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Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Titel: Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Hände glitten auf Grace zu. Es waren schmale, beringte Finger. Die Nägel waren schwarz lackiert und sehr lang. Grace wich zurück. Zurück von dieser Gestalt.
    Wer war das?
    Was wollte er von ihr?
    Hinter ihr war eine Wand, weich wie Gummi. Grace prallte zurück nach vorne. Hinter der Maske kicherte es. Heiße Furcht umkrallte Grace. Sie spürte, dass sie träumte. Sie sagte sich, dass es Zeit sei, aufzuwachen. Aber sie erwachte nicht.
    Flüchte nicht, Kind! Ich habe lange auf dich gewartet.
    »Lass mich in Ruhe«, wehrte Grace sich und hob schützend ihre Arme.
    Du bist mein. Es hat keinen Zweck, wenn du wegläufst. Ich finde dich!
    »Du bist nur ein Traum.«
    Ich bin wahr!
    »Du bist nur ein Traum!«
    Hinter der Gestalt hob sich aus dem Nichts ein schwarzer Schatten empor. Er überragte das Traumwesen um zwei Köpfe. Zitternd sah Grace, dass es sich nicht um ein menschliches Wesen handelte. Vielmehr glich es einem
    - Hund!
    Einem riesigen Hund! Die schwarze Schnauze grinste wölfisch. Von den Lefzen tropfte Speichel. Die spitzen Ohren vibrierten, als höre er sehr aufmerksam, was sein Meister sagte. Er saß auf den Hinterläufen, und seine Rute peitschte bedrohlich.
    Noch immer zuckten die schwarzen Fingernägel vor Grace. Die Finger schlossen und öffneten sich.
    Gebannt starrte Grace das grauenvolle Hundegeschöpf an. Noch nie hatte sie so etwas gesehen. In keinem Traum, den sie bisher gehabt hatte. Dieses Vieh konnte sie mit einer kleinen Bewegung seiner Pranken töten. Sie würde keine Sekunde gegen ihn bestehen.
    Warum also geschah nichts?
    Weil es nur ein Traum ist, Dummerchen, sagte Grace sich. Ein furchtbar realistischer zwar, aber nur ein Traum. Er kann mich nicht fassen! Ich bin sicher vor ihm. Er blufft nur. Er will mir Angst machen. Aber er hat keine Macht über mich.
    Du hast recht. Es soll noch nicht sein. Aber bald werde ich zu dir kommen.
    »Du bist nur ein Traumgeist. Ich nehme dich nicht ernst«, lachte Grace, obwohl ihr die Panik fast den Atem raubte.
    Du bist ein tapferes Kind, Sephrete. Schön und tapfer. Ebenso wie deine Mutter. Ich wusste, das Warten würde sich lohnen.
    Der Hund hechelte. Sein beißender Gestank legte sich um Grace. Er richtete sich auf. Nun überragte er das Wesen mit der Maske, als stehe ein Pferd neben einem Kind. Der schwarze Kopf pendelte von links nach rechts wie bei einem traurigen Elefanten. Bebende Muskeln spielten unter dem rauen Fell.
    Sephrete, du Schönste aller Dynastien! Warte auf mich, warte, warte ...
    Jemand schrie.
    Markerschütternd.
    Noch eine Traumgestalt?
    Noch ein Geisterwesen?
    Der Schrei wiederholte sich.
    Weit entfernt.
    Außerhalb des Traumes!
    Grace fuhr hoch.
    Das beißende Sonnenlicht blendete sie. Verwirrt rieb sie sich die Augen. Um Haaresbreite wäre sie von dem Felsquader gerutscht und auf dem Hosenboden gelandet. Sie rappelte sich auf. Menschen hasteten an ihr vorbei. Arabische Wortfetzen schwebten in der heißen Luft. Erregt plapperten zwei Fremdenführer miteinander. Sie zeigten zu einem Grabeingang.
    Erneut erklang der Schrei.
    Grace begriff erschüttert, was sie geweckt hatte.

 
    Himmel, das war doch absurd! Sie war nur eine ganz gewöhnliche Touristin, die eine altägyptische Grabkammer besichtigte.
    Erneut kneiselte der Felsen. Steinstaub rieselt über dem Eingang zur Kammer herab. Ein kaum hörbares Grollen hallte in der Grabkammer wider, als drohe ein zorniger Geist.
    Bilder drängten sich Linda auf. Sie strömten durch ihre Finger. Kalter Stein, Nebel und Bilder.
    Eine hundeartige Gestalt.
    Schwarz, mit einer langen spitzen Schnauze. Darüber rote, glühende Augen und aufmerksam hochgestellte Ohren. Das Maul leicht geöffnet. Ein düsterer Anblick. Die Bilder waren wie Träume. Und doch wirklicher. So wie eine Halluzination sein musste. Wirklich und unwirklich gleichermaßen.
    Gehe! Gehe endlich! , empfahl die Stimme, die nicht zu dem Hund gehörte, sondern von irgendwo ertönte. Sie wurde leiser. Immer leiser.
    Linda löste ihre Hände vom Sarkophag. Sie stolperte zurück und stieß sich die Knie an der Steinbank. Instinktiv zog sie ihren Kopf ein. Hatte sich die Decke gesenkt? War der Raum niedriger geworden? Hatten sich die Wände tatsächlich verformt?
    Es zischte, als die nebelige Gestalt in sich zusammenfiel.
    Offensichtlich hatte sich das, was so grauenerregend gewesen war, zurückgezogen. Kein Hund mehr, keine Lichtgestalt, keine Stimme. Das Rieseln der Felskörner und das helle Knistern reißenden Steins indessen ging

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