelte aufmunternd.
    Hin und wieder hatte Grace mit sich gekämpft. Sie hatte vor Mom hintreten und sagen wollen: »Ich bin kein kleines Mädchen mehr. Ich weiß, wie du dich fühlst.«
    Mom hatte sich die Grabkammer anschauen wollen.
    Grace war nicht mit hineingegangen. Sie hatte inzwischen zehn oder fünfzehn Grabkammern gesehen. Alle sahen gleich aus. Da kam es auf eine mehr oder weniger nicht an. Besonders die von Tutenchamun hatte sie enttäuscht. Sie war kleiner als die anderen und weniger schmuckvoll gewesen.
    Der Fremdenführer hatte die Hieroglyphen erklärt. Er hatte von Ka, Osiris, Horemheb und einem Priester erzählt, der mit einer Leopardenhaut bekleidet gewesen war. Nach dreißig Minuten hatte es in Graces Kopf gekreiselt. Ramses! Horus! Informationen, Informationen! Und alles so fremdartig und anders. Und von einem Hund hatte er berichtet. Anubis?
    Einmal hatte Mom sie schelmisch angeblinzelt und gesagt: »Diese Fremdenführer gehen mir auf die Nerven. Sie reden zu schnell ein zu schlechtes Englisch, obwohl sie es gut meinen.«
    Grace fielen die Augen zu. Sie stützte ihre Ellenbogen auf die Oberschenkel, und ihr Kopf sank nach vorne.
    Gestern Abend hatte es eine kleine Feier an Bord des Nilschiffes, der Karnak Drea m, gegeben. Sie hatten ein improvisiertes Theaterstück aufgeführt. Die Erwachsenen hatten Rotwein getrunken und es war viel gelacht worden. Mom hatte mit Brad getanzt, was Grace mit Behagen verfolgte. Sie hatte zwei Stunden vergeblich darauf gewartet, dass die beiden sich küssten. Vielmehr behandelten sich Mom und Brad lediglich wie gute Freunde. Enttäuscht war Grace gegen zwei Uhr in ihre Kabine gegangen. Mom war eine Viertelstunde später gefolgt. Um halb acht hatte der Wecker geklingelt.
    Entsprechend müde war sie.
    Der schattige Schlaf umschloss sie und ...
     
     
    ... vor sich sah sie einen Mann. Er trug eine seltsame goldene Maske auf dem Gesicht. Sein Gewand war weiß und an den Rändern farbig verziert. Der Mann beugte sich über Grace. Er atmete tief ein und aus unter seiner Maske. Es war ein bedrohliches Pumpen, das irgendwie an Darth Vader erinnerte. Seine

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