Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)
Unbekannten konfrontieren. Ihre schlimmsten Alpträume werden sich bewahrheiten, die Dunkelheit wird ihre Schwingen über Sie legen.«
Frenetischer Beifall brandete auf. Ein Blitz zischte hoch, verpuffte , und in derselben Sekunde war der Künstler verschwunden und die Bühne war leer.
»Sehen Sie mich an!«, hallte ein Befehl durch das Theater. »SEHEN SIE MICH AN!«
Köpfe schnellten herum. Das Publikum seufzte und stöhnte, als es den Zauberer zehn Meter über dem Parkett in einer Loge auftauchen sah. Er sah aus wie eine menschliche Fledermaus, die Maske hinter einem schwarzen Umhang verborgen, den er mit einer theatralischen Geste vor das Gesicht hielt.
»Wie hatt’a das gemacht?«, wisperte Meggy und klammerte sich an Bernard.
» Das war ein Kinderspiel für ihn. Wenn er wollte, könnte er mit einem Zauberspruch das ganze Gebäude in Schutt und Asche legen«, zischte Bernard.
»Du spinnst. Das sind doch nur Kunststücke und Tricks!«
»Er kann die ganze Welt täu schen ... mich täuscht er nicht. Ihm habe ich zu verdanken, dass mein Vater und meine Mutter vor Kummer starben und meine Schwester in den Straßen verloren ging, und wegen ihm lebe ich wie eine verlauste Ratte in der Fields Lane.«
Das Publikum löste sich aus seiner Starre und klatschte.
»Ich will dir ma’ was sagen, Bernie! Du gehst mir auf die Nerven.« Meggy blitzte ihn wild an . und ihre struppigen Haare glühten im Flackerlicht dessen, was sich auf der Bühne abspielte. Bernard verzog keine Miene. Er betrachtet das abgerissene Geschöpf neben sich. Er liebte die Frau wie eine Schwester.
»Hör zu, Bernard. Deine verrückte Geschichte habe ich schon tausendmal gehör t. Es ‘is ‘ne fixe Idee von dir. Und so langsam hab’ ich die Nase voll. Wir mussten drei ganze Tage für den Eintritt arbeiten und währen fast nich’ reingelassen worden. Und jetzt verdirbst du uns mit deinem Unsinn das Vergnügen!« Sie ließ sich in den Sitz zurückfallen und zog eine Schnute.
Das Theater erbebte unter grollendem Donner. Eine Stimme hallte: » Ich bin der Herrscher! Ich werde dich vernichten, Makabros! «
Der Große Makabros lachte siegessicher. Rauch stieg von der Bühne auf, und der Zauberkünstler trat an den Bühnenrand, was das Publikum ächzend quittierte. Soeben war er noch oben auf der Loge gewesen, und nun …
Er warf kleine Explosionsbälle aus seinen Handflächen und kämpfte mit Blitzen und herabsinkenden glitzernden Sternen gegen den imaginären Feind. Gegenstände schossen wie von Geisterhand bewegt über die Bühne. Der Vorhang bauschte sich , und ein Gnom wickelte sich aus dem dicken Stoff und machte Faxen. Das Publikum lachte erleichtert.
Der Zauberer legte blitzschnell seinen Umhang über die verwachsene Kreatur und schnippte demonstrativ mit den Fingern. Der Gnom war verschwunden.
Die Köpfe der Zuschauer fuhren hoch.
Dreißig Fuß über ihnen baumelte ein Käfig. In ihm zappelte der Gnom und schrie markerschütternd.
Der Große Makabros wirbelte herum und herum, wobei sein Umhang ihn wie ein Kreisel umschloss. Erneut zischte eine Stichflamme auf. D ann wurde es schlagartig dunkel.
Im Theatersaal hätte man das Trippeln von Mäusefüßen hören können, wäre das hektische Atmen der Zuschauer nicht zu laut gewesen.
»Machen Sie sich bereit für das Ereignis Ihres Lebens!«, rief Der Große Makabros.
Lichter schnellten hoch, von Trommelwirbeln untermalt , und es roch durchdringend nach Gas und Schwefel.
Ein nebelartiges Geschöpf festigte sich , und ein grüner schmaler Drache schwebte über den Köpfen der Zuschauer.
Ein Inferno brach los. Frauen kreischten, Männer brüllten , und aus den Fingerspitzen des Zauberers schossen Blitze, die in den Körper der Kreatur schlugen wie explodierende Flintenkugeln. Der Drache, gut zehn bis fünfzehn Fuß lang, schmal und sehr behände, schoss über die Köpfe der verwirrten Zuschauer hinweg, seine fast durchsichtigen Flügel verdrängten die Luft , und ununterbrochen donnerte die Magie des Zauberers auf die glänzenden Schuppen. Ein feiner Feuerstrahl kam aus dem Maul der Kreatur, die reptilienartigen Augen starrten böse , und nicht wenige Frauen fielen in Ohnmacht, während schwitzende und in Panik aufgelöste Männer nach Riechsalz in den Handtaschen ihrer Frauen suchten.
Mit einem donnernden Knall sackte der Drache in sich zusammen und wurde zu einer Rauchwolke, die sich auflöste, und von mehreren Blendlampen angestrahlt regnete es Glitzer in den Zuschauerraum, als
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